


Braucht es eine Impfung gegen die Amerikanische Faulbrut?
Im Laborversuch werden erste Erfolge bei der Impfung von Bienen gegen die Amerikanische Faulbrut beschrieben. Wie ist dies aus wesensgemäßer Perspektive einzuordnen?
Mi 25. Januar 2023 von Katrin Sonnleitner, Johannes Wirz Bienengesundheit, Forschung, Hypes&Hoffnungen, Wesensgemäße Bienenhaltung
Immer, wenn eine von der Pharmaindustrie finanzierte Studie erscheint, wird sie mit großer Energie in die Weltöffentlichkeit gebracht. Das ist auch mit der Publikation über eine Impfung von Bienenvölkern gegen die Amerikanische Faulbrut (AFB) geschehen.
Die „Schluckimpfung“ wurde im Laborversuch folgendermaßen bewerkstelligt: An Bienen wurde Zuckerwasser mit abgetöteten Faulbrutbakterien (Paenibacillus larvae) verfüttert. Anschließend wurden diese Bienen für einige Zeit zusammen mit einer Königin in einen Käfig gesperrt. Über das Gelée royale, mit dem die Arbeiterinnen die Königin nun fütterten, wurden auch die abgetöteten Bakterien übertragen, welche in der Königin den Weg in die Eier fanden. Die Sterblichkeit der Larven, die sich aus diesen Eiern entwickelt und dann mit Faulbrutbakterien infiziert wurden, konnte im Laborversuch auf 30-50 Prozent reduziert werden, Freilandversuche sind geplant. Auf die an den Freilandversuchen beteiligten Bienenvölker beziehen sich auch die nun an vielen Stellen erscheinenden Pressemeldungen einer „Zulassung für eine Faulbrut-Impfung“.
Da staunt der Laie, und der einfach denkende Imker freut sich möglicherweise. Wer Königinnen züchtet, wittert vielleicht sogar ein neues Geschäft mit dem Verkauf «immunisierter» Königinnen. Hoffnungen auf einen Impfstoff dürfte vor allem in solchen Imkereien aufkeimen, die ihren Bienenvölkern allen Honig entnehmen und sie dann für den Winter mit weissem Zucker auffüttern, der außer dem Brennwert seiner Saccharose für die Bienen wertlos ist. „Schluck!“, würde man in Entenhausen dazu sagen.
In der wesensgemäßen Bienenhaltung fragen wir uns: Wie sorgen Bienen im Naturzusammenhang für ihre Gesundheit vor? In Studien konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass die Fütterung der Larven und Bienen mit Sonnenblumenhonig die Infektion der Bienen mit Nosema und der Europäischen Faulbrut (Sauerbrut) und die Fütterung mit Akazienhonig die Infektion mit der amerikanischen Faulbrut um mindestens denselben Faktor reduzieren konnte. Ebenso wirksam waren Honige mit Anteilen von verschiedenen Blütenpflanzen. Darüber hinaus zeigten Fütterungsversuche, dass Bienen in Abhängigkeit der pathogenen Bakterien jeweils den «richtigen» Honig bevorzugten. Aus vielfältigen Trachtquellen stammender Honig ist also nicht nur Nahrung für die Bienen, sondern auch Heilmittel.
Wer also seinen Bienen möglichst viel eigenen Honig lässt, ermöglicht ihnen eine selbständige, natürliche, für den Imkernden weniger aufwändige und ebenso wirkungsvolle Prophylaxe gegen die fatalen Bienenkrankeiten.
Auch wenn davon ausgegangen werden darf, dass die Zulassung einer solchen Impfung insgesamt in weiter Ferne und in Deutschland generell sehr fraglich ist, werden wir hier gegebenenfalls weiter darüber informieren.
Zum Weiterlesen und -schauen
Hrsg. Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) Einordnung der AFB-Impfung und der zugehörigen Studie
Dr. Johannes Wirz im Mellifera-Blog über Zuckerfütterung und Bienengesundheit
Bigna Zellwegers Vortrag „Das diverse Immunsystem der Honigbienen und was der Mensch damit zu tun hat“ im Rahmen der von FreeTheBees organisierten Bienenkonferenz „Bienen ohne Grenzen“: