Was machen die Bienen in der Schwarmzeit?
In den Bienenvölkern hat sich der Frühling längst herumgesprochen. Alles strebt nach draußen, und wir können eine sausende, brausende, summende und überquellende Schwarmzeit kaum erwarten. Das Schwärmen geschieht nicht unvermittelt, sondern die Schwarmstimmung baut sich langsam auf – in den Bienenvölkern und bei uns.
Fr 19. April 2024 von Katrin Sonnleitner Bienengesundheit, Bienenwohnung, Schwarmvermehrung, Wesensgemäße BienenhaltungMit den immer längeren Tagen, steigender Temperatur und angeregt durch das reichhaltige Angebot von Nektar und Pollen dehnen die Bienenvölker ihre Brutnester im Frühjahr weit aus, und der Wabenbau geht voran. Immer mehr Sommerbienen lassen es nach dem Winter wieder zu stattlicher Größe heranwachsen, so dass es sich nun vielleicht vermehren möchte. Als erstes ziehen Bienenvölker dafür Drohnen auf. Sie wachsen in etwas größeren Zellen in den kühleren Randbereichen heran. Beim Schlüpfen nagen Drohnen ihr Zelldeckelchen kreisförmig auf. Wenn er schließlich herunterpurzelt, können wir ihn vielleicht auf dem Bodenschieber entdecken. Sind sie Drohnen geschlüpft und voll entwickelt, machen sie sich in Scharen um die Mittagszeit in der Landschaft auf die Suche nach jungen Königinnen.
Reichlich Pollen und Nektar bringen die Sammlerinnen ins Bienenvolk, immer größer wird die Brutkugel, die ein dicker Pollenkranz umgibt. Da kann es schon geschehen, dass heimkehrende Sammlerinnen bei Volltracht ihre Last schnell in die nächstbesten Zellen werfen, um sich alsbald wieder in die Landschaft und dort in die Blütenkelche zu stürzen. Später ist noch Zeit zum Aufräumen. Die Brutzellen sind bald besetzt, zwischen ihnen glitzert immer wieder Nektar. Je kleiner die Behausung, desto eher kommt der Moment, in dem die Königin kaum mehr eine freie Zelle findet, um sie zu bestiften.
Aufwärmen zum Ausschwärmen
Haben im Frühjahr noch wenige Bienen viele Larven versorgt, hat sich das Verhältnis nun umgekehrt: Die Ammenbienen finden kaum mehr eine offene Brutzelle, in der eine Larve gefüttert werden will. Hinter großen Flächen verdeckelter Zellen vollzieht sich in tausenden Puppen die Metamorphose zur fertigen Biene. Anhand des Brutbildes können wir eine Prognose für die Zukunft wagen: Ist noch viel offene Brut da, bleibt es in Bezug auf Schwärme noch eher ruhig. Sehen wir hauptsächlich verdeckelte Brutflächen, könnte bald Schwarmstimmung aufkommen. Diesen Blick zu schärfen, lohnt sich, denn er kann uns auch Hinweise auf die Gesundheit eines Bienenvolks geben. Sehen wir viel Brut, aber die Bienenmasse steigt nicht an, könnte es sein, dass die Brut sich nicht gesund entwickeln konnte, z. B. aufgrund von Kalkbrut abgestorben und ausgeräumt wurde.
In seinem früheren Beitrag „Der Schwarm“ hat Demeter-Imker Michael Reiter beschrieben, wie sich das Verhalten der Bienen in der anklingenden Schwarmzeit verändert, wenn die Bienen keinen Futtersaft für die Brut mehr erzeugen (weil keine offene Brut mehr vorhanden ist): Sie hören auf, Waben zu bauen, sie sammeln kaum mehr. Der Pollen staut sich gewissermaßen in den Bienen und kommt nicht mehr für das Volksganze zur Wirkung. Zumindest nicht für dieses Volksganze, denn die Bienen bereiten sich auf diese Weise auch darauf vor, nach dem Schwärmen als neuer Bien eine neue Wohnung mit Waben auszubauen. Sie stellen ihren Körper komplett um: Etwa 80% der Bienen aktivieren ihre Wachsdrüsen, während das sonst etwa 10-20% sind.
Die Königin bestiftet erste Weiselzellen, deren Larven zu Königinnen bestimmt sind, und der Zusammenhang in diesem Bienenvolk fällt allmählich weiter auseinander, bis es die endgültige Teilung mit Auszug des Schwarms vollzieht.
Die Geburt eines neuen Bienenvolks
Frisch aufgetischt - bien des surprises (Foto: Gunther Dittkuhn)
Der Schwarmakt wird von den Bienen frühestens ab der Verdeckelung der ersten Weiselzelle vollzogen. Ein Versuch an der Fischermühle hat gezeigt, dass Bienen dabei ihren Auszug mehrere Wochen hinziehen können und in dieser Zeit Weiselzellen wieder zurückbauen, neu ansetzen und sich auf diese Weise immer einen Auszug in wenigen Tagen vorbehalten. Auch ist es möglich, dass plötzlich einsetzende Volltracht die Prioritäten eines Bienenvolks umschwenken lässt, wenn der Schwarmprozess noch nicht weit fortgeschritten ist. Verhindert eine für das Schwärmen ungünstige Witterung nur für einige Tage den beschlossenen Auszug eines Bienenschwarms, dürfen wir mit dem Schwarmabgang relativ sicher am nächsten sonnigen und warmen Tag rechnen. Und dann? Obdach, Waben, Vorräte, Nachkommen – bei ihrem Auszug hinterlässt die alte Stockmutter ihrem Tochtervolk alles und gibt sich einem totalen Neuanfang hin.
Jedem Schwarmfang wohnt ein Zauber inne…
Spätestens jetzt kommen wesensgemäß Imkernde in Schwarmstimmung, lassen die Arbeit liegen und schwingen sich mit den Bienen in wilde und wundervolle Abenteuer, von denen sie noch lange erzählen werden.
Ich packe meine Schwarmtasche und nehme mit…?
Schwarmvorwegnahme, Schwarmfang, legele Schwarmlockkästen – mehr Information zum Schwärmen findet ihr auf der Website der Wesensgemäßen Bienenhaltung.
Bienenwissen für die Schwarmzeit
Die Schwarmbörse in unserem Netzwerk zur Weitergabe von Bienenschwärmen unter wesensgemäß Imkernden öffnet jährlich im April.
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