Hyperthermie („Bienensauna“)
Seit mehr als dreißig Jahren werden Wärmebehandlungsmethoden entwickelt, um Bienenvölker von der Varroa-Milbe zu befreien. Hyperthermie scheint die Methode der Wahl, weil dadurch alle anderen Arzneimittel, die zwar effizient sind, aber auch die Völker schädigen, ersetzt werden können.
Mo 8. Juni 2015 von Johannes Wirz BieneMenschNatur.28, Bienengesundheit, Forschung, Hypes&HoffnungenWärmebehandlungen stellen große Herausforderungen an Design und Technik. Von der Behandlung von Völkern mit Bienen und Brut musste in der Vergangenheit Abstand genommen werden, weil das Zeitfenster, in dem die Milben fallen, aber die Bienen nicht geschädigt werden, nur wenige Minuten beträgt. Außerdem konnte die Temperatur nur beschränkt konstant gehalten werden, weil die Bienen unkontrollierbar die Wärme wegzufächeln versuchen. Übrig geblieben ist heute lediglich ein Verfahren aus Österreich, mit dem bienenfreie Brutwaben behandelt werden. In einer wärmeisolierten Kiste können bis zu 18 Waben langsam bei konstanter hoher Luftfeuchtigkeit auf 41°C erwärmt werden. Die Behandlungsdauer beträgt mindestens zwei Stunden. Weil nur ca. 20% der Milben auf den Bienen sitzen, muss die Behandlung meist wiederholt werden.
Mellifera e. V. hat vor einigen Jahren eine Technik für die Wärmebehandlung in der brutfreien Zeit im Winter entwickelt. Dabei wird der Umstand genutzt, dass Milben anders als Bienen eine Überhitzung nicht durch Verdunstung von Körperflüssigkeit kompensieren können. Infolgedessen fallen sie betäubt von den Bienen ab. In brutfreier Zeit wird mit diesem Verfahren ein Wirkungsgrad von 80% innerhalb von nur 12 Minuten erreicht.
„Bienensauna“
Mellifera e. V. nannte das Projekt „Bienensauna“ und veröffentliche unter diesem Namen auch Artikel und Berichte. Aktuell wird in den Medien häufig über eine Bienensauna berichtet. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um die Mellifera-Bienensauna, sondern um ein unseres Erachtens nach unausgereiftes Konzept der Wärmebehandlung.
Bei Mellifera e. V. möchten wir in einem nächsten Schritt mit einer neuen und einfachen Behandlungstechnik auch Völker mit Brut im Sommer behandeln. In dieser Jahreszeit vermehren sich die übrig gebliebenen Milben vom Winter wieder in den Brutzellen. Weil sich die Zahl der Milben in jedem Monat verdoppelt, ist eine weitere Behandlung im Spätsommer in der Regel nötig, um Völkerverluste zu vermeiden. In den Brutzellen sind die Milben bisher aber nur mit „Chemie“ erfolgreich zu bekämpfen.
Die Zielvorgabe ist anspruchsvoll und lautet auch hier zwölf Minuten Behandlungsdauer und 80% Effektivität. Ihre Realisierung wird drei bis vier Jahre Forschung und Entwicklung in Anspruch nehmen – Wirkungsgrad und Bienenverträglichkeit müssen sowohl im Labor auch als auch in Feldversuchen geprüft werden.
Die Sommerbehandlung ohne Chemie und Restentmilbung wird optimale Voraussetzungen schaffen, mögliche Anpassungen (Toleranz) der Völker an die Milben frühzeitig zu erkennen.
Dr. Johannes Wirz, Mellifera e. V.