Herbstanemone
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Gestörte Wildbienen-Reproduktion

Ein aktuelles Forschungsprojekt zeigt, wie sich Pestizideinsatz auf das Paarungsverhalten von Wildbienen auswirkt.

Do 13. Februar 2025 BieneMenschNatur.47, Gentechnik, Pestizide
Dr. Samuel Boff beobachtet stachellose Bienen im brasilianischen  Kaffeeanbau. (Foto: Samuel Boff)
Dr. Samuel Boff beobachtet stachellose Bienen im brasilianischen Kaffeeanbau. (Foto: Samuel Boff)

Im Sommer 2024 wurde das dreijährige Forschungsprojekt von Dr. Samuel Boff (Uni Ulm) mit zahlreichen hochrangig publizierten Ergebnissen erfolgreich abgeschlossen. Auf neun landwirtschaftlichen Betrieben mit biodynamischem und konventionellem Anbau wurde das Blütenangebot, die Pollenversorgung und das Brutverhalten der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta) verglichen. Die Mauerbienen auf den biodynamischen Betrieben zeigten eine deutlich höhere Reproduktionsfähigkeit. Sie bauten signifikant mehr Brutzellen in den Schilfröhrchen der Bienenhotels.

Im Labor konnte Dr. Boff erstmals detailliert dokumentieren, wie Pestizide das Paarungsverhalten von Wildbienen negativ beeinflussen und warum. So führte der Kontakt mit Fungiziden in unterschiedlichen Konzentrationen dazu, dass Männchen in der Partnerwahl häufiger von den Weibchen zurückgewiesen wurden, als nicht behandelte Individuen. Sie bildeten weniger und auch veränderte Kohlenwasserstoffe aus, die eine wichtige Rolle als Sexualpheromone spielen. Bei den Weibchen wirkte sich das Fungizid negativ auf die Reproduktionsfähigkeit aus. Weitere Untersuchungen mit anderen Pestiziden wiesen darauf hin, dass sie ebenfalls die Reproduktionsfähigkeit von Wildbienen erheblich einschränken. Wir danken den privaten Spendern und der Software AG Stiftung für die besondere Förderung des Projektes!

Dr. Boff und die Aurelia Stiftung haben ein methodisch erweitertes, fünfjähriges Folgeprojekt entwickelt. Professoren der Universität São Paulo möchten dabei mitwirken. Sie wollen die Reproduktion von heimischen stachellosen Bienen im ökologischen und konventionellem Kaffeeanbau mit unseren neuen Methoden vergleichen.
Die Forschungsarbeit ist darauf ausgerichtet, die Schädigung der Fruchtbarkeit von Wildbienen durch Pestizide in standardisierten Verfahren zu dokumentieren. Solche sogenannten subletalen Effekte werden bisher nicht bei der Zulassung von Pestizidwirkstoffen berücksichtigt. Das muss sich ändern! Als Anwältin der Bienen kämpfen wir für diesen äußerst bedeutenden Schritt auf dem Weg in eine pestizidfreie ökologische Landwirtschaft.

Thomas Radetzki, Gründer Aurelia Stiftung

Aurelia kann das Projekt nur fortsetzen, wenn genügend Spenden dafür eingehen. Bitte helfen Sie mit! Projektbericht mit Publikationsliste und Infos zur Fortsetzung auf
www.aurelia-stiftung.de/aktuelles.

Veränderungen bei Aurelia

Aurelia hat mit der United Sustainability Group neue Partner gewonnen, die auch im Stiftungsrat und Vorstand der Stiftung mitwirken. Die Fokussierung auf den Erhalt der genetischen Vielfalt, des Artenreichtums und fruchtbarer Landschaften wird gemeinsam fortgesetzt. Thomas Radetzki ist weiter Vorsitzender des Vorstandes. Er betreut die ehemaligen „Stiftungs Bienen“ nun in privatem Rahmen als Lehr- und Versuchsimkerei südlich von Berlin.

Thomas Radetzki, Gründer Aurelia Stiftung


Biene sitzend auf Blüte