Herbstanemone
Zweig

Bienen als Zirkustiere

“Bienen sind keine Zirkustiere” sagte mir einmal ein Imker, der mit Grundschulkindern arbeitet. Aber warum halten wir Bienen an Schulen und in Kindergärten? Es geht mir um die Vermittlung der Faszination des Biens und um Spaß und Freude. Und manchmal trifft es “Zirkusbienen” ganz gut, was ich mit Kindern bei den Bienen mache.

Mi 7. Juni 2017 BieneMenschNatur.32, Kinder&Jugendliche, Stadtbienen
 (Foto: Gunnar Weidt)
(Foto: Gunnar Weidt)

Schwärmen mit Schwärmen

Beim Schwarmfangen und beim Einlaufen von Schwärmen durfte ich erleben, wie fasziniert und angstfrei Kinder bei den Bienen sitzen und staunen. Kinder wollen die Bienen streicheln und mit ihnen in Kontakt kommen.

Streichelzoo und Akrobaten

Klotzbeute im Schulgarten. Das Dach wurde von Schülern gestaltet. (Foto: Gunnar Weidt) Klotzbeute im Schulgarten. Das Dach wurde von Schülern gestaltet. (Foto: Gunnar Weidt) Kinder möchten Bienen anfassen. Immer wieder erlebe ich, wie sie Bienen am Flugloch vorsichtig streicheln. Brummende Drohnen in der Hand haben anfangs allerdings einen gewissen Gruselfaktor. Viele Kinder trauen sich nicht, einen Drohn richtig in der Hand zu halten. Besser geht das, wenn die Drohnen angeleint sind. Sie können dann ausgeführt werden und Flugversuche an der Leine sind faszinierend. Selten habe ich so glückliche Kinder gesehen.

An das Nähgarn binden wir auch kleine Liebesbriefe. Diese drehen sich großartig, wenn die Briefdrohnen zum Stock zurückfliegen. Dort nehmen wir den Brief ab oder schicken den geflügelten Boten auf eine neue Reise. Erwachsene haben gelegentlich ethische Bedenken. Kinder merken aber, wenn ein Drohn nach einigen Flügen gestresst oder müde ist. Dann entfernen wir das Fluggeschirr wieder. Ich glaube, dass diese Kinder später als Imker keine Drohnenwaben schneiden würden.

Fliegender Drohn an der Leine (Foto: Gunnar Weidt) Fliegender Drohn an der Leine (Foto: Gunnar Weidt) Das Zuhalten des Fluglochs ist ein weiteres Kunststück, bei dem Kinder beglückt inmitten von tausenden Bienen stehen. Kinder, die Bienen dabei durch die Finger schlüpfen lassen, entwickeln innerhalb von Minuten eine Ruhe und ein Gespür dafür, was den Bienen gefällt und was sie lieber bleiben lassen.

Als Mutprobe fangen wir Bienen mit der Hand. Ursprünglich habe ich das nur mit Drohnen probiert. Einmal habe ich daneben gegriffen und mich gewundert: Auch Bienen stechen dabei nicht. Bei zugehaltenem Flugloch schaffe ich manchmal sieben auf einem Streich. Kinder finden das toll. Erwachsene (und Imker) fragen jedes Mal “Warum stechen die nicht?” Kinder fragen das nie.
Ausprobieren wollen allerdings nur wenige Kinder das Bienenfangen. Die, die sich trauen, lernen es meist schnell.

Manege frei – die Tiere kommen

Bienenbeute mal anders: Hotel Transilbienien (Foto: Gunnar Weidt) Bienenbeute mal anders: Hotel Transilbienien (Foto: Gunnar Weidt) Kunst spielt eine große Rolle an der Schule, wo zwei meiner Völker stehen. Das Dach der Klotzbeute und die Fassade einer Stabilbaubeute wurden von den Kindern gestaltet. Sie sind die Manege.

Eine Beute wurde von den Schülern und Schülerinnen zum Hotel umgestaltet – das Hotel Transsilbienien.
Eine andere Bienenwohnung hat auf dem Dach eine Wiese aus Steinbrechgewächsen, auf der ein Schleich-Auerochse steht. Kinder nähern sich so einer Beute ganz anders, besonders, wenn die Playmobil-Imkerin an ihrer Klotzbeute steht. Die Beute ist dann Spielplatz und die Klotzbeute Gesprächsstoff.

Gunnar Weidt, Mellifera-Regionalgruppe Hamburg

P.S. Weitere tolle Fotos von den Zirkusbienen gibt es hier.


Biene sitzend auf Blüte