moderne Zeidler
Im russischen Uralgebirge wurde die Tradition der Zeidlerei bis heute bewahrt. Vor einigen Jahren haben polnische Imker und Förster dieses alte Handwerk dort neu erlernt und 2014 wurden von ihnen erste Kurse im deutschsprachigen Raum abgehalten. Dieses Video stellt die Bau- und Betriebsweise der Zeidlerbäume vor.
Mo 10. August 2015 von Norbert Poeplau Bienenwohnung, Video, ZeidlereiBei der Zeidlerei nach russisch-polnischem Vorbild werden lebende Bäume in einer Höhe von fünf bis sechs Metern nach einem gut durchdachten Konzept ausgehöhlt, das eine gute Betreuung der darin lebenden Bienen ermöglicht.
Bauweise
Mittels Motorsägen, Brecheisen, Stechbeiteln und anderer Werkzeuge wird auf der Südseite des Stammes ein Hohlraum von einem Meter Höhe, 10 cm Breite und 35 cm Tiefe herausgearbeitet. Dieser Schlitz wird mit den Werkzeugen innen auf einen Durchmesser von ca. 35 cm erweitert. Auf der südöstlichen Stammseite (im rechten Winkel zu der schlitzförmigen Öffnung) wird ein 10 mal 10 cm großes Flugloch in einer Höhe von 1/3 (von oben gesehen) herausgeschlagen, das mit einem passenden Keil so verschlossen wird, dass Bienen gerade noch ein- und ausfliegen können, während Räubern der Zugang verwehrt wird. In die Höhle werden noch einige Querstreben („Speile“) eingefügt, um das Gewicht zukünftiger gefüllter Waben besser halten zu können. Innen an der Decke befestigte Wabenstücke geben als Wabenorientierung Warmbau vor. Der Inspektionsschlitz wird mit einem passenden Brett verschlossen.
1 – Rinde
2 – Baumstamm
3 – Keil im Flugloch
4 – Flugloch
5 – Hohlraum (Waben)
6 – Inspektionsöffnung
7 – Abdeckung (konisches Holzbrett)
8 – Abdeckung (aus Blättern)
9 – kreuzförmig angebrachte Speile
Inspektion und Ernte
Durch die Lage des Fluglochs befindet sich das Zentrum des Brutnest ungefähr auf einer Höhe von 2/3. Im oberen Drittel befinden sich genügend Honigvorräte für die Überwinterung, darüber hinausgehende Überschüsse werden unter dem Brutnest eingelagert, wo sie durch Ausschneiden („zeideln“) geerntet werden können.
Der Warmbau führt dazu, dass die Waben auch an das im rechten Winkel liegende Inspektionsbrett angebaut werden. Das erscheint im ersten Moment überraschend, weil es die Entnahme des Bretts erschwert. Auf diese Weise ist es aber möglich, über die gesamte Höhe in die zentralen Wabengassen hinein zu schauen und man kann einfacher zielgerichtet einzelne Wabenstücke herausschneiden. Ernte und Inspektion wird dadurch also erleichtert. Die Speile sorgen für die Stabilität der bis zu einem Meter langen Naturwaben. Deshalb ist es auch möglich, das Inspektionsbrett abzunehmen, ohne Wabenbruch zu riskieren. Das Brett ist in einer Höher von ca. 1/3 geteilt. Im unteren Drittel wird kaum angebaut. Dieses Brett kann also einfacher entnommen werden. Falls das obere Brett stark angebaut worden sind, kann es durch die untere Öffnung mit einem langen Messer an der Innenseite freigeschnitten werden. Wenn das Inspektionsbrett gelegentlich abgenommen und sauber gekratzt wird, bauen die Bienen die Waben nicht mehr so stark an und es bleibt auch ohne Freischneiden beweglich.
Klotzbeuten
Es entstehen auch immer mehr Klotzbeuten nach diesem Vorbild. Ich möchte aber zu bedenken geben, dass es für die Bienengesundheit einen (möglicherweise sogar entscheidenden) Unterschied macht, ob Bienen in einem toten Baumabschnitt am Boden leben, oder in fünf bis sechs Metern Höhe im Wald in einem Baum siedeln, der noch im Saft steht. In Polen und Russland werden Bäume ausgewählt, die einen Durchmesser von einem Meter und eine entsprechend starke Wand haben. Außerdem ist die Bienendichte in den Wäldern sehr gering.
Wir haben bei Mellifera an der Fischermühle die Beute nur auf dem Boden stehen, um unseren Besuchern und Kursteilnehmern leichter einen Einblick geben zu können.
erschienen in: ADIZ/die biene/Imkerfreund, Ausgaben 02/2015 und 12/2009.