Herbstanemone
Zweig

Bienen in der Schule

Ich bin eine Schülerin der Stadtteilschule der Brecht-Schule in Hamburg und ich habe das Glück, dass ich mich für das Wahlpflichtfach „Arbeit und Beruf“ entschieden habe. Das bedeutet, dass ich mit meinen Klassenkameraden und meiner Lehrerin Frau Weschka eine kleine Schulimkerei aufbauen durfte; und zwar eine Schulimkerei über den Dächern von Hamburgs Innenstadt. Unsere Schule hat nämlich einen Dachschulhof.

Fr 2. September 2016 BieneMenschNatur.31, Kinder&Jugendliche, Stadtbienen
Über den Dächern von Hamburg hat Frau Weschka eine kleine Schulimkerei aufgebaut, in der Schüler und Schülerinnen der Brecht-Schule, die das Wahlpflichtfach „Arbeit und Beruf“ belegt haben, einen praktischen Einblick in die Bienenhaltung bekommen können. (Foto: Isabell Weschka)
Über den Dächern von Hamburg hat Frau Weschka eine kleine Schulimkerei aufgebaut, in der Schüler und Schülerinnen der Brecht-Schule, die das Wahlpflichtfach „Arbeit und Beruf“ belegt haben, einen praktischen Einblick in die Bienenhaltung bekommen können. (Foto: Isabell Weschka)

Ich habe großen Respekt davor, wie meine Lehrerin es geschafft hat diese Imkerei aufzubauen. Und dann gibt es noch etwas: alle SchülerInnen aus dem Kurs haben mitgemacht, es hat alle interessiert. Fast alle haben ihre Angst verloren und sich am Schluss für die Bienen begeistert. Selbst die Kinder, die das Fach nur gewählt haben, weil sich die besten Freunde dieses Fach ausgesucht hatten. Natürlich gab es auch Stunden, die nicht so interessant waren, aber das gibt es ja immer und in jedem Fach.

Da das Projekt Imkerei mit Gartenbau verbunden ist, gab es auch Stunden, in denen wir Unkraut jäten mussten und trotz des vielen Unkrautes hatten wir immer im Hinterkopf, wofür wir Blumen haben wollen und warum wir Bienen haben. Etwas kann ich sagen: man hat nicht nur das Gefühl, dass man nur Honig ernten will oder nur die Bienen erforschen möchte, sondern man hat immer auch ein bisschen das Gefühl, dass man etwas für alle tut. Nicht nur für alle Bienen, auch etwas für alle Menschen. Für die Menschen, die wissen, warum wir die Bienen brauchen, und auch für die Menschen, die es nicht wissen.

 (Foto: Isabell Weschka) (Foto: Isabell Weschka)

Wir haben im Winter angefangen in diesem Schulfach zu arbeiten und haben uns erst einmal theoretisch auf die Bienen vorbereitet. Doch auch schon da hatte man immer im Hinterkopf: „Ich weiß, warum ich das mache. Nicht für eine gute Note, sondern weil ich im nächsten Jahr sehen will, wie die Königin Eier legt. Weil ich sehen will, was passiert im Jahr der Honigbiene.“ Im Frühjahr haben wir dann angefangen praktisch mit den Bienen zu arbeiten. Wir haben den Unterstand für die Beuten angemalt, wir haben unsere im Winter selbst gebauten Rähmchen in die Beuten eingesetzt, wir haben den Smoker bedient und wir waren an den Beuten und haben uns die Bienen angesehen. Als das Schuljahr dann dem Ende zuging haben wir Honig geerntet. Wir haben Honig geschleudert und wir haben Etiketten entworfen. Aber jetzt noch etwas sehr Wichtiges: Wir haben Honig gegessen!

Was ich glaube ist, dass selbst, wenn man all diese Dinge schon 30 mal gemacht hat, dass man immer was Neues sieht und entdeckt, dass auch ein 31. Mal Spaß macht, dass jedes Kind anders mit den Bienen umgeht. Jedem Lehrer und jeder Lehrerin, die überlegen, ob sie die Bienen ihren Schülern näher bringen sollen, kann ich nur sagen: „Ja, tut es!“ Es macht so einen Spaß, es ist so eine tolle Abwechslung zu dem Unterricht im Klassenraum.

Es schafft sogar Freundschaften. Wir haben zum Beispiel mit unserer Parallelklasse zusammen gearbeitet. Am Anfang des Jahres gab es teilweise Feindschaften zwischen uns und jetzt sind fast alle mit einander befreundet. Und zwar nicht, weil wir die Pausen zusammen verbracht haben, sondern weil wir zusammen Unkraut gejätet haben. Weil wir zusammen Honig geschleudert haben. Und das ist das wichtige Wort: „Zusammen“. Menschen mit Bienen, Bienen mit Menschen und so müssen wir zueinander finden, uns kennenlernen und uns einschätzen lernen. Wie wir beiden Parallelklassen zueinander. Also: die Bienen in die Schule, die Schule zu den Bienen!

„Zusammen“ – Menschen mit Bienen, Bienen mit Menschen.

Mia Kortewille, 13 Jahre, Klasse S8b
Mia hat die Schulimkerei zusammen mit Ihren Mitschülern auf der bundesweiten Tagung „Bienen machen Schule“ in Schwerin vorgestellt. Unter dem Motto “Bee inspired – Beflügelt Lernen” fand sie vom 16. bis 18. September 2016 statt. An der Fachtagung und Fortbildung nahmen rund 100 Pädagogen, Imker und Wissenschaftler teil. In unserem Internetblog finden Sie einen ausführlichen Teilnehmerbericht.


Biene sitzend auf Blüte