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Ansaaten mit gebietseigenen Pflanzen

Damit Blühmischungen das Auge des Betrachters erfreuen, einer großen Vielfalt an Blütenbesuchern als Nahrungsquelle dienen und keine Gefährdung für die genetische Vielfalt unserer heimischen Pflanzenwelt darstellen, gilt es bei der Wahl einer Saatgutmischung verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Bei einer eingehenden Betrachtung dieses Themas sprechen ökologische, rechtliche sowie ökonomische Argumente eindeutig für die Verwendung gebietseigener Wildpflanzen.

Mo 27. Oktober 2014 BieneMenschNatur.27, Bienengesundheit, Forschung
Blühender Straßenrandstreifen aus heimischen Wiesenblumen in Bad Saulgau, 31. Mai 2014 (Foto: Holger Loritz)
Blühender Straßenrandstreifen aus heimischen Wiesenblumen in Bad Saulgau, 31. Mai 2014 (Foto: Holger Loritz)

Ein wertvoller Beitrag für die Nahrungsgrundlage unserer Blütenbesucher

Ehemals grüne Verkehrsinseln, Straßenränder an Ortseingängen oder Streifen an Ackerrändern stehen seit einigen Jahren immer häufiger in prachtvoller, bunter Blüte. Neben ihrem optischen Wert, wollen viele dieser Mischungen ein „Bienenparadies“, oder „Bienen- und Hummelschmaus“ sein. Das Engagement für eine blütenreiche Siedlungsbegrünung und Kulturlandschaft führt jedoch an einigen Stellen zu kontroversen Diskussionen unter Botanikern, Biologen und Naturschützern. Dabei ist besonders die Zusammensetzung von Saatgutmischungen der Kritik ausgesetzt. Einjährige Mischungen mit fremdländischen Arten werden als „nicht nachhaltig“ bezeichnet und mit ökologischen Risiken in Verbindung gebracht. Zudem sollen sie „nur“ wenigen nicht spezialisierten Insektenarten eine Nahrungsgrundlage bieten.

Damit Blühmischungen das Auge des Betrachters erfreuen, einer großen Vielfalt an Blütenbesuchern als Nahrungsquelle dienen und keine Gefährdung für die genetische Vielfalt unserer heimischen Pflanzenwelt darstellen, gilt es bei der Wahl einer Saatgutmischung verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Bei einer eingehenden Betrachtung dieses Themas sprechen ökologische, rechtliche sowie ökonomische Argumente eindeutig für die Verwendung gebietseigener Wildpflanzen.

Gebietseigenes Saatgut verwenden

Im Bundesnaturschutzgesetz ist festgeschrieben, dass ab 2020 in der „freien Landschaft“ Pflanzen und Saatgut nur noch innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werden dürfen. Das heißt, sie müssen „gebietseigen“ sein. Aus naturschutzfachlicher Sicht ist es jedoch sinnvoll auch in besiedelten Bereichen gebietseigenes Saatgut zu verwenden. Schließlich ist eine Abgrenzung der freien Landschaft zu Siedlungsflächen nicht möglich. Außerdem gewinnen besonders besiedelte Bereiche immer mehr an Bedeutung als wertvolle Refugien für Blütenbesucher, die auf heimische Pflanzen angewiesen sind und in der heutigen Agrarlandschaft immer weniger Nahrung und Lebensraum finden.

Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen zeigen, das die Verwendung gebietsfremden Saatgutes gravierende Folgen auf unserer Artenvielfalt haben kann. Deutlich messbar werden solche Veränderungen beispielsweise durch verschobene Blühzeitpunkte gebietsfremder Pflanzen gegenüber ihren heimischen Verwandten. So zeigt eine Untersuchung am Beispiel von einigen Nahrungspflanzen für Wildbienen, dass der Blühzeitpunkt um bis zu zwei bis drei Wochen verschoben sein kann. Dies kann für Wildbienen, die eine kurze Flugdauer von wenigen Wochen haben und auf wenige Nahrungspflanzen spezialisiert sind, bedeutende Folgen für den Fortbestand der Art haben.

Die Biodiversität fördern

Die positiven Effekte gebietseigener mehrjähriger Wildpflanzenmischungen beschränken sich nicht nur auf die Blüten, sondern diese Mischungen bieten das ganze Jahr über Eiablage- und Puppenplätze für Insekten, wie z.B. Schmetterlinge, und reiches natürliches Futter für Vögel.

Die Saatgutkosten von mehrjährigen gebietseigenen Mischungen sind zwar wesentlich höher als die der einjährigen bunten Mischungen. Doch der einmalige höhere Aufwand zahlt sich langfristig aus. Schließlich werden die Flächen für einen Zeithorizont von vielen Jahren angelegt.

Steht nun im Frühjahr die Entscheidung über die Saatgutwahl an, bevorzugen Sie heimische Wildpflanzen, bestenfalls gebietseigenes Saatgut, welches auf die Standortbedingungen wie Klima, Boden und Exposition abgestimmt ist. Ziehen Sie mehrjährige Blühmischungen den kurzlebigen einjährigen Mischungen vor und fördern Sie damit die Biodiversität!

Weitere Informationen auf der Homepage des Netzwerk Blühende Landschaft:

www.bluehende-landschaft.de

Anne Spatz

Gebietseigenes Saatgut

Als gebietseigen (autochthon) werden einheimische Pflanzen bezeichnet, welche sich in einem bestimmten Naturraum über einen langen Zeitraum in vielfacher Generationenfolge vermehrt haben, sodass eine genetische Differenzierung und somit eine lokale Anpassung anzunehmen ist.

Die Herkunft des Saatgutes wird derzeit in Deutschland über zwei Zertifikate garantiert.

Für Ansaaten mit gebietseigenem Saatgut kann außerdem Mäh- und Druschgutübertragung von lokalen bzw. regionalen Spenderflächen gewonnen werden, die in räumlicher Nähe zu den Empfängerflächen liegen.


Biene sitzend auf Blüte