


Mittendrin statt nur dabei - die Schwarmsaison 2025
Nach einem Aufruf im Mellifera-Netzwerk zeichnen wir mit den Schwarm-Geschichten unserer Bienenfreundinnen und -freunde ein Bild der Schwarmsaison 2025 – bewegt und zauberhaft.
Sa 14. Juni 2025 von Katrin Sonnleitner Bienengesundheit, Bienenwohnung, Schwarmvermehrung, Schwarmzeit, Wesensgemäße Bienenhaltung, wildlebende Bienen
Schwarm im März, ist das ein Scherz?
Tatsächlich erzählte mir jemand von einem Schwarm im März. Dabei ist doch im Mai Schwarmzeit, oder? Vor zehn Jahren jedenfalls hatte ich meinen Schwarm für die zweite Bienenkiste am Vatertag erhalten – über die Schwarmbörse übrigens. Dieses Jahr erfuhr ich von einigen Schwärmen am Muttertag, der ja einige Tage davor liegt. Ich dachte laut per E-Mail an Dirk U. (Kurort Hartha): „Klimawandel?”, und er schlug kurz nach: „Himmelfahrt vor 10 Jahren war der 14. Mai… Muttertag in diesem Jahr der 10.5.“
Klimawandel hin oder her, die Bienen haben ja noch die Tageslänge als letzte (?) Rückfallebene…
Ein überaus freudiges Erlebnis war der Anruf neulich, dass sich ein Bienenschwarm niedergelassen hat und ich gebeten wurde, ihn abzuholen. Noch am Morgen des selbigen Tages dachte ich, wie schön wäre es doch, noch einen Schwarm zu bekommen, und mein Wunsch wurde mir erfüllt. Im ganzen Umgang mit diesem Schwarm, mit Bienen überhaupt, wurde mir noch mal ganz bewusst, wie sehr ich diese Tierchen, die göttlichen Geschöpfe liebe. (Constanze D., Bienenbüttel)
Dieses Jahr schwärmte es mit Anfang April allgemein (wieder) recht früh, bei mir nur eine Woche später als 2024. An einem heißen Imkerkurstag in Karlsruhe hatten wir den Top Bar Hive aus Neugier noch angeschaut und dabei mehrere verdeckelte Weiselzellen gesehen. Einen Schwarm vorwegnehmen hätten wir in der Mittagshitze nicht mehr können, und am nächsten Tag hatte ich schlecht Zeit… Was tun? Eine halbe Stunde später hat sich die Frage mit den Bienen „in Luft aufgelöst“ und die Antwort am Kirschbaum des Nachbarn „materialisiert“ (sh. Bild oben).
Anfang Mai durften wir im Workcamp mit Mitgliedern einen Schwarm beim Auszug beobachten und beiwohnen, wie sich die Bienen bemühten, an einem recht schmalen Ast am Apfelbaum eine Traube zu organisieren.
Freundliche Hausbesetzung, autonomes Wohnen und neues Leben in alten Knochen
Wie immer setzten sich die Schwärme in Bäume und Hecken, an Fenster und Zäune, aber sie hingen auch unter Treppenstufen oder verteilen sich teppichartig auf dem Boden. Mehrere Berichte sprechen von Schwärmen, die selbständig in Bienenbehausungen (oder andere Orte) eingezogen sind. Bei Christian P. in Kirchberg / Jagst zogen zwei Schwärme hintereinander in denselben SchifferTree.
Selbstbesiedelung einer Klotzbeute (Foto: Charly Giesen)
Dieses Jahr war ich zur Schwarmzeit leider im Krankenhaus. Und so musste ich auf meinem Handy miterleben wie die Bienen schwärmten: Die Stockwaage (HiveWatch) gab Alarm! Also mein Resümee: Der Schwarm ist weg und verloren. Doch ich hatte die Rechnung ohne meine „Mädels“ gemacht: Ca 100m weiter hatte ich eine noch unbewohnte Klotzbeute hingehängt. Wie man auf dem Bild sieht, ist der Schwarm zielstrebig in diese Wohnung eingezogen. (Charly G., Leinsweiler)
Gotthard S. (Aachen-Orsbach) dagegen wollte mit Hilfe der Schwarmbörse eine neue Bienenkiste besiedeln. Und irgendwann auch die alte mit dem Wabenwerk des im Winter verlorenen Volkes verräumen. Jedoch:
„Da kommt Ende April meine Freundin und sagt, an der Bienenkiste sei mächtig was los. Ich bin sofort raus, und tatsächlich, alles voller Bienen. Da hat ein Schwarm, woher auch immer er kam, ein neues Zuhause gefunden. Jetzt ist die alte Bienenkiste, übrigens ein Selbstbau, inzwischen in die Jahre gekommen, wieder bevölkert.“
Wir wissen alle, dass Bienenkästen gestorbener Völker bienendicht zu verschließen sind. Doch Bienen können nicht nur besser Weiselzellen zählen als wir, sie sind auch findig: An der Fischermühle zog während einer Veranstaltung ein Bienenschwarm in einen beiseite geräumten Zargenturm ein, der auf Kies abgestellt war. Kleine Lücken zwischen den Steinchen formten ihnen den Eingang. Im daneben stehenden Regenfass landeten auch Bienen des großen Schwarms, die die Tochter eines Besuchers aus dem Wasser fischte. Dann fand sie dort die Königin! So rettete das Mädchen nicht nur den Schwarm, sondern half mit, ihn in eine Schwarmkiste umzuleiten. Danke!
Heidi L. aus Oedheim hatte voriges Jahr bei einem Seminar an der Fischermühle neben einem Dadant-Volk auch einen Schwarm mitgenommen, der damals ebenfalls selbständig in einen leeren Kasten eingezogen war. Sie erzählt:
Ich hatte von Ende April bis Mitte Mai wirklich eine wilde Zeit hier mit meinen Bienen. Ich hatte vier Schwärme von meinen drei Völkern. Da ich noch drei Beuten zu belegen hatte, war ich sehr glücklich darüber. Jetzt habe ich insgesamt sechs Völker in meinem Garten stehen, die mein Ein und Alles sind. Jetzt ist die Schwarmstimmung bei meinen Bienen schon vorbei. Schade , denn ich finde es eine ganz besondere Zeit , sehr spannend, emotional und liebevoll.
In Halle (Saale) betreute Mario L. die Bienen sogar bis in ihre auserwählte Baumhöhle:
Ein Schwarm von mir hatte sich auf einer hohlen Kastanie nebenan niedergelassen. Ich habe ihn eingesammelt und in eine Beute einlaufen lassen. Offenbar hatte ich aber die Königin nicht erwischt, deshalb sind sie am nächsten Tag wieder ausgezogen und haben sich in der hohlen Kastanie niedergelassen. Da das Loch sehr groß ist und nach oben weist, habe ich ihnen ein Dach gebaut.
Begegnungen der schönsten Art
Nach der kurzen und heftigen Schwarmzeit dieses Jahr waren trotz teilweise hoher Winterverluste viele Bienenstände schnell wieder voll besetzt. So wurde uns aus einigen Regionen gemeldet, dass Schwärme schwer vermittelbar waren. Auch Sönke S. in Aumühle konnte seinen Schwarm diesmal ausnahmsweise nicht über die Schwarmbörse vermitteln, doch bei ihm bleibt hängen:
Das beste war, dass es immer sehr nette Menschen waren, die ich auf diese Weise kennengelernt habe.
Bewegt ging es auch bei Hendrike F. in Flensburg zu:
Ich habe fünf Anrufe über die Webseite erhalten. Zwei Schwärme konnten erfolgreich vermittelt werden. Ein weiterer befand sich leider im Kaminschacht. Ein „Schwarm Wildbienen“ aus zwei Bienen bestehend sollte aus einer Schrebergartensiedlung abgeholt werden. Die zwei Bienen habe ich fliegen gelassen. Und ein Mann rief mich etwas verzweifelt an, dass ein Wespennest im Sofa seiner Mutter aufgebaut wurde. Das spannendste war aber, dass tatsächlich ein Schwarm in meinem Garten gelandet ist. Die Bienen sind gut einlogiert worden, wohlauf und fleißig am Waben aufbauen.
Ich selbst habe im Spätjahr schon häufig „Bienen“ gemeldet bekommen, die sich dann als Wespen herausgestellt hatten. Diesmal war es andersherum: Das „Wespennest“ einer Dame entpuppte sich als Bienenschwarm, der dann jedoch weiterflog.
Dass www.schwarmrettung.de in einigen Feuerwehr-Leitstellen hängt und auch untere Naturschutzbehörden im Zusammenhang mit Hummeln, Wildbienen, Wespen oder Hornissen darauf verweisen, ist ein schöner Erfolg.
Manchmal geht es dann ganz schnell: Bei Werner W. in Fürth klingelte die Feuerwehr direkt an der Tür: „Hallo, keine Angst! In der Nähe hängt ein Schwarm. Könnten sie uns zur Hand gehen?“
Schwarmernte mit kleinem oder größerem Gerät
Abhängig von der Höhe kam unterschiedliches Gerät zum Einsatz: Ein Karton (am Boden) / Astschere, Bienenbesen und Leiter (Schwarm in 2-3 m Höhe) / elektrische Astsäge und Schwarmbeutel (6m), Hubsteiger oder Drehleiter (noch höher). Beim Feuerwehreinsatz in luftiger Höhe muss meist zügig gearbeitet werden, weil das Fahrzeug jederzeit für den nächsten „richtigen“ Einsatz abkommandiert werden kann.
Herzlichen Dank an alle Feuerwehrleute, die uns vielerorts so gut und unkompliziert bei der Schwarmrettung unterstützen – ihr seid großartig!
Weiter schwärmen im Forum
Auch wenn die Schwarmzeit jetzt langsam auströpfelt, sind noch längst nicht alle Geschichten erzählt, und auch du kannst noch dein persönliches Highlight der Schwarmsaison 2025 in unserem Diskussionsforum teilen: Schwarmgeschehen 2025 teilen.
Ein Schwarm auf dem Fußboden ist meist seiner Königin gefolgt, die dort zum Landen kam. (Foto: Gülderen Kumru)