Das Bienenjahr 2024
Mellifera-Imker Andreas Halder wirft einen Blick zurück und lässt 2024 Revue passieren. Das Jahr war vor allem durch sein wechelhaftes und teilweise sehr ungewöhnliches Wetter geprägt.
Do 28. November 2024 von Gastautor*in BieneMenschNatur.47, Bienenkunde, Wesensgemäße BienenhaltungFür Mensch und Bienenvölker ist das Jahr 2024 wieder einmal ein sehr außergewöhnliches Wetterjahr (Betrachtung bis Oktober). Während schlimme Ereignisse wie Dürre, Flut, Hagel oder Sturm im süddeutschen Raum zum Glück zumeist ausblieben, gab es doch einige sehr prägnante Witterungsabschnitte – ganz im Zeichen des Klimawandels mit zunehmender Erwärmung.
So lag die Durchschnittstemperatur des vergangenen Winters um 3,3 °C über einem durchschnittlichen Winter, wie er noch bis 1990 normal war. Damit wurde der bislang wärmste Winter 2006/07 sogar noch leicht übertroffen.
Ausgehend von diesem Impuls für erstes Blühen und Wachsen gab es dann bis Mitte April durchweg weiterhin deutlich zu hohe, oft rekordverdächtige Temperaturen bei sehr guter Wasserversorgung. So blieb es an einigen Stationen im Messnetz der Wetterwarte Süd sogar den ganzen März hindurch vollkommen frostfrei – auch, weil die Witterung überwiegend tiefdruckbestimmt war und das seit Mitte Oktober. So etwas gab es so schon seit vielen Jahren nicht mehr. Gut für die Grundwasseranreicherung, die Wälder und die Nektarversorgung der Blüten. Jedoch nicht auszudenken, wenn diese Großwetterlage ins Sommerhalbjahr gefallen wäre.
Auch im März verging, vom Zwischenhocheinfluss abgesehen, kaum ein Tag, an dem nicht Regen fiel oder ein Schauer niederging. Die Kombination aus Regen, sehr milden Temperaturen und meist frostfreien Nächten führte zu einem kräftigen Wachstumsschub, sodass die Natur an Ostern ihrer Zeit so weit voraus war wie nie zuvor. An der Fischermühle und in Höhenlagen bis rund 600 m über NN war dann auch noch im März mit der Kirschblüte Zeit für die erste Erweiterung der Völker. Es war von Vorteil, dass so früh im Jahr beim überwiegenden Teil der Völker die Raumgabe rähmchen- und nicht zargenweise erfolgen konnte.
Mit dem großen Vorsprung der Vegetation und der Blüten war vorprogrammiert, dass Fröste, wie sie bis Mitte Mai völlig normal sind und trotz Klimawandel regelmäßig noch vorkommen, große Schäden verursachen würden.
Ein sehr markanter Kälteeinbruch blieb nicht aus und kam am 16. April, er blieb bis zum Ende des Monats. Über Nacht ging der Frühsommer in den Spätwinter über und es kühlte schlagartig um 20 bis 25 °C ab. Tagsüber wurden nicht einmal mehr die Nachtwerte der Vortage erreicht. Polare Kaltluft bestimmte das Wettergeschehen.
Die Schwäbische Alb, der Waldburgrücken und das Allgäu präsentierten sich zeitweise im weißen Winterkleid und selbst in den tieferen Lagen wurden Schneeflocken und Glätte mitunter ein Thema. Dort, wo es nachts aufklarte, und die schützende Wolkendecke fehlte, sank das Quecksilber unter den Gefrierpunkt. Angesichts der weit fortgeschrittenen Vegetation – in vielen Regionen standen die Apfelbäume in voller Blüte – kam es in einigen Gegenden zu markanten Frostschäden.
Entsprechend sehr unterschiedlich fiel dann im Mai die erste Honigernte aus. Imker berichteten von „kaum“ über „mäßig“ bis hin zu „bombenmäßig“. Oft konnten die Bienen mit der Entwicklung der Natur kaum Schritt halten. Wir verzichteten an der Fischermühle auf die Frühjahrsblütenhonigernte zugunsten von nur einer Ernte im Sommer.
An heiße Sommertage und laue Sommernächte hat man sich mittlerweile gewöhnt. Auch der vergangene Sommer wartete weit überdurchschnittlich damit auf. Schlussendlich lag die Temperatur im Mittel der drei Sommermonate nur 1 °C unter der des Jahrhundertsommers 2003. An den meisten Orten fiel weiterhin gut verteilt ausreichend bis überdurchschnittlich Regen, allerdings ließ die Sonnenscheindauer sehr zu wünschen übrig. Die Honigtauerzeuger insbesondere an der Fichte hielt das jedoch nicht von einer Massenvermehrung ab.
Es kam zu Melezitosehonig und hier in der Region waren davon nahezu alle Imker*innen betroffen. Dieser Mehrfachzucker wird vor allem von der Großen Schwarzen Rindenfichtenlaus ausgeschieden, die sich seither bekannterweise eher in tieferen Lagen wohlgefühlt hat und in diesem Jahr hier in der Region vermutlich so flächendeckend aufgetreten ist wie nie zuvor.
Andreas Halder, Imker Mellifera e. V.