

Wesensgemäße Bienenhaltung FAQ
Hier gehen wir auf häufige Fragen aus dem Kosmos der wesensgemäßen Bienenhaltung ein. Die Artikel beschreiben, was den Bien im Jahreslauf beschäftigt und wie er dabei wesensgemäß begleitet werden kann.
Fragen zur Auswinterung und Durchlenzung der Bienen
Nach der Wintersonnenwende spüren die Bienen, wie die helle Jahreszeit langsam wieder Einzug hält. Immer mehr Winterbienen mobilisieren ihre letzten Reserven: Indem sie das wachsende Brutnest pflegen, verbrauchen sie ihre Energie, die sich aus ihrem Fett-Eiweißkörper speist. Mit dem Futtersaft geben sie ihr Leben an den „Sommerbien“ weiter. Mit dem Wärmebedarf – für die Aufzucht der Brut heizt der Bien seine Wohnung auf etwa 36 ºC auf – steigt auch die Nahrungsaufnahme. Wohl dem Bien, der ordentlich Speck auf den Rippen bzw. Honig in den Waben und ausreichend wohlgenährte Winterbienen hat, um während dieser sensiblen Phase der Durchlenzung stark ins Frühjahr hineinzuwachsen. Außerdem wird Wasser benötigt, um das notwendige feuchte Mileu für die Brutaufzucht aufrecht zu erhalten und Honigvorräte verfügbar zu machen.
Wie stelle ich im Frühjahr die Futterversorgung meiner Bienen sicher?
Vorab: Das Bienenvolk sollte durch eigenen Honig oder deine Fütterung im Vorjahr ausreichend Vorräte haben, um von der Witterung im Frühjahr unabhängig zu sein. Am besten bis zu den Eisheiligen. Bist du unsicher, kannst du vorsichtig das Wachstuch an der Rückseite der Beute anheben. Wenn die Bienen noch weit unten in den Wabengassen sitzen, liegen darüber dicke Futterkränze, und alles ist vorerst in Ordnung. Sitzen sie in der Einraumbeute, im 1,5-Zander/DNM-Kasten schon direkt an den Oberträgern unter dem Tuch oder in der Bienenkiste oder im Dadantkasten ganz hinten, sind die Reserven vermutlich aufgezehrt. An Tagen mit Flugwetter kannst du in Bienenwohnungen mit Rähmchen oder im Top Bar Hive die Randwaben (vom Schied her) zur Seite ziehen und nachsehen, ob die Bienen auf benachbarten Waben Futter haben. Ist es weit vom Bienensitz entfernt, solltest du es direkt neben die Bienen hängen. Soll im zeitigen Frühjahr oder in Kälteperioden notfalls nachgefüttert werden, muss das Futter möglichst nah am Bienensitz gereicht werden, damit die Bienen es auch aus einer engen Wintertraube heraus erreichen können. Du kannst kandierten Honig über dem Bienensitz zwischen die Oberträger streichen oder eine Portion Futterteig auflegen (Rezept für Honig-Futterteig). Er wird oben mit einer Folie abgedeckt, damit er nicht austrocknet. Die Bienen nutzen ihr Kondenswasser, um den Futterteig verfügbar zu machen. Daran, ob und wie schnell die Bienen den Futterteig abnehmen, erkennst du auch, wie groß ihr Bedarf wirklich ist. Haben sie nämlich ausreichend eigenes (besseres) Futter in Reichweite, bevorzugen sie dieses.
Es ist schwierig und nicht empfehlenswert, im zeitigen Frühjahr flüssig zu füttern, solang die Temperatur die Bienen noch in einer engen Traube verharren lässt.
Für beides benötigen die Bienen Wasser – ein guter Zeitpunkt, um eine Bienentränke einzurichten, die euren Garten optisch bereichert und später im Jahr auch anderen Besuchern wohltut.Wie sorge ich für die Wasserversorgung meiner Bienen?
Wasser muss den Bienen immer zur Verfügung stehen, um Futter verfügbar zu machen. Sie brauchen es auch, um Stockfeuchte und -temperatur zu regulieren. Im Frühjahr ist Wasser meist am Bienenstand vorhanden. Wir sehen die Bienen an bemoosten Stellen Wasser aufnehmen oder auf Pflanzen, Steinen, sogar vom Erdboden. Dennoch lohnt es sich, eine Bienentränke in der Nähe der Bienenstöcke einzurichten. Sie kann euren Bienenstand auch optisch bereichern und ist an heißen Tagen später im Jahr eine Wohltat für andere Besucher. Besonders schöne Tränken fanden wir im Blog unserer Freundin Michèle Brunnmeier.
Wichtig bei der Tränke ist, dass die Bienen das Wasser erreichen können, ohne hineinzufallen und zu ertrinken. Die Tränke sollte nahe den Bienenstöcken, jedoch nicht im unmittelbaren Einflugbereich aufgestellt werden, wo die Biene möglicherweise Unrat aus dem Stock fallen lassen. Wenn die Bienen eure Tränke verschmähen haben sie vielleicht keinen „Durst“ oder löschen ihn möglicherweise bei euren Nachbarn.Wie kann ich den Wärmehaushalt der Bienen unterstützen?
Viele „Erkenntnisse“ deuten darauf hin, dass der hohle Baum zumindest im Zusammenhang mit der Regulierung von Temperatur und Kleinklima im Bienenstock die beste Bienenbehausung sein muss. Unsere Erfahrung mit lebenden Zeidlerbäumen rund um die Fischermühle und ein Waldbienenprojekt in der Schweiz hat jedoch auch gezeigt, dass die Bienen in den Bäumen mit den gleichen Herausforderungen wie die Bienen in vom Menschen gemachten Behausungen umgehen müssen: Nahrungsmangel und Varroa.
Pflegen Bienenvölker Brut, während es im Herbst bereits weniger Bienen geworden sind oder im Frühjahr vor dem Massenwechsel noch wenige Winterbienen vorhanden sind, können starke Temperaturschwankungen eine besondere Herausforderung sein. Die Bienen ziehen sich zur Winterkugel zusammen und können weiter außen liegende Brut möglicherweise nicht mehr wärmen. Die Brut verkühlt dann und stirbt ab, oder es schlüpfen schlecht entwickelte Bienen. Hatte die Brut zu diesem Zeitpunkt schon große Flächen im Wabenkörper beansprucht, kann es passieren, dass die Bienen aus der Winterkugel heraus nicht mehr ihre Futterkränze erreichen und trotz guter Vorräte verhungern.
Gut gedämmte Beuten sorgen jetzt dafür, dass Temperaturschwankungen verzögert und gedämpft im Stockinneren ankommen. Zusammen mit geschlossenen Böden tragen sie dazu bei, dass die von den Bienen erzeugte Wärme länger gehalten werden kann. Als schnelle Maßnahme können Decken oder andere dämmende Materialien aufgelegt werden.
Außerdem sollten wir die Bienenvölker insbesondere im zeitigen Frühjahr nur aus gutem Grund öffnen und diese Öffnungen kurz halten. Während des kalenderischen Winters habe man „im Bienenvolk vorerst noch nichts verloren“, schreibt Karl Weiß dazu in seinem Buch „Der Wochenend-Imker“ (1984).Muss ich mich schon im Frühling um die Milben kümmern?
Die Milben sind im aufsteigenden Bienenjahr noch kein drängendes Thema, weil das starke Wachstum des Sommerbienenvolks der Vermehrung der Milben vorerst noch einige Schritte voraus ist. Dennoch kann eine Zählung im Frühjahr Aufschluss über den Erfolg einer Winterbehandlung geben, und es lassen sich evtl. Bienenvölker identifizieren, die man in punkto Milben im Auge behalten sollte.
Bienenvölker, von denen Honig geerntet werden soll, dürfen erst nach der Honigernte mit Bienenarzneimitteln, zu denen auch die organischen Säuren zählen, behandelt werden.
Einige Imker haben die Erfahrung gemacht, mit einer frühzeitigen Wärmebehandlung der Brutwaben, z. B. mit dem Varroa Controller, den Befall soweit zurückzudrängen, dass die Vermehrung der Milben – die exponentiell ansteigt – im weiteren Jahreslauf bedeutend langsamer ging. Weil die Brutnester zu diesem Zeitpunkt noch klein sind und nur die wenigen Brutwaben jedes Volkes ohne aufsitzende Bienen behandelt werden, können mehrere Völker gleichzeitig stressfrei behandelt werden.Woran ist mein Bienenvolk gestorben?
Bevor der Massenwechsel von Winter- zu Sommerbienen vollzogen ist, ist die Auswinterung keine „sichere Sache“. Um der Ursache auf den Grund zu kommen, ist es wichtig, das tote Bienenvolk genauer anzusehen und ggf. fotografisch zu dokumentieren, um sich mit erfahrenen Imkern austauschen zu können. Digital geht das in unserem Diskussionsforum.
Häufig ist die Bienenbehausung dann leer, evtl. bis auf einige wenige Bienen, die mit ihrer Weisel tot (oder mehr tot als lebendig) auf der Wabe sitzen. In diesem Fall ist das Volk wahrscheinlich aufgrund einer Erkrankung eingegangen – meist in Folge eines hohen Varroabefalls. Wo sind aber die Bienen? Solange sie es bei ausreichend hoher Temperatur konnten, haben ie den Stock zum Sterben verlassen. Oder die toten Bienen wurden von den damals noch verbliebenen Bienen ausgeräumt. Geschieht dieses Sterben während einer Kälteperiode, kann es vorkommen, dass du einen auffällig hohen Totenfall (eine dicke Schicht toter Bienen) im Bienenstock vorfindest. Du solltest dringend deinen Umgang mit der Varroamilbe überdenken bzw. überlegen, zu welchem Zeitpunkt deine Behandlung möglicherweise nicht ausreichend wirksam war.
Liegt „das ganze Volk“ neben gefüllten Futterwaben tot auf dem Boden der Behausung, ist es wahrscheinlich dass es nach einem Futterabriss verhungert ist. Viele Bienen strecken dann auch ihre Rüssel heraus. Die Bienen hatten einen zu kurzen Zehrweg und konnten in einer Kältephase nicht auf die nächste Futterwabe überwechseln. Wenn sie früh angefangen haben, stark zu brüten und eine folgende Kältephase sie veranlasst hat, sich wieder dicht zur kleinen Kugel zu ballen, trennt die Bienenkugel eine große Fläche von Brut (deren Wärmung aufgegeben werden musste, und die nun verkühlt) vom Futterkranz. Es ist verhungert.
Liegt das ganze Volk weit verstreut auf dem Boden der Behausung, hat sie eine Störung um die Konzentration in der Traube gebracht. Der überlebenswichtige wärmende Verbund der Wärmekugel hat sich gelöst und nicht wieder zusammengefunden – die Bienen haben sich aus der Traube entfernt, sind einzeln verklammt, erfroren und an Ort und Stelle ihres Todes von der Wabe gefallen.
Um dich in diesen Beobachtungen zu schulen, ist das Büchlein „Am Flugloch“ von Heinrich Storch ein empfehlenswerter Ratgeber. Hier im Mellifera-Shop bestellen…
Raum für deine Fragen
Dieser Bereich wächst mit dem aufsteigenden Bienenjahr. Wenn deine Frage hier noch nicht beantwortet wird oder du spezielle Erlebnisse teilen und erörtern möchtest, kannst du deine Frage an die Community der Wesensgemäßen Bienenhaltung im Mellifera-Diskussionsforum richten. Über die Suchfunktion im Forum findest du bereits viele Themen perspektivenreich besprochen.