


Die neuen Mellifera-Imker stellen sich vor
Die neuen Mellifera-Imker Benedikt Pestalozzi und Andreas Halder haben an der Fischermühle ihre Arbeit an den Bienenvölkern aufgenommen. Hier erzählen sie im Dialog miteinander, wie es dazu kam, was sie besonders motiviert und wohin sie die Imkerei führen wollen.
Fr 12. Juli 2024 von Gastautor*in BieneMenschNatur.46
Neue Entwicklung: Wieder Imker gesucht
Unverhofft früh möchte Benedikt seiner Leidenschaft für die Landwirtschaft folgen und die Fischermühle wieder verlassen. Du bist Imkerin oder Imker und möchtest in unserem Team an der Fischermühle wirken? Dann melde dich bitte bei uns über diese Stellenausschreibung.
Andreas: Benedikt, erzähle uns doch, wie Du zur Imkerei gekommen bist.
Benedikt: Noch während der Schulzeit arbeitete ich mal einen Sommer lang bei einem Imker mit kleiner Landwirtschaft im französischen Jura. Von der Sprache verstand ich zwar nicht viel, aber die Faszination Bienen begleitet mich seither. Über zehn Jahre später berichtete ich in einem Blog über das Imkern. Und wieder zehn Jahre später stand ich mitten in meiner Zweitausbildung als biologisch-dynamischer Landwirt. Als sich die Gelegenheit ergab, entschied ich mich für die Praktikumsstelle bei Mellifera e. V. und lernte das Bienenhandwerk von Imkermeister Norbert Poeplau.
Und wie war das bei Dir, Andreas?
Andreas: Also ich muss schon sagen, bei mir war das eine ganz besondere Begebenheit: Aus der lokalen Zeitung hatte ich von einem Anfängerkurs erfahren. Das hat mich zwar direkt angesprochen, war in der Form auch das erste Mal, dass ich von so etwas gehört hatte. Ich hatte das dann jedoch wieder zur Seite gelegt, man hat ja immer „genug Anderes“. Wenig später hatte mich dann jedoch ein sehr guter Freund darauf angesprochen und beide haben wir festgestellt, dass ein großes Interesse da ist. Gemeinsam haben wir uns angemeldet, ein halbes Jahr später gab es von meiner Frau zum Geburtstag die ersten beiden Völker. Das ist jetzt fast 20 Jahre her.
Benedikt: Wie war dein Weg zu Mellifera?
Andreas: Als Hobby hat das Imkern in all den Jahren an Stellenwert dazugewonnen. Auch meine Kinder waren oft mit Begeisterung dabei, zwei Söhne sind mit eigenen Bienen sehr aktiv. Schon vor sieben Jahren bewarb ich mich auf ein Stelleninserat von Mellifera, aber dieses Mal hat es tatsächlich geklappt. Die Teilzeitstelle kann ich sehr gut mit meiner Hauptbeschäftigung als Energie- und Umweltingenieur verbinden.
Dein erster Kontakt zu den Bienen liegt ja auch schon einige Jahre zurück, aber aktiver Imker bist du erst seit kürzerem.
Benedikt: Ja, als Mitglied einer Gemüsekooperative erkannte ich, wie bedeutsam unser Umgang mit dem Boden für gute und gesunde Lebensmittel ist und entschied mich zur Zweitausbildung biodynamische Landwirtschaft. Die Imkerei war ein Randthema aber schließt nun den Kreis.
Der Grundgedanke der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise beruht auf dem „Hof-Organismus“: eine Landwirtschaft mit geschlossenen Kreisläufen und eine Tierhaltung mit möglichst großer Rücksichtnahme auf die Eigenbedürfnisse der Tiere. Ein Stück weit garantieren dies die Demeter-Richtlinien.
Andreas, empfindest Du diese Richtlinien als Plus für Imker und Bienen oder stören Dich die Einschränkungen?
Andreas: Zunächst habe ich ganz konventionell meine Völker im geteilten Brutraum im Zandermaß gehalten und experimentierte mit Zadant-Beuten. Dort durften meine Schwärme sich in ihrem Naturwabenbau frei ausleben. In einigen Seminaren zur Bio-Haltung stellte ich fest, dass es abgesehen vom Biofutter keinen wirklichen Unterschied zur konventionellen Haltung gibt. Nicht so bei Demeter: Der Naturwabenbau im Brutraum macht den Unterschied. Wir stören die Anordnung der Waben nur ungern. Der Wabenbau passt dann perfekt, wenn er vom jeweiligen Volk selbst errichtet wird. So bleibt auch die Anordnung von Arbeiterinnen- und Drohnenbau mit ihren Vorteilen gewahrt. Bei Kälterückfällen im Frühjahr kann die Drohnenbrut als wertvolle Schutzhülle und Wärmekleid für die Arbeiterinnenbrut dienen.
Sag mal Benedikt, bei Dir sind es ja nicht nur die Bienen, die es Dir angetan haben!
Benedikt: Leider können wir ja nur auf einer Hochzeit zugleich tanzen. So gerne ich auch nach den Bienen schaue, so sehr fehlt mir der Tanz auf dem Heuboden und die Pflege von Kühen oder Schafen. Mein Traum wäre es, alle Tiere am Ort zu haben und auf einer großen Hochzeit nur mit einer zweibeinigen Biene zu tanzen.
Gibt es bei Dir ebenfalls noch andere Tiere?
Andreas: Schon als Teenager bin ich früh morgens mit meinem Religionslehrer zu vogelkundlichen Führungen gegangen. Als junger Erwachsener habe ich regelmäßig selbst Führungen angeboten und den elterlichen Garten komplett mit selbstgebauten Nistkästen ausgestattet. In einem Jahr hatten wir gleich zwei Grauschnäpperfamilien, unglaublich. Allerdings haben die sich aufgrund des eingeschränkten Reviers mächtig gestritten.
Benedikt, wo soll die Reise der Imkerei an der Fischermühle hingehen?
Benedikt: Wenn wir die oben erwähnte „Hof-Individualität“ ernst nehmen, bedeutet das, als eigener Kreislauf zu funktionieren. Auf die Imkerei bezogen: Weniger Futter aus raffiniertem Zucker, weniger Varroa-Bekämpfung mit organischen Säuren und kleinere Abhängigkeit von „Not-Finanzierungen“. Als Folge werden wir weniger Honig verkaufen und dafür das „soziale Potential“ der Bienen ausschöpfen. Das Schönste ist für mich, bei Kursen mit den Leuten die Bienen zu besuchen. Gerne hätte ich auch mehr Kontakt mit den Vereinsmitgliedern, z. B. bei der Instandhaltung der Lagd oder der Ausbesserung unserer Korbbeuten. Dabei soll es besonders in Zeiten von Trachtlücken, von wärmer werdenden Wintern und hohem Varroa-Druck unseren Bienen richtig gut gehen.
Andreas, wie bringen wir alle diese Ziele unter einen Hut?
Andreas: Der Weg ist das Ziel. Zuerst konzentrieren wir uns auf Beuten-Systeme wie der Einraumbeute, bei der den Bienen mehr eigener Honig für die Überwinterung bleibt. Bei einer etwas reduzierten Zahl an Bienenständen bleibt mehr Zeit, um den Varroa-Befall zu kontrollieren und biologische Behandlungsmethoden verstärkt anzuwenden. Auch möchten wir weiterhin viel Wissen und Begeisterung zurückgeben. Wären wir Bienen, würden wir uns angeregt zitternd im Schwänzeltanz drehen und hoffen, dass möglichst viele von Euch mitfliegen.
Benedikt Pestalozzi und Andreas Halder, Imker Mellifera e. V.