Klotzbeuten aus hohlen Baumstammabschnitten fertigen
In Klotzbeuten halte ich Bienen sehr gern. Ein besiedelter Baumstamm hat eine eigene Ästhetik und strahlt für mich eine besondere Ruhe aus. Honig ernte ich aus Klotzbeuten nicht; sie dienen für mich der reinen Bienenbeobachtung und dem Verbreiten von gutem Karma ;-)
Sa 30. Januar 2016 von Gunnar Weidt Bienenwohnung, ZeidlereiDie “modernen Zeidler” schneiden aus massiven Baustamm-Abschnitten oder gesunden Bäumen mit Werkzeugen in Höhe, Durchmesser und Öffnungen definierte Höhlungen aus. Das ist mit einigem Aufwand an Material, Werkzeug und Mühe und gegebenenfalls der Verletzung eines gesunden Baumes verbunden. Als ausgebildeter Botaniker und Asterix-Leser blutet mir da das Herz.
Ich gehe einen anderen Weg und nutze natürlich hohle Baumstamm-Abschnitte, die bei Baumfäll-Arbeiten anfallen. Diese Abschnitte werden in der Regel als Abfall geschredert oder auch mal als dekorative Blumenkübel verwendet. Aus diesem Abschnitten bauen wir mit relativ geringem Aufwand und Kosten attraktive Bienenwohnungen. Diese erfüllen die für mich wichtigsten imkerlichen Anforderungen: die Möglichkeit zum Füttern, die Gemüll- und Varroadiagnostik und Behandlungsmöglichkeit. Eine Klotzbeute sollte für den Winter mäusesicher sein und mir eine einfache Möglichkeit bieten, die Entwicklung des Biens zu verfolgen und fotografisch zu dokumentieren. Im Folgenden beschreibe ich die »Baugruppen«, mit denen ich meine Klotzbeuten ausstatte.
Korpus und Flugloch | Speile | Oberträger | Varroaschublade | Fütterungskammer | Dach
Der Korpus der Klotzbeute und Flugloch
Bienen stellen geringe Anforderungen an die Form der Klotzbeute. Auch die Wandstärke ist variabel. Allerdings sollte das Volumen mindestens 40 Liter betragen.
Ich bringe das Flugloch gerne im Korpus unter. Wo und wie entscheide ich aus praktischen und ästhetischen Gesichtspunkten individuell für den jeweiligen Baumstamm. Dies kann ein vorhandenes Astloch sein oder ein massiver, aufgebohrter Astansatz.
Ein Baumstamm hatte einen schrägen Anschnitt am oberen Ende, das wir als Flugloch mit integriertem Anflugbrett verwendet haben. Bisher habe ich immer ein großes Flugloch von 4-5 cm Durchmesser verwendet. Es gibt aber auch Beuten, die mehrere kleine Fluglöcher von vielleicht 2,5 cm Durchmesser haben. Nach Thomas Seeley soll eine Gesamtfläche von 15 cm² ideal sein. Bei einer großen Wandstärke und mehreren kleinen Löchern wäre ich hier aber großzügiger, damit es nicht zu Staus im Fluglochtunnel kommt. Überzählige Löcher können im Betrieb mit Korken verschlossen werden.
Speile im Innenraum
Speile gegen Wabenabriss sind ab einem Innendurchmesser des Baumstammes von 25 cm sinnvoll. In schmaleren Stämmen (<= 25 cm Durchmesser) werden die Waben so gut an den Seiten angebaut, das eine Stabilisierung nicht erforderlich ist. Die Stäbe zur Stabilisierung setze ich senkrecht oder diagonal zu den Oberträgern ein. Die Speile setze ich alle 20 cm; dazu klemme ich Holzstäbe oder gespaltene Bambusstäbe in den Baumstamm.
(Foto: Gunnar Weidt)
Für die »Klotzerle« haben wir als Speile stabile Bambusstäbe gespalten und unter Spannung eingeklemmt. Dies geht schnell und hält wunderbar.
(Foto: Gunnar Weidt)
In dieser Stabilbaubeute wurden diagonale Speile alle 20 cm eingesetzt.
(Foto: Gunnar Weidt)
In der Klotzbuche haben wir 2 Speile 20 cm im rechten Winkel unter die Oberträger montiert und einen dritten 40 cm unter die Oberträger. Das war ausreichend. Es gab keinen Wabenabriss. Das Volk geht jetzt ins dritte Jahr.
Oberträger
Den besondere Vorteil von Klotzbeuten, die oben und unten offen sind, kommt besonders durch Oberträger zur Geltung, durch den der Bien von oben gefüttert und gegen Varroa behandelt werden kann. (Mehr dazu werde ich demnächst in einem weiteren Blogartikel erläutern.)
Ich verwende ab liebsten Dreiecksleisten, weil diese in einen Sägezahnkamm eingelegt werden können und ich ohne Fremdwachs auskomme. Bei Baumstämmen mit optimalem Volumen versenke ich die Dreiecksleisten so, dass sie bündig mit der Oberkante des Klotzes abschließen. Die kommerziell erhältlichen Dreiecksleisten sind in der Diagonale ein wenig zu breit, so dass ich diese mit einer Raspel 2-3 mm schmaler mache. So können die Bienen ungehindert nach oben aufsteigen oder ich kann mit einer Kanüle Oxuvar einbringen. Die Oberträger decke ich bei besetzter Beute mit einem Tuch bienendicht ab.
(Foto: Gunnar Weidt)
Die Klotzbuche ist mit einem Volumen von ca 100 Liter so groß, dass wir die Oberträger 15 cm unter die Oberkante eingesetzt haben. Dadurch ist oben ausreichend Raum zum Füttern und für einen Nassenheider Verdunster, um im Bedarfsfalle behandeln zu können.
(Foto: Gunnar Weidt)
Bei der deutlich kleineren Erle sind die Oberträger in eine Kassette eingesetzt, die oben Raum lässt, um ein 2,5 kg Futterteigpaket auflegen zu können.
(Foto: Gunnar Weidt)
Hier ist zu erkennen, das die Dreiecksleisten in Sägezahnleisten eingelegt sind. Diese sind an der Innenwand angeschraubt. Die Oberträger werden mit einem Tuch weitgehend bienendicht abgedeckt. Den Raum oben haben wir mit Stroh gefüllt, damit die Bienen nicht durch Lücken aufsteigen und oben bauen.
Boden mit Varroaschublade
Der Boden der Klotzbeute soll einen sicheren Stand ermöglichen. Das Holz des Baumstammes gegen die Bodenfeuchte schützen, für den Winter mäusedicht sein, die Gemüll- und Varroadiagnostik ermöglichen und einen Einschub für ein Smartphone bieten, mit dem ich Bienen und Wabenwerk von unten fotografieren kann. Der Boden besteht aus einem U aus drei Hartholzleisten z. B. 4 × 4 cm im Querschnitt, die ich auf die untere Schnittfläche aufschraube. Als unteren Abschluss verwende ich eine z.B. eine Beton-Schalplatte oder Siebdruckplatte. Mit einer vierten Leiste verschließe ich den Boden maus- und bienendicht.
In den Boden schiebe ich bei Bedarf einen Diagnoseboden ein, wie ich ihn auch in Einraumbeuten mit festem Boden verwende. Der Boden dient der Gemüll- und Varroadiagnostik. Da ich den Diagnoseboden komplett herausziehen kann, reinige ich den Boden so auch vom Wintertotenfall.
Tipp: Da der Diagnoseboden nur 2,5 cm hoch ist, eignet er sich, um Smartphone in die Klotzbeute einzuschieben und Fotos und Videos des Biens zu machen und so seine Entwicklung zu verfolgen.
(Foto: Gunnar Weidt)
Hier sind die drei Hartholzleisten aufgeschraubt. Auf diese kann eine Platte aufgeschraubt werden, so dass der Boden mit einer weiteren Leiste dicht verschlossen werden kann. Ein passender Varroa- und Diagnoseboden ist stets in der Beute. Dieser kann komplett heraus gezogen werden.
Fotoeinschub-Bilder aus dem Innenraum
Fütterungskammer und Raum für einen Nassenheider-Verdunster
Um dem Bienenvolk einen guten Start zu liefern oder Wintervorräte zu ergänzen, möchte ich mit Futterteig oder Flüssigfutter füttern zu können. Für diesen Zweck sehe ich eine Futterkammer vor, die ich bei Bedarf zwischen Klotzbeutenkorpus und Dach auf die Oberträger aufsetzen kann. Bei sehr großen Baumstämmen kann die Futterkammer auch in den Baumstamm integriert werden.
Die Futterteig-Kammer braucht eine Höhe von 4 cm und einen Innenraum von 20 × 30 cm, damit ein Futterteigpaket von 2,5 kg Platz findet.
Flüssig-Fütterung mache ich oft in Miniplus-Futterzargen samt Deckel (Abmessung 30×30×14 cm) aus Styropor, da hier die Fütterung bienenfrei erfolgen kann. Dann setze ich als Ökofassade eine “Holzzarge” mit den Innenmassen 30 × 30 × 14 cm auf, in der die Futterzarge bienen- und blicktdicht verschwindet.
(Foto: Gunnar Weidt)
Dies ist eine Miniplus-Futterzarge, die ich gerne verwende. Füttern geht bienenfrei, Bienen ertrinken nicht, angewärmtes Flüssigfutter bleibt lange warm.
(Foto: Gunnar Weidt)
Eine Miniplus-Futterzarge mit Deckel hat die Abmessungen 30 × 30 × 15 cm. Diese Futtervorrichtung kann bequem auf die Oberträger einer Klotzbeute aufgesetzt werden. Dazu schneide ich das Abdecktuch u-förmig auf.
Das Dach
Ein ideales Dach habe ich hier fotografiert: Siebdruckplatte mit Teichfolie belegt, darauf Gestein mit wenig Erde, Moose und Steinbrech. (Foto: Gunnar Weidt) Für die Abdeckung von Klotzbeuten gibt es unterschiedliche Varianten, je nach Anspruch an Ästhetik und Gewicht. Das Dach soll den Korpus der Beute gegen Nässe und übermäßige Sonneneinstrahlung schützen.
Wir verwenden z.B. Kunststoffplatten, die mit einem Baumstumpf beschwert sind und eine Schornstein-Abdeckung – obwohl mir für die Zukunft schönere Varianten vorschweben:
- Steinplatten
- bewachsene Dächer mit Steinbrech-Gewächsen
- Strohdächer