BienenBox: wenn ich groß bin, werd' ich eine Einraumbeute
Neulich bei einem Spaziergang im Hamburger Hafen kam mir beim Anblick einer der typischen Hamburger Mülleimer plötzlich die Berliner BienenBox in den Sinn.
Di 17. Februar 2015 von Erhard Maria Klein Bienenwohnung, Hypes&HoffnungenBei einem Spaziergang im Hafen fühlte ich mich beim Anblick einer der typischen Hamburger Mülleimer unweigerlich an die Berliner BienenBox erinnert. Vielleicht lag es daran, dass das Logo der BienenBox eine Sprechblase darstellt, vielleicht lag es aber auch an dem originellen Spruch:
Hamburger Mülleimer (Foto: Diether, commons.wikimedia.org)
Die BienenBox wird ja derzeit mit großem Aufwand und Crowdfunding-Kampagne als “eine grundlegend neue Bauform” vermarktet. In ihr kann man angeblich sehr einfach Bienen halten. Sie sei besonders für Anfänger geeignet und biete ganz nebenbei auch noch eine Lösung für das Bienensterben…
Da reibt man sich schon ein wenig die Augen, wenn man die Mellifera-Einraumbeute kennt. 2002 hat Mellifera nach zwei Jahrzehnten Forschung zu wesensgemäßen Bienenwohnungen die Einraumbeute entwickelt. Besonderes Merkmal ist die sehr große Hochwabe, die ein großes geschlossenes Brutnest und eine gute Eigenversorgung mit Honig ermöglicht. Ursprünglich war die Wabe sogar noch größer konzipiert, aber Mellifera hatte sich dann entschlossen, auf das Normmaß “Dadant” (allerdings im Hochformat) zu gehen, damit die Waben noch mit handelsüblichen Geräten geschleudert werden können. Dadurch dass das gesamte Bienenvolk auf maximal 21 Waben sitzt ist eine schnelle störungsarme Bearbeitung gewährleistet. Die Einraumbeute (international: “golden hive”) ist heute unter wesensgemäßen Imkern in der ganzen Welt beliebt und wird auch in Demeter-Berufsimkereien eingesetzt.
Die BienenBox dagegen ist von einem Anfänger nach einem Jahr Bienenhaltung als eine geschrumpfte Variante der Einraumbeute “erfunden” worden. Einzige “Innovation” gegenüber der Mellifera-Einraumbeute: Es wurde das kleinste gängige Hochwabenmaß gewählt, um einen möglichst kleinen Querschnitt zu bekommen, damit die Beute wie ein Blumenkasten an eine Balkonbrüstung gehängt werden kann. Da ein Bienenvolk ein bestimmtes Mindestvolumen braucht, musste die Balkonbeute entsprechend verlängert werden und enthält nun 30 Waben. Aus wesensgemäßer Perspektive ist das eher ungünstig. Bei den kleinen Waben im Warmbau droht in längeren kalten Phasen im Winter ein Futterabriss, das Brutnest verteilt sich auf 50% mehr Waben, die Bearbeitung dauert entsprechend länger und ist daher stressiger für die Bienen – unterm Strich nicht unbedingt ein Fortschritt für Biene und Mensch.
Wir finden, dass die Einraumbeute eine in allen Konstruktionsmerkmalen sehr gut durchdachte wesensgemäße Beute ist, die bei qualifizierter Begleitung auch Anfängern empfohlen werden kann. Für Menschen, die es gerne noch einfacher und extensiver hätten, haben wir vor einigen Jahre die Bienenkiste entwickelt, die sich besonders an Menschen richtet, die mit minimalem Aufwand in guter Trachtlage imkern wollen (“urban beekeeping”).
Vergleich verschiedener Naturbau-Bienenwohnungen…
Die BienenBox scheint mir der missglückte Versuch einer Kreuzung zwischen Einraumbeute und Bienenkiste zu sein: Die Bauweise ist von der Einraumbeute übernommen worden, die Zielgruppe (einfach und extensiv in der Stadt imkern) und der Name von der Bienenkiste. Das jeweils zentrale Merkmal der Vorbilder wurde aber nicht verstanden und ist bei der Konstruktion unter den Tisch gefallen. Ich denke, wer seine Bienen nicht gerade außen an einen Balkon hängen will, ist mit den Originalen besser bedient.
Für mich hat das BienenBox-Logo seit dem Hafen-Spaziergang jedenfalls eine ganz neue Bedeutung gewonnen:
BienenBox – Wenn ich groß bin, werd’ ich eine Einraumbeute
#BienenBox – Wenn ich groß bin, werd’ ich eine #Einraumbeute.