Haben die Sommerbienen einen üppigen Honigvorrat angelegt, so stelle ich mir vor, wie das Winterbienenvolk in der dunklen Jahreszeit den Blütenreichtum des vergangenen Jahres nachempfindet und erahnt, was die Landschaft für die bereit hält, die in noch ferner Zukunft das Licht der Welt erblicken werden.
Das Titelbild dieser Ausgabe zeigt einen Querschnitt durch eine vielfach von den Bienen benutzte Wabe. Zurückgebliebene Häutchen der Larven zeugen als dunkle Schichten am Zellgrund von vielen Bienengenerationen, die dort herangewachsen sind. Nun bergen die Zellen einen Leben spendenden und Licht speichernden Schatz: Fermentierter Blütenpollen, das Manna der Bienen, wir nennen es Perga oder Bienenbrot.
Dies ist eines der vielen Beispiele, die zeigen: Bienen sind aus einer Gemeinschaft in diese Gemeinschaft hinein geboren, an deren Zukunft sie immerzu arbeiten. Der Bien verkörpert das Wirken vergangener Generationen und wächst in die Zukunft hinein.
Verweilen wir einige Zeit am Flugloch, erleben wir dort nicht mehr nur ein emsiges Treiben, sondern eine tausendfache, zielstrebige Motivation, die — von einer unsichtbaren Kraft gebündelt — unablässig das Zukünftige im Blick hält.
Eintauchen in den Flow: Mit den Bienen imkern
Bei Mellifera e. V. begegnen uns Menschen, die auf unterschiedlichste Weise zu den Bienen gekommen sind: Geerbt, geschenkt, zugeflogen oder auf andere Weise „in den Schoß gefallen“. Nicht immer stehen ihre Bienenerlebnisse im Einklang mit den eigenen Ansprüchen an eine „ökologische“ oder „nachhaltige“ Lebensweise. Manches fühlt sich schlicht beschwerlich an: Wozu muss ich zentnerweise Zargen wuchten, wenn ich gar keine Hardcore-Honigjägerin bin und selbst die liebevollste (Honig)Massage meinen lädierten Rücken nicht mehr auszusöhnen vermag? Wem kann ich von meinem hüpfenden Herzen erzählen, wenn sich ein goldener Schwarm in den Himmel emporhebt?
Die Begegnungen und Erzählungen berühren und bewegen uns. Und sie motivieren uns, neue Zugänge anzubieten, um die Beziehung mit den Bienen zu vertiefen.
Das Rezept zum Imkerglück?
Wie begegnen wir dem Bienenwesen, welches uns immer wieder überrascht? Sie ahnen es bereits: Sicher nicht mit einem einfachen Rezept!
Gemeinsam mit den Kursleiter*innen im Ausbildungsverbund und unseren ehrenamtlich Engagierten in den Regionalgruppen gestalten wir bei Mellifera e. V. deshalb ein neues Kursformat, in dem die Teilnehmenden mit ihren Bienen selbst entscheiden: Welche ersten Schritte bringen mich meinen Bienen näher, und wie weit will ich in Richtung meiner wesensgemäßen Bienenhaltung gehen?
Dazu gehören einerseits praktische Aspekte einer Umstellung, zum Beispiel, wie vorhandene Bienenwohnungen weiter- oder umgenutzt werden können. Oder wie und wann sich der Wechsel zu Naturwabenbau mühelos und im Einklang mit den Bienen vollziehen lässt. Besonderen Raum nimmt auch die eigene Haltung ein, um Vertrauen in die Fähigkeiten der Bienen und die eigene Urteilsfähigkeit zu gewinnen. Und eines kommt dabei garantiert nicht zu kurz: Wir feiern die lebendige Freundschaft in der Gemeinschaft und mit den Bienen!