


Bienenwachstuch selbst herstellen
Eine weitestgehend natürliche Abdeckung über Waben in verschiedenen Beutensystemen sind Tücher, die in flüssigem Bienenwachs getränkt wurden. Wir haben sie in unserer Imkerei seit 30 Jahren im Einsatz und stellen sie ganz einfach selbst her.
Di 3. November 2015 von Norbert Poeplau Fotogalerie, Selbstbau
Bienenwachs wird von den Bienen selbst erzeugt und ist für sie als ihr eigener Wabenbau von aller größter Wichtigkeit im Leben des Volkes. Prof Tautz überschreibt deshalb sein Kapitel über den Wabenbau des Bienenvolkes als „Das größte Organ der Bienenkolonie.“ Bienenwachs gehört damit in jedes Bienenvolk. Es hat seinen eigenen Anteil an der Gesundheit der Kolonie. Eine Vielzahl an Aromastoffen aus Pollen, Propolis und Honig verleihen dem Bienenwachs seinen besonderen Wohlgeruch den auch viele Menschen in echten Bienenwachskerzen so schätzen.
Wir setzen deshalb in der Lehr- und Versuchsimkerei von Mellifera e.V. seit 30 Jahren selbst hergestellte Bienenwachstücher als Abdeckung über den Rähmchen unserer verschiedensten Beutensysteme ein. Bienenwachs lässt in kleinen Mengen Luftfeuchtigkeit durch und kann Wärme aufnehmen und abgeben. Es wirkt dadurch ausgleichend auf das Kleinklima im Bienenstock. Wenn die Bienenwachstücher richtig hergestellt werden, haben sie eine sehr lange „Lebenszeit“ und werden von den Bienen selten durchgenagt und gelöchert. Wir haben viele Wachstücher weit über 10 Jahre im Einsatz. Sie sind im Sommer sehr geschmeidig, im Winter etwas fester aber auch dann noch gut zu handhaben. Im Ganzen unserer Demeter Betriebsweise fühlen sich die Wachstücher über dem Bienensitz richtig an.
Für die Herstellung schneiden wir die Tücher auf das Außenmaß des Kastens, in dem die Rähmchen hängen zu. Es sollte ein dicht gewebter, nicht zu dünner Baumwoll- oder Leinenstoff sein. Unsere Tücher haben ein Gewicht von 260g pro m². Weil in der Textilverarbeitung verschiedene Chemikalien eingesetzt werden, sollte beim Kauf von neuem Stoff darauf geachtet werden, dass er chemisch unbehandelt ist (Lieferanten über E-Mail-Anfrage beim Autor). Ggf. funktioniert aber auch ein fester Bettlaken Stoff, der schon viele Male in der Waschmaschine war, ganz gut.
Das Bienenwachs muss gereinigt sein (ggf. Hinweis auf Artikel wo Wachsreinigung gut erklärt ist) und für die Herstellung deutlich über den Schmelzpunkt erhitzt werden, sonst wird die Wachsschicht zu dick und das Wachs zieht auch nicht richtig in die Stofffasern ein. Wir arbeiten mit 90-95° C heißem Wachs. Das Wachs erhitzen wir in einem Edelstahleimer, der im Wasserbad in einem Thermostat gesteuerten Einkochtopf hängt. In den Eimer tauchen wir dann den zugeschnittenen Stoff ganz ein und warten bis kaum noch Luftblasen aufsteigen, der Stoff also ganz mit Bienenwachs getränkt ist. Ein Holzstab um das Tuch in das Flüssige Wachs herunter zu drücken kann helfen. Ein Dünner Draht an zwei Ecken des Tuchs dient dazu, dass wir uns beim Herausziehen, die Finger nicht verbrennen. Das Wachs erkaltet nach kurzer Zeit und der Draht kann herausgezogen werden.
Wer nur wenig Wachs zur Verfügung hat, kann dieses auch in einem Backblech erhitzen aber Achtung, die Fließeigenschaften von flüssigem Bienenwachs sind ganz andere wie die von Wasser und ein Überschwappen von heißem Wachs kann zu Verletzungen führen.
erschienen in: ADIZ/die biene/Imkerfreund 10.2015, S. 22f