


Die Asiatische Hornisse - gekommen, um zu bleiben
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist in Europa angekommen und hat sich bereits in vielen Regionen Deutschlands etabliert. Johannes Wirz fasst Eindrücke und Erfahrungen zusammen und zeigt eine Möglichkeit, ihr frühzeitig im Jahreslauf am eigenen Bienenstand auf die Spur zu kommen.
Fr 14. Februar 2025 von Johannes Wirz Bienengesundheit, Wesensgemäße Bienenhaltung
Gekommen, um zu bleiben
Die Asiatische Hornisse ist in Deutschland angekommen, um zu bleiben. Der Naturschutzbund Deutschland NABU hat bereits 2014 ein erstes Nest von der Vespa velutina nigrithorax gemeldet, seither breitet sich die Hornisse weiter aus. Zahlen aus der Schweiz machen deutlich, wie dynamisch die Vermehrung verläuft. In der Schweiz wurde sie 2017 erstmals nachgewiesen. 2022 wurden 24 Nester gesichtet, 2023 waren es bereits 1399, und 2024 wurden 3829 Nester gemeldet. Die Dunkelziffer wird ein Mehrfaches höher sein. Für Baden-Württemberg vermittelt eine Übersicht gemeldeter Nester der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg einen Eindruck. Dort sind im Raum Karlsruhe bereits erste Funde für 2025 verzeichnet – vermutlich Königinnen, die an ersten warmen Tagen aus der Winterstarre erwacht oder mit Brennholz o. ä. in geheizte Wohnungen verbracht wurden.
Die Asiatische Hornisse ist 2004 auf einem Frachter aus China in Bordeaux angekommen und hat sich mit knapp 80 km pro Jahr nach Osten ausgebreitet. Während es in Deutschland seit 1. Januar 2025 keine Meldepflicht mehr gibt, wird in der Schweiz die Asiatische Hornisse mit großem Aufwand und etlichen Misserfolgen weiterhin bekämpft.
Die Lebensweise der Vespa velutina
Wer die Gelegenheit gehabt hat, die Asiatische Hornisse bei seinen Bienenstöcken zu beobachten, hat im Verhalten große Unterschiede zur einheimischen Hornisse Vespa crabro entdeckt. Diese nähert sich vorsichtig dem Flugloch und zögert lange, bis sie eine Biene fängt. Jene stürzt sich, ohne zu zögern, auf die Beute und fliegt mit ihr davon; oft sind mehrere Tiere vor derselben Beute gleichzeitig auf Jagd.
Ein weiterer großer Unterschied besteht im Nestbauverhalten. Die Asiatische Hornisse beginnt mit einem Primärnest, das die Königin oft in Obstbäumen, in Hecken oder an Dachüberständen baut – jedenfalls noch in Bodennähe. Gegen den Sommer hin, wenn einige hundert Tiere erbrütet worden sind, verlässt das Volk das Primärnest und setzt meist sehr hoch in den Bäumen im Wald, aber auch im Stadtgebiet, das Sekundärnest an. Nur selten werden solche Nester gefunden.
Ab September werden junge Königinnen und Drohnen aufgezogen; die Paarung findet im Nest selbst statt. Die jungen Königinnen haben bis Ende September oder Anfang Oktober das Nest verlasen. Es ergibt also nur wenig Sinn, zu diesem Zeitpunkt die Nester zu zerstören. Allenfalls beseitigt man mit ihnen verbliebene Arbeiterinnen, die in den stark gedämmten Nestern noch bis spät in der kalten Jahreszeit überleben und in Bienenstöcken, deren Bewohnerinnen sich bereits zur Wintertraube zusammengezogen haben, die Honigvorräte leicht erbeuten können.
Verkleinertes Flugloch mit Mäusegitter (Mitte November) (Foto: Katrin Sonnleitner)
Dieser Situation lässt sich begegnen, indem im Herbst Mäusegitter mit einer engen Maschenweite vor den Fluglöchern angebracht werden, sobald in den Völkern keine Drohnen mehr vorhanden sind. Das Flugloch wird man als mitfühlende*r Imker*in bereits im Sommer enger gestellt haben, um den Bienen die Verteidigung gegen andere Bienen und Wespen etwas zu erleichtern. Dabei ist auch darauf zu achten, dass die Bienen den Pollen gut hindurch bringen und ihnen dafür auch ausreichend Maschen zur Verfügung stehen. Insbesondere bei sehr kleinen Fluglöchern kann es im zeitigen Frühjahr, wenn die Bienen wieder stark brüten, zu einem Gedränge von Pollensammlerinnen am Flugloch kommen, in dem viele Bienen ihre wertvollen Höschen verlieren.
Die Regulierung der asiatischen Hornisse
In Frankreich haben die Kolleg*innen mit zwei Maßnahmen angefangen, die Asiatische Hornisse in Schach zu halten. Vor dem Flugloch wird mit einem Drahtgitter (6mm Maschenweite) ein Raum geschaffen, der den Hornissen nicht zugänglich ist. Die Bienen können hingegen in alle Richtungen davonfliegen. Weniger Abstand halten die Hornissen, wenn lediglich der Bereich direkt vor dem Flugloch mit Zweigen verhängt wird. Dies «verschleiert» ebenfalls die Einflugschneise und erschwert den Hornissen die Jagd. Es ist eine einfache Maßnahme, solange die Bienen das Flugloch noch dicht besetzen.
Ist ein Nest in der Nähe des Bienenstandes, haben die französischen Kolleg*innen begonnen, im Frühling (Ende Februar oder Anfang März) junge Königinnen zu fangen. Ich finde es angebrachter, in dieser Jahreszeit einzugreifen, anstatt zu warten, bis die Sekundärnester entdeckt werden. Den Fangkasten zu basteln ist relativ einfach:
Durch die Gitter können kleine Insekten die Falle wieder verlassen. (Foto: XavB / L'Air du Bois)
In Anlehnung an das käufliche Modell werden die Stirnseiten mit einem Königinnen Absperrgitter versehen. Alle kleinen Insekten finden auf diese Weise wieder aus der Falle heraus. Auf der Seite wird in einem vorgebohrten Loch ein Trichter hineingesteckt, der am Ende eine Öffnung von max. 9 mm hat. Damit wird der europäischen Hornisse der Zugang verunmöglicht. Die Lösung, mit der die Asiatische Hornisse angelockt wird, ist eine Mischung aus einem Teil billigem Weisswein, einem Teil Bier und einem Teil Sirup. Sie wird in einer Schale mit Schwimmhilfen in die Falle gestellt. Der lokale Fang wird nie zu einer totalen Eliminierung der Hornisse führen, aber kann Imker*innen helfen, den Druck auf ihre Völker zu verringern.
Gerne möchte ich mit einem Citizen Science Projekt vorschlagen, dass alle, die eine solche Falle bauen, mir Bescheid geben und notieren, wie viele Asiatische Hornissen sie gefangen haben und wie viele Insekten und nach Möglichkeit welche Arten oder Gattungen als Beifang gefunden wurden.
Zur Beruhigung aller Imkerfreunde und -freundinnen: Große und gesunde Völker scheinen keinen nennenswerten Schaden zu erleiden, während kleinere oder durch Krankheiten geschwächte Völker mehr oder weniger stark leiden.
Kontrolle der Varroaschale Anfang November - diese Asiatische Hornisse wurde von den Bienen getötet. (Foto: Katrin Sonnleitner)
Austausch im Mellifera-Diskussionsforum
Wie erlebt ihr die Ankunft und das Gebaren der Asiatischen Hornisse an euren Bienenständen? Im Mellifera-Diskussionsforum könnt ihr eure Erfahrungen und Fragen mitteilen und erhaltet Hilfestellung bei akut auftretenden Problemen.