Varroabehandlung mit dem Mullerbrett
Als am 1. Juni 2017 zwei unserer Dadant-Völker in Schwarmstimmung kamen, starteten wir den Test des Mullerbretts.
Do 12. Oktober 2017 von Johannes Wirz BieneMenschNatur.33, Bienengesundheit, Forschung, Varroa, Wesensgemäße BienenhaltungDiese Milbenfalle hatte unser Freund und Mitglied Albert Muller bereits 1994 entwickelt. Die Idee ist bestechend. Man setzt an Stelle der Beute mit dem Volk eine leere Brutzarge gleichen Bautyps und gibt die alte Königin und leere Waben oder Rähmchen hinein. Danach setzt man das Mullerbrett auf. Es besteht aus einem Rahmen, in dem auf der oberen Seite ein bienendichtes, auf der unteren Seite ein milbendichtes Gitter angebracht ist. Darauf wird die Zarge mit dem Bienenvolk, dem zuvor die Königin entnommen wurde, um 180° gedreht aufgesetzt. Die Flugbienen verlassen das Volk im oberen Teil, kehren in die untere Zarge zurück und bilden einen Flugling, der rasch ein neues Brutnest zu pflegen beginnt. Bei Völkern in Schwarmstimmung gibt es bereits Weiselzellen in der Zarge über dem Mullerbrett, Völker ohne Schwarmstimmung ziehen ohne ihre Königin dort sofort Nachschaffungszellen heran.
Die Milben wandern
Im oberen Volksteil finden die Varroamilben nach neun Tagen keine offenen Brutzellen mehr in die sie zur Vermehrung einwandern könnten. Deshalb versuchen sie in die untere Zarge abzusteigen, angelockt durch den Duft der Larven, die sich 15 bis 20 Stunden vor der Verdeckelung ihrer Brutzellen befinden. Durch das feinmaschige Gitter des Mullerbretts werden die Milben gestoppt, bleiben dort sitzen und sterben. Der „Brutling“ wird auf diese Weise milbenfrei – so die Hypothese.
Der Versuch
Versuchsvölker getrennt auf zwei Böden. (Foto: Johannes Kuhn) Obwohl Albert als wesensgemäßer Imker den Einsatz des Bretts nur bei Völkern im Schwarmtrieb einsetzte, wollten wir den Versuch aus zwei Gründen mit zehn Versuchsvölkern starten. Johannes und Matthias, unsere damaligen Lehrlinge, hatten alle Hände voll zu tun mit dem Aufbau von 150 neuen Völkern für die Erwerbsimkerei. Weil sie nicht über Wochen auf Völker im Schwarmtrieb warten konnten, musste der Versuch mit den ersten zwei schwarmbereiten Völkern gestartet werden. Der zweite Grund war, dass wir auch Völker im Versuch haben wollten, die nicht in Schwarmstimmung waren, d.h. dass das Mullerbrett auch für konventionelle Bienenhalter eine Lösung für das Varroaproblem sein könnte.
Der Versuch brachte einige Überraschungen mit sich: In dieser Jahreszeit landeten bei allen Völkern sehr schnell mehr als die Hälfte aller Bienen unten im Flugling, der entsprechend groß wurde! Unabhängig von der Vorgeschichte bauten all diese Volkseinheiten in zwei bis drei Wochen auf acht bis zehn Rähmchen das gesamte Wabenwerk auf – bei sehr guter Tracht ohne jede Fütterung! Auffallend war auch, dass mit einer Ausnahme alle Volkseinheiten bei der wöchentlichen Kontrolle immer friedlich und ruhig waren. Es wäre lohnenswert, sich einmal ernsthaft mit der Frage zu beschäftigen, wie wir auf Stress in unseren Völkern schließen.
Milbenzahlen
Unmittelbar vor der Bildung von Flugling und Brutling wurden bei allen Völkern mit der Puderzuckermethode an Bienen auf Vorratswaben zweimal die Zahl der aufsitzenden Milben ermittelt. Sie lag im Durchschnitt aller zehn Völker bei niedrigen 0.3 Milben (das Minimum lag mehrmals bei 0, das Maximum bei 1.5 Tieren). Dank einer guten Winterbehandlung war die Milbenbelastung beim Start ins neue Bienenjahr gering. Die Fluglinge wurden acht Tage später (9. Juni) mit Oxalsäure besprüht; im Durchschnitt fielen in den 18 Tagen danach lediglich 2,2 Milben pro Volk. Der Mittelwert wäre noch geringer ausgefallen, hätte es in einem einzigen Volk nicht 13 Milben gegeben. Die Milbenbelastung von Fluglingen – und dasselbe gilt auch für Vorschwärme – ist nach guter Winterbehandlung vernachlässigbar. Deshalb ist eine Behandlung mit Ameisensäure im Sommer nicht nötig, wenn sicher keine Re-Invasion von Milben befürchtet wird.
Bei den Brutlingen wurden in der Mullerfalle regelmäßig die Milben gezählt und nach 26 Tagen (27. Juni), als alle Völker brutfrei waren, mit Oxalsäure besprüht. Der Milbenfall wurde während der nächsten 25 Tage gezählt. Die Tabelle zeigt eine Übersicht über die Werte. Im Mullerbrett landen im Durchschnitt nur 60 Prozent aller Milben der brutfreien Völker (im Minimum 44 Prozent, im Maximum 75 Prozent), die Schwarmstimmung hatte keinen Einfluss auf den Wirkungsgrad. Mit den gemessenen 60 Prozent ist er eindeutig zu gering und rechtfertigt den großen Aufwand nicht, der mit der Verwendung des Brettes einhergeht.
Volk | Milben | Milben | Effizienz |
---|---|---|---|
auf Brett | nach OS | MB/(MB+OS) | |
140 | 16 | 20 | 0.44 |
128 | 37 | 22 | 0.63 |
129 | 21 | 7 | 0.75 |
34 | 37 | 18 | 0.67 |
120 | 21 | 17 | 0.55 |
121 | 16 | 11 | 0.16 |
49 | 12 | 10 | 0.55 |
136 | 22 | 19 | 0.54 |
24 | 246 | 208 | 0.54 |
44 | 37 | 19 | 0.66 |
Durchschnitt | 46.50 | 35.10 | 0.59 |
Die Fortsetzung
2018 werden wir die Versuche mit folgenden Verbesserungen wiederholen: die Maschengröße im milbendichten Gitter wird erweitert. Das verwendete Spritzgitter, das auf Bratpfannen verwendet wird, schien uns zu eng. Weil es darüber hinaus von den Bienen mit Wachs und Propolis zugekittet wurde, wird es für den zweiten Versuch mit einem bienendichten Gitter abgedeckt. Darüber hinaus brechen wir alle Nachschaffungszellen, die im alten Volksteil über dem Mullerbrett aufgezogen werden, aus. Denn es ist unklar inwieweit Varroamilben das Heranwachsen junger Königinnen erkennen oder spüren und dadurch der Druck, zum Überleben in den unteren Volksteil zu gelangen, sinkt.
Ein besonderer Dank geht an Johannes Kuhn für seinen Fleiß bei der Datenerhebung, sein Engagement, seine Sorgfalt und seinen nicht versiegenden Humor.
Anmerkung:
Ich bedaure es sehr, dass wir den obigen Bericht veröffentlicht haben, bevor Albert Muller seine Anmerkungen dazu machen konnte. Nach seiner Erfahrung versuchen die Milben im Brutling bis sieben Tage nach dem Schlupf der letzten Brut in den Flugling abzusteigen. Weil wir bis zur OS Behandlung im Brutling nur vier Tage gewartet haben, sind die Zahlen der Milben auf dem Mullerbrett niedrig, zumal wir bei unseren wöchentlichen Zählungen – wie bereits Albert auch – gesehen haben, dass die Zahl der Milben auf dem Brett mit jeder Woche gestiegen ist.
Albert sagt mit Recht, dass für Imker, die ihre Völker über den Schwarmprozess oder mit einem Kunstschwarm vermehren wollen, das Mullerbrett eine gute Möglichkeit bietet, die Milbenzahl im Brutling deutlich zu reduzieren.