Aus der Projektwerkstatt: Ein Einblick in die aktuellen Forschungen an der Fischermühle
Do 29. August 2024 von Johannes Wirz BieneMenschNatur.46, Wesensgemäße BienenhaltungVor einigen Jahren entstand aus Gesprächen zwischen Matthias Rang, meinem Freund und Physiker, und mir die Idee für eine neuartige Wärmebehandlung gegen die Varroa. Die bisherigen Verfahren arbeiten alle mit Konvektionswärme – wie die Öfen oder Radiatoren in unseren Wohnungen. Dafür müssen die Bienen von den Waben gefegt und die Brut langsam auf 42°C erwärmt werden.
Der von uns entwickelte Prototyp kann dagegen direkt in die Völker eingehängt werden. Möglich macht dieses Verfahren eine Platine, auf der rund 500 LEDs mit einer ausgewählten Wellenlänge montiert wurden. Sie kann in einem Rähmchen neben die Brutwaben gehängt werden. Die Wärmeenergie wird zum großen Teil direkt in die Körperflüssigkeit von Larven und Milben übertragen, die Konvektionswärme ist gering. Wir gehen davon aus, dass die Dauer der Behandlung im Vergleich zu anderen Methoden massiv reduziert werden kann.
Freilandforschung hat immer Tücken. So entwickelten sich die Völker an der Fischermühle im frühen Sommer 2022 schlecht, und als wir gesunde Völker zugekauft hatten, litten sie wegen anhaltender Trockenheit unter extremem Pollenmangel. Die abgelegten Eier wurden von den Arbeiterinnen fortlaufend wieder ausgeräumt.
Im vergangenen Jahr zeigten erste vorläufige Versuche, die von Dr. Sandra Mustafa durchgeführt wurden, dass diese Wärmebehandlung grundsätzlich funktioniert. Bei einer guten Bienenverträglichkeit wurden die frühen Entwicklungsstadien der Varroamilbe abgetötet.
In diesem Jahr werden wir künstliche Infektionsversuche durchführen. Diese Methode ist sehr aufwändig: Eine Königin wird für 24 Stunden in einer Wabentasche mit einer leeren Brutwabe gekäfigt. Damit wird sichergestellt, dass alle Larven auf dieser Wabe später gleich alt sind. Nach neun Tagen werden 150 frisch verdeckelte Brutzellen geöffnet und mit einem Milbenweibchen besetzt. Wenn diese Zellen nach einer Wärmebehandlung kurz vor dem Schlüpfen der Bienen geöffnet werden, können die Zahl der Nachkommen sowie die fertilen und nicht fertilen Milben erfasst und mit unbehandelten Kontrollen verglichen werden. Um statistisch auswertbare Daten zu erhalten, werden die Versuche mit jeweils sechs Brutwaben durchgeführt – das heißt, es müssen 900 Zellen geöffnet, mit 900 Milben besetzt und schließlich ausgezählt werden.
Erfüllen sich unsere Erwartungen, kann künftig eine Methode zur Milbenkontrolle zur Verfügung gestellt werden, die jederzeit angewendet werden kann, also auch vor oder während der Honigernte, und damit die Behandlungen mit Ameisen- und Oxalsäure überflüssig macht. Für Bienenhalter*innen, die in der Zukunft behandlungsfrei imkern möchten, kann die Methode zum hilfreichen Trittstein werden.