Freibeuter: moderne Zeidler, Bienenbeobachter und „Haus-bee-setzer“
Unter dem Namen Freibeuter startet Mellifera eine neue Initiative rund um die Themen moderne Zeidlerei, wild lebende Honigbienen und Betriebsweisen, die sich daran orientieren. Was hat es mit dem Namen auf sich?
Fr 7. August 2015 von Erhard Maria Klein BieneMenschNatur.29, Zeidlerei, wildlebende BienenWir spielen mit der doppelten Bedeutung des Begriffs: Die beiden Aspekte „frei“ und „Beute“ passen sehr gut zu dem, was uns am Herzen liegt. Anderseits soll der Anklang an die Welt der Piraten das Unkonventionelle, Nonkonformistische zum Ausdruck bringen. Etwas Abenteuer ist schon dabei, wenn man z.B. in luftiger Höhe Bäume aushöhlt oder seine Bienen frei schwärmen lässt… ;-)
Ein Freibeuter hat eine innere Freiheit im Umgang mit den Bienen. Seine Betreuungsmaßnahmen fußen auf der guten Kenntnis des Biens und sorgfältiger Beobachtung. Er imkert nicht nach standartisiertem Leitfaden, sondern reagiert auf die Bedürfnisse des Bienenvolks.
Seit unserer Gründung 1985 versuchen wir, einen unbefangenen, freien Blick auf die Frage der „richtigen“ Bienenwohnung zu legen, die dem Bien ermöglicht, sich seinen natürlichen Anlagen gemäß zu entwickeln und den heutigen Umweltbedingungen entspricht.
Wir betrachten den Honig als freiwillige Gabe der Bienen und sind mit den Überschüssen zufrieden, die die Bienen uns schenken. Ob und wieviel übrig bleibt, ist dann vor allem eine Frage des Standortes und der Bienengesundheit. Wir wollen daher „freibeuten“ nicht als „ausbeuten“ verstehen, sondern als eine respektvolle ausgewogene Beziehung zum Bien.
moderne Zeidler
Andzej Pazura, polnischer Förster und Zeidler (Foto: Daniel Boschung)
Im russischen Uralgebirge wurde die Tradition der Zeidlerei bis heute bewahrt. Vor einigen Jahren haben polnische Imker und Förster dieses alte Handwerk dort neu erlernt und 2014 wurden von ihnen ein erster Kurs in Deutschland abgehalten. In einem Pilotprojekt des Europäischen Forstinstituts, das von Mellifera e. V. und André Wermelinger („Free the Bees“) begleitet wird, wurden fünf Bäume im fränkischen Steigerwald vorbereitet und mit Bienen besetzt.
Bei der Zeidlerei nach russisch-polnischem Vorbild werden lebende Bäume in einer Höhe von fünf bis sechs Metern nach einem durchdachten Konzept ausgehöhlt, das eine gute Betreuung ermöglicht. Es entstehen daher auch immer mehr Klotzbeuten nach diesem Vorbild. Das Freibeuter-Blog informiert u.a. über Themen rund um diese neue Zeidler-Bewegung.
Bienenbeobachter
Wolfgang Ritter hat in seinem Buch „Bienen naturgemäß halten“ den Namen Bienenbeobachter geprägt:
Eine naturnahe Imkerei wird sich zunächst nach den natürlichen Ansprüchen des Bienenvolks richten. Es überrascht daher nicht, dass heute die vor allem in Städten verbreiteten Bienenbeobachter auf möglichst ursprüngliche Nestbauten setzen. Die Herstellung von Klotzbeuten und Strohkörben ist vielen zu aufwendig. Auf der Suche nach einfachen Beuten hat man dort eine einfache Bienenkiste gefunden. Sie besteht mehr oder weniger aus sechs Brettern.
Manchem Bienenbeobachter sind selbst die Bienenkiste oder Warré-Beute noch nicht einfach genug. Wir wollen zeigen, wie man Bienen in einfachen Stabilbaubeuten verantwortungsvoll betreuen kann.
„Haus-bee-setzer“
Freie Bienenschwärme wählen ihre Wohnung selbst. Sofern keine geeigneten Nisthöhlen in Bäumen zur Verfügung stehen kann das auch den Charakter einer Hausbesetzung haben ;-) Wir wollen uns auch um Themen wie wild lebende Honigbienen und Schwarmlockbeuten kümmern.
Vernetzung und Austausch
- Nutzen Sie unser Beratungsnetz wesensgemäße Bienenhaltung, um Gleichgesinnte zu finden: Sie können als „Beutensystem“ neben „Stabilbau“ u.a. „Zeidlerei“ und „Klotzbeute“ auswählen.
- Die Freibeuter-Facebook-Gruppe ermöglicht einen direkten Austausch von Interessierten.
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