Bienen als Schöpferinnen von Beziehungen
Die Bienen sind wahre “Beziehungswesen” findet unsere Autorin Katrin Sonnleitner. Von ihnen können wir eine Menge lernen, um auf einander zuzugehen.
Do 28. November 2024 von Katrin Sonnleitner BieneMenschNatur.47, Wesensgemäße BienenhaltungEins vorweg: Danke, Martin Dettli, dass du in deinem Büchlein Auszüge von Rudolf Steiners Bienenvorträgen für „Normalsterbliche“ wie mich kommentiert hast!
„Dass die Biene wie in einer Luft lebt, die ganz von Liebe durchschwängert ist“, beschreibt Steiner. Man müsse „das Bienenleben auf seelische Art studieren“, um es zu verstehen. Dettli bietet als Hilfestellung an, bei der Betrachtung eines Bienenvolks ein „geistiges Band“ darum zu legen, um es ganzheitlich, also als ein zusammenhängendes Wesen erfassen zu können.
Der Versuch einer solchen Betrachtung und Wahrnehmung ist für mich der Kern und gleichzeitig die größte Herausforderung der wesensgemäßen Bienenhaltung. Dr. Johannes Wirz beschreibt in seinem Beitrag auf berührende Weise, wie er mit dem Bien in Verbindung tritt.
Wie kann ich selbst erleben, was zwischen den Bienen stattfindet und was dieses Wesen zusammenhält? Was lebt da im Bienenstock weiter, während sich der Bien über das stete Schlüpfen und Sterben einzelner Bienen oder nach dem Schwärmen dauernd verändert zeigt?
Die eigene Haltung spielt bei unserer Begegnung mit dem Bien eine große Rolle. Machen wir uns bewusst, dass wir beim Öffnen des Bienenstocks körperlich in diesen Organismus eintauchen. Tun wir dies liebevoll? Öffnen wir dem Bien unser Herz und lauschen darauf, was er uns sagt? Verstehen wir ihn dann? Und vertrauen wir darauf, was wir wahrnehmen?
Das Bienenvolk – ein Beziehungswesen
In seine Nesthöhle lebt sich der Bien mit Wabenkörper und Propolishaut hinein, bildet auf diese Weise sogar manches Mal eine neue Einheit mit einem lebendigen Baumwesen. Die Drohnen eines Bienenvolkes verbinden die Bienenstöcke ihrer weiteren Umgebung auf ausgedehnten Ausflügen. Welche Kunde ist es wohl, die sie von Stock zu Stock tragen und die ihnen überall Einlass, Pflege, Nachtlager und Zugang zur Vorratskammer garantiert? Ein Honigbienenvolk ist existenziell verwoben mit seiner Umgebung, Witterung und dem Lauf der Jahreszeiten. Andreas Halder berichtet in seinem Rückblick davon, wie sich dies an der Imkerei Fischermühle heuer geäußert hat.
Vielfach als Liebesbotinnen bezeichnet, vollziehen die Nektar sammelnden Immen Liebesakte unter Pflanzenpartnern, die sonst nicht miteinander in Berührung kämen. Das Seelische der Pflanzen brächten die Bienen dann heim in ihren Stock, beschreibt Steiner, wo es sich dann auch im Honig wiederfände. Hier ist sie wieder: Die Liebe als verbindende Substanz. Honig wird zum Träger der Liebe – süß, klebrig, voller Energie. Passt für mich.
Bienen als Schöpferinnen emotionaler Beziehungen
Hast Du eigentlich schon einmal deine Nase in einen Bienenstock gesteckt, dich beim „Schwarmbaden“ dem goldenen Flirren und Schwirren hingegeben oder versonnen dem Treiben am Flugloch zugesehen und gelauscht? Es sind solche sinnlichen Erlebnisse, die sich einprägen und uns, unsere Besucher*innen und Kinder schwärmen lassen. Bienenhalter*innen und Imker*innen öffnen wie ein Medium die Tür zur Welt der Bienen, um andere Freunde dort hinein mitzunehmen. Bei mir stellt sich mit den Bienen ein Gefühl ein, welches ich von meinen Streifzügen durch die Wälder meiner Kindheit kenne: tiefe Verbundenheit. Mit dem wärmenden Sonnenstrahl, mit dem weichen, aromatischen Waldboden, mit einem irgendwie Großen und Ganzen. Was spürst Du?