Einfach Bienen halten in der Mellifera-Einraumbeute
Im Laufe des vergangenen Jahres wurden in der Zeitschrift ADIZ / die biene / Imkerfreund schon einige der besonders bei Neuimkern beliebten sogenannten Einfachbeuten vorgestellt. Hier nun beschreibt unser Imkermeister Norbert Poeplau die in der Imkerei Fischermühle entwickelte Einraumbeute.
So 1. Juni 2014 von Norbert Poeplau BienenwohnungIm Jahre 2002 wurde auf einem unserer Seminare von Thomas Radetzki die Idee aufgegriffen, eine Beute zu entwickeln, die in erster Linie eine einfache Betriebsweise ermöglichen sollte. Ausgehend von seiner 15-jährigen Erfahrung mit über 100 Völkern in der Schwäbischen Lagerbeute und dem Vorbild anderer traditioneller Trogbeuten in der Lehr- und Versuchsimkerei von Mellifera e.V., entstand so eine Trogbeute mit 22 nebeneinander hängenden Hochwaben, die Mellifera-Einraumbeute. Es sollte eine Bienenwohnung sein, in der eine eher extensive Bienenhaltung möglich ist und die nötigen Eingriffe in das Bienenvolk möglichst stressfrei für Bienen und Imker erfolgen können. Bis heute wurde die Mellifera Einraumbeute gegenüber dem ersten Modell an verschiedenen Stellen weiterentwickelt.
Bienen- und rückenfreundlich
Zurzeit arbeite ich in unserer Imkerei mit etwa 80 Einraumbeuten neben anderen Beutensystemen, wie Magazinbeuten im 12er Dadantmaß, 10er Zadant-System, der Schwäbischen Lagerbeute (als zweites Trogbeutensystem) und verschiedenen Bienenkörben, Top Bar Hive und der Bienenkiste. Um das Ergebnis gleich vorwegzunehmen: Hinter keiner anderen Beute stehe ich so gerne wie hinter der Einraumbeute.
(Foto: Michael Joshin Thiele, www.gaiabees.com)
Das fängt mit der Aufstellung an. Weil die Einraumbeute ohne Honigaufsätze betrieben wird, kann sie gleich in der individuellen Arbeitshöhe des Imkers aufgestellt werden, sodass er nicht ständig mit gebücktem Rücken dastehen muss. Dabei befindet sich das Flugloch deutlich höher über dem Boden als bei Magazinen, wo auf den Brutraum noch zwei bis drei Honigaufsätze aufgesetzt werden sollen.
Nach dem Winter (das Bienenvolk überwintert mit 8 bis 12 Waben) kann das wachsende Bienenvolk in der Mellifera-Einraumbeute ganz individuell, der Volksstärke entsprechend, mit einzelnen Rähmchen erweitert werden. Dabei wird das Schied, das den Bienensitz von dem leeren Raum trennt, einfach etwas zur Seite geschoben, um für die Rähmchen, die eingehängt werden sollen, Platz zu machen. Die besten Trennschiede sind Strohschiede. Sie lassen sich immer lösen, obwohl sie an den Seiten gut schließen.
Das Flugloch befindet sich seitlich auf der breiteren Seite der Einraumbeute. Dadurch entsteht eine Gliederung in Brut- und Honigbereich, denn die Bienen pflegen ihre Brut fluglochnah und lagern ihren Honig fluglochfern ein. Was beim Magazin übereinander steht, ist bei der Mellifera-Einraumbeute nebeneinander angeordnet. Das hat den großen Vorteil, dass für Kontrollen im Brutraum keine Aufsätze heruntergehoben werden müssen. Außerdem kann für eine Brutwabenkontrolle die Abdeckfolie nur über die halbe Beutenlänge umgeschlagen werden. So bekommen die Bienen im Honigbereich der Beute das Öffnen durch den Imker kaum mit. Zum Einfüttern schlägt man das andere Ende der Folie zurück.
Kein Sortenhonig
Das Rähmchenmaß ist dasselbe wie das eines Dadant Brutraumrähmchens, nur dass dieses um 90° gedreht ist (Außenmaß: 285 mm breit, 458 mm hoch). Es hängen also Hochwaben in der Einraumbeute. Komplett gefüllt, bringen die Bienen gut 3 kg Honig auf einem Rähmchen unter. Damit ist aber auch klar, dass außer nach Massentrachten kein Sortenhonig geschleudert werden kann.
Zwischen Honig und Brutbereich gibt es Übergänge, wo auf einzelnen Waben von den Bienen Brut und Honig untergebracht wird. Manche Imker stört dies, denn sie wollen möglichst viel Honig von ihren Bienen ernten, d. h. ausschleudern können. Diese sollten besser mit Magazinen imkern. Andererseits braucht man sich bei der Mellifera-Einraumbeute um seine Bienen keine Sorgen zu machen, wenn nach dem Abschleudern im Frühjahr vielleicht drei Wochen Regen fällt und die Bienen nicht ausfliegen können. Sie haben noch genug Vorräte. Wenn der Brutumfang nach Johanni im Bienenvolk zurückgeht, kann auch im Spätsommer noch die eine oder andere Wabe, auf der vorher noch Brut war, zur Honigernte herausgenommen werden. Im Spätsommer dient der Raum, der durch das Einengen frei wurde, dem Imker ganz einfach dazu, den Futtereimer in die Beute hineinzustellen.
Die Bienen tragen ihr Futter unter dem Schied durch in ihren Bienensitz. Und wenn die Varroabehandlung mit dem Nassenheider Verdunster im Rähmchen durchgeführt wird, kann der leere Futtereimer während der Varroabehandlung einfach im Kasten stehen bleiben. Der Imker füttert nach der Varroabehandlung die restliche Menge für die Überwinterung auf.
Unser Fazit
Begeisterte Imkerinnen schätzen die Mellifera-Einraumbeute als echte „Lady-Beute“.
Die Mellifera-Einraumbeute ist eine Bienenwohnung, mit der das Imkern einfach nur Freude macht. Es müssen keine schweren Honigzargen aufgesetzt und heruntergehoben werden. Alle Arbeiten zur Einwinterung lassen sich sehr einfach durchführen. Schon wiederholt haben Imkerinnen daher erfreut geäußert, dass die Mellifera-Einraumbeute eine wirkliche „Lady-Beute“ sei.
Wir schätzen, dass heute etwa 2.000 Einraumbeuten im Einsatz sind. Einige davon haben schon den Sprung über den „großen Teich“ in die USA geschafft. Nach einem Einraumbeuten-Workshop mit bereits erfahrenen Einraumbeuten-Imkern Ende letzten Jahres haben wir uns seitens Mellifera e. V. vorgenommen, in bewährter Zusammenarbeit die Produktion und den Verkauf der Beute zu organisieren, um sie einem größeren Imkerkreis bekannt zu machen.
erschienen in: ADIZ/die biene/Imkerfreund 06.2014, S. 22f