BOBBIE - Citizen Science Projekt zur befallsorientierten Behandlung von Bienenvölkern

Bienen unter Dauerfeuer – Varroamilbe und Ameisensäure

Seit Mitte der 70er Jahre parasitiert die aus Asien eingeschleppte Varroamilbe varroa destructor Honigbienenvölker und ihre Brut. Die Bienen werden direkt geschwächt, indem die Milbe ihren Fettkörper – ein überlebenswichtiges Stoffwechselorgan – ansaugt und Viren überträgt, die ganze Bienenvölker innerhalb kürzester Zeit absterben lassen können. Seit Beginn des Kampfes gegen die Varroamilbe in Deutschland haben sich die Behandlungskonzepte zu immer mehr Medikamenteneinsatz entwickelt, der auch die Bienen schwächt oder zum Absterben bringen kann. Besonders problematisch ist die weit verbreitete pauschale Behandlung von Bienenvölkern, die den tatsächlichen Befall überhaupt nicht berücksichtigt. Echt ätzend, stellt doch die von Mellifera geprägte wesensgemäße Bienenhaltung die Bedürfnisse der Bienen ins Zentrum. Das widerspricht dem Bedürfnis von Imkern, die sich ihren Tieren frei vom Erwerbsdruck zuwenden und ihre Bienenvölker als Individualitäten wahrnehmen und behandeln möchten.

Aufatmen in Sicht? Reduktion der Säurebehandlungen von Honigbienen

Nah dran sein und mit wenigen gezielten Eingriffen unterstützen – das entspricht einer mitfühlenden Haltung, die das Individuum im Blick hält. Mit BOBBIE wollen wir gemeinsam einen vielversprechenden und bestechend einfachen Weg gehen, der eine Umkehr verspricht: Bei immer weniger Medikamenteneinsatz werden die Milben reduziert und die Bienen für eine gute Überwinterung gestärkt. Gleichzeitig lernen Imkernde, ihre Bienenvölker individuell zu betrachten und sammeln wertvolle Erfahrung in der Befallsdiagnose.
Die Methode beruht auf einer regelmäßigen und konsequenten Befallskontrolle der Bienenvölker und ihrer sofortigen Behandlung, sobald eine gewisse Befallsgrenze erreicht wird. Erste Erfolge wurden von Dr. Frank Neumann vom Bienengesundheitsdienst des Staatl. Tierärztl. Untersuchungsamt Aulendorf über mehrere Jahre an einem Bestand von über 80 konventionell gehaltenen Bienenvölkern gemacht. Er hat dokumentiert, dass die Zahl der Behandlungen im Versuch auf unter eine Behandlung je Volk zurückging. Einige Völker benötigten überhaupt keine Behandlung.

Das BOBBIE-Versuchsdesign: Gemeinsam forschen für gesunde Bienen

Im Unterschied zum Ursprungsversuch (1 Imker, 1 Standort, 80 Völker, konv. Betriebsweise), ist BOBBIE für die wesensgemäße Bienenhaltung angepasst: Eine Community diverser Imkerpersönlichkeiten, kleine Bestände, viele Standorte, vielfältige Bienenbehausungen mit großem Brutraum, Vermehrung im Schwarmprozess, Naturwabenbau, kein Drohnenschnitt, keine willkürliche Teilung, keine pauschale Winterbehandlung.
In der Gemeinschaft vieler Mit-Forscher sammeln wir im Rahmen eines Citizen-Science-Projekts Daten, tauschen uns zu Erfahrungen mit der Methode aus, verfeinern sie und veröffentlichen sie mit dem Ziel – wie Norbert Poeplau es einmal ausdrückte – uns „unter Beobachtung der Bienen aus der Behandlung herausschleichen“ und dies auch anderen Imkern und ihren Bienen ermöglichen.