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Das Blog zur Zeitschrift »Biene Mensch Natur«

»Biene Mensch Natur« Blog

Die weitgehend geleerten Messzylinder mit kleinen Futtermengen Foto: Norbert Poeplau

Futterversuche in der Demeter-Imkerei Fischermühle

Immer wieder begegnet mir die Meinung, dass in Demeter-zertifizierten Imkereibetrieben die Ergänzung der Honigvorräte mit Zucker vor Eintritt des Winters nicht zugelassen sei. Das ist nicht richtig. Andererseits wird diese gängige Praxis mit Recht immer wieder kritisch hinterfragt.

Im Zusammenhang zwischen Futterangebot und Bienenvölkern möchte ich drei Zeiträume betrachten. Der erste davon sind die Jahrmillionen, in denen sich die Bienen nur von dem ernährt haben, was ihnen die Blüten einer natürlichen Landschaft boten. Der zweite Zeitraum ist der, in dem sich die Zuckerindustrie als Teil unserer industriellen Landwirtschaft entwickelt hat. Zucker wurde billiger als Honig. Deshalb konnten Imker ihren Bienenvölkern mehr Honig im Spätsommer entnehmen und statt dessen Zuckerwasser geben, aus denen Bienen ihr Winterfutter bereiten. Dabei wäre bei einem maßvollen Teilen der Honigvorräte weiterhin genug Honig für Menschen und Bienen dagewesen. Die Entwicklung hin zur industriellen Landwirtschaft ist weitergegangen, und dadurch sind Bienenvölker weiter in die Defensive gedrängt worden. Damit sind wir in dem dritten Zeitraum angekommen. Heute finden Bienenvölker an vielen Standorten so wenig Nektar in der „Kultur“-Landschaft, dass sie im Sommer verhungern oder im Spätsommer gefüttert werden müssen, auch wenn kein Honig entnommen wurde.

Die Messzylinder hinter dem seitlich angebrachten Schied einer EinraumbeuteFoto: Norbert Poeplau Deshalb sind in der Imkerei von Mellifera e. V. schon 1987 Futterversuche gemacht worden, um das Zuckerwasser durch eine Zugabe von Honig, einer Prise Salz, Kräutertees und potenzierten Blütenextrakten aufzuwerten. Die Ergebnisse haben auch in die Richtlinien für Demeter-Bienenhaltung Eingang gefunden. Die Überlegungen gingen aber weiter, und heute möchten einige Demeter-Imker das solchermaßen aufgewertete Futter weiter verbessern, indem sie den Zucker einer teilweise milchsauren Vergärung unterziehen. Ob einer der beiden Futteransätze besser ist als der andere, soll nun herausgefunden werden. Dazu wurde bei einem Treffen von Imkern und Analyse-Spezialisten an der Imkerei Fischermühle ein Konzept entwickelt, um Unterschiede dieser verschiedenen Futteransätze beurteilen zu können. Dazu gehören verschiedene Untersuchungsmethoden, die am milchsauren Futter und dem klassischen Futteransatz nach der Demeter-Richtlinie durchgeführt werden – u. a. Steigbild- und Kristallisationsuntersuchungen sowie quantitative analytische Verfahren. Zur Finanzierung der Untersuchungskosten haben im Jahr 2012 alle Kursleiter des Ausbildungsverbunds für wesensgemäße Bienenhaltung Teile ihres Honorars zur Verfügung gestellt.

Im Rahmen der Untersuchungen haben wir in der Imkerei Fischermühle fünf Bienenvölkern im Juni 2012 gleichzeitig beide Futterlösungen angeboten. Um die Futterabnahme durch die Bienen in dieser Zeit zu dokumentieren, wurde das Futter in Messzylinder gefüllt, die z. T. dreimal täglich kontrolliert wurden. Das Futter nach Richtlinie wurde an allen drei Tagen schneller abgenommen als das milchsaure Futter, schmeckt den Bienen also offenbar besser (s. Grafik). Die Ergebnisse der anderen Untersuchungsmethoden sind nicht so eindeutig und leicht zu bewerten. Deshalb werden die Futterversuche in diesem Jahr fortgesetzt, und das Versuchsdesign wird in einigen Punkten erweitert.

Norbert Poeplau

Dieser Artikel stammt aus:

Biene Mensch Natur
Nr. 24 • Frühjahr/Sommer 2013

Cover 0 Download (pdf, 1,6 MB)

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