Herbstanemone
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Mellifera @ Wir haben es satt! - Demo 2017

Silke Meyer von unserer Berliner Regionalgruppe berichtet von schwärmenden und schwänzelnden Bienen auf der Wir haben es satt – Demo in Berlin.

Di 7. Februar 2017 von Gastautor*in BieneMenschNatur.32, Bienengesundheit, Landwirtschaft, Neonicotinoide, Pestizide, Regionalgruppe

Und wieder haben sich im Januar 130 Traktoren und 18.000 Menschen und Bienen auf Berlins Straßen versammelt um lautstark das Wir haben es satt zu verbreiten und die Wende in Agrar- und Ernährungspolitik für gesundes Essen, eine bäuerlich-ökologischere Landwirtschaft, artgerechte Tierhaltung und fairen Handel zu fordern!

Auch wenn mit dem abgesagten TIPP-Abkommen eine gewisse Bedrohung abgewendet zu sein scheint, stehen immer noch eine Menge an Veränderungen an, um eine gesunde und natürliche Lebensweise zu erreichen. Aus Sicht der Bienen heißt das: die Forderung nach Verboten von Glyphosat, Neonikotinoiden und Co in der Landwirtschaft.

Beginnend im Berliner Quartier der Stiftung Aurelia, der politisch aktiven Initiative von Mellifera e.V., zogen wir von Potsdamer Platz bis Brandenburger Tor und demonstrierten in Imkerausrüstung und Bienenkostümen, mit Bannern und Smokern, Flyern und summenden Gesprächen. Der Bienenschwarm umflog den Wagen vom Kleinfolgenreich e.V., brachte Informationen unters Menschenvolk und führte beim Aufeinandertreffen mit den Trommelgruppen seinen Schwänzeltanz auf, um die prachtvollen Nahrungsquellen zu kommunizieren. Was uns danach ins Heinrich Böll Zentrum zu einer Kurzpräsentation und weiterer Vernetzung aller teilnehmenden Initiativen führte.

Hintergrund unserer Anliegen: Auf dem Land spitzt sich die Bedrohung der Lebensbedingungen von Bienen, Wildbienen, Hummeln und anderen Insekten durch die intensive Agrarindustrie zu. In den letzten drei Jahrzehnten ist der Gesamtbestand bei Insekten dramatisch gesunken, selbst in Naturschutzgebieten wurde ein drastischer Rückgang der Insektenbiomasse um 80 Prozent festgestellt. Der übermäßige Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, ausgeräumte blütenarme Agrarlandschaften und die damit einhergehenden fehlenden Nahrungsquellen sind wahrscheinliche Ursachen für das Verschwinden der Insekten. Eine Vielzahl an Studien deutet darauf hin, dass eine Gruppe an Insektiziden (Neonikotinoide) eine besondere Rolle bei diesem Insektensterben spielt.

Nicht nur, dass mit dem Rückgang der Insekten die Bestäubung von Wiesen und Nutzpflanzen sowie eine Nahrungsquelle für andere Tiere im Ökosystem ausfällt – die Verwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft führt zudem zu besorgniserregenden Kontaminationen im Honig. Im letzten Jahr wurde in einer Honigprobe eine mehr als hundertfache Überschreitung der zulässigen Höchstmenge von Glyphosat festgestellt. Ein Verkehrsverbot und seine Vernichtung ist die Folge. Die Ausbringung von Glyphosat ist seit 15 Jahren erlaubt, und mit dieser erschreckenden Information muss erreicht werden, dass die Glyphosatbelastung von Honig wenigstens deutlich und zuverlässig unter den maßgeblichen Grenzwerten bleibt.

Bisher lehnt die EU-Kommission das von der Aurelia Stiftung geforderte Verbot ab und schreibt dazu: „…vielmehr obliegt es dem Imker, sich relevante Informationen über Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln zu beschaffen, bevor er seine Bienenstände in landwirtschaftlich oder anderweitig genutzten Flächen platziert.“
„Diese wirklichkeitsfremde Position nehmen wir Imker nicht hin,“ so Aurelia. Das Bündnis zum Schutz der Bienen klagt unter der Federführung von Mellifera e.V. beim Europäischen Gerichtshof auf Rücknahme der Verlängerung der Glyphosat-Zulassung im Jahr 2016.

Mehr Infos zu Glyphosat im Honig und dem Spendenaufruf findet Ihr hier.

Mit Dank an Narciss & Goldfaden für die Kostümausleihe und der Grünen Fraktion für das Recycling ihrer Wahlplakate.

Weitere Bilder findet Ihr auf der Website unserer Regionalgruppe Berlin


Biene sitzend auf Blüte