Kornelkirsche statt Forsythie
Ähnliches Aussehen, doch komplett unterschiedlicher Nutzen für Bienen, Hummeln & Co. Wir stellen eine bestäuberfreundliche Alternative zu einer beliebten Gartenpflanze vor.
Fr 20. September 2024 BieneMenschNatur.46Der Frühling ist da und die Forsythie zeigt es an. Forsythien gehören zu den ersten blühenden Sträuchern im frühen Frühling (Erstfrühling). Ab Ende März bringen die Ziersträucher mit ihrem Meer aus gold-gelben Blüten nach dem Winter die erste Farbe in den Garten und wecken bei Gärtnern und Gärtnerinnen Frühlingsgefühle. Was viele aber nicht wissen: Für Insekten sind die beliebten Pflanzen leider nutzlos. Praktisch alle bei uns erhältlichen Forsythien sind sogenannte Hybriden, also Kreuzungen aus verschiedenen Arten. Die im Garten kultivierten Forsythien (Forsythia x intermedia) sind allesamt Hybrid-Sorten aus den beiden ostasiatischen Arten Forsythia suspensa und Forsythia viridissima. Hybride sind nicht mehr in der Lage, Samen zu bilden. Durch ihre leuchtenden Blüten lockt die Forsythie aber durchaus Insekten an, die dann leider – in einer für blütenbesuchende Sechsbeiner besonders kritischen Zeit – die Blüte umsonst anfliegen und dort keine Nahrung vorfinden. Bienen und Hummeln müssen dann weiterziehen und verbrauchen dabei wertvolle Energie.
Die Forsythie ist dabei ein besonders extremes – aber bei weitem nicht das einzige – Beispiel aus der Welt der Zierpflanzen, die durch züchterische Eingriffe des Menschen ihre Eignung für blütenbestäubende Insekten verloren haben. Schön bunt sollen Zierpflanzen sein und möglichst lange blühen. Eine lange Blüte gelingt dann, wenn keine Bestäubung stattfindet, die Blüten also entweder steril sind und weder Pollen noch Nektar anbieten oder wenn auf andere Art eine Bestäubung ausgeschlossen wird. Gefüllte Blüten, wie sie bei vielen Rosen oder Zierkirschen gezüchtet wurden, verwehren Bestäubern den Zugang.
(Foto: Dr. Linda Trein) Aber nicht bloß die züchterische Veränderung macht viele unserer im Garten beliebten Zierpflanzen ungeeignet für Bienen, Hummeln & Co. Viele unserer Zierpflanzen sind nicht heimisch, sondern werden aus der ganzen Welt importiert. Exotische Zierpflanzen sind an die Bestäuber ihrer Herkunftsgebiete angepasst und können zumindest unseren heimischen Spezialisten keine Nahrung bieten. Fuchsien zum Beispiel werden in ihrer Heimat von Kolibris bestäubt. Dementsprechend ist ihre Blütenform nicht auf Insekten wie Wildbienen ausgelegt. Ebenso insektenunfreundlich sind Geranien und unzählbar viele weitere Zierpflanzen, die häufig aus anderen Teilen der Welt, mit anderen angepassten Bestäubern stammen.
Weitere Tipps und Informationen zu einem insektenfreundlichen Garten gibt es hier.
Heimische Insekten fördert man am besten mit heimischen Wildpflanzen! Die bei uns vorkommenden Bienen, Hummeln und Schmetterlinge haben sich über Jahrmillionen an die bei uns vorkommenden Wildpflanzen angepasst. Stark spezialisierte Insekten sind auf ganz bestimmte Pflanzen angewiesen, die ihnen Nahrung, Nistmöglichkeiten oder ein Winterquartier bieten. So gibt es Wildbienenarten, die zur Versorgung ihrer Brut auf den Pollen einer einzigen Pflanzengattung, manchmal sogar nur einer einzigen Pflanzenart angewiesen sind. Markhaltige Pflanzenstängel dienen einigen Wildbienen als Nistplatz. Auch viele Schmetterlinge brauchen bestimmte heimische Pflanzen in ihrem Lebensraum. Sie benötigen spezielle Pflanzen zur Eiablage, besondere Raupenfutterpflanzen und auch die ausgewachsenen Falter benötigen Nektar bestimmter Pflanzen. Fehlen diese Pflanzen, können die von ihnen abhängigen Insekten nicht überleben.
Was also pflanzen, um im Garten möglichst vielen Insekten Nahrung und Lebensraum zu bieten? Als heimischer Ersatz für die Forsythie kommt vor allem die Kornelkirsche infrage. Bienen mögen diese besonders wegen ihrer zitronengelben Blütendolden, welche die Pflanze bereits im Februar zeigt. Damit gehört die Kornelkirsche zu den ersten Frühlingsblühern und dient vor allem Honigbienen und überwinterten Hummelköniginnen als wertvolle Nektartankstelle nach dem Winter. Im weiteren Jahresverlauf freuen sich dann Menschen und Vögel über die roten Früchte der Kornelkirsche.
Wildpflanzen gehören in jeden Garten und in jede Parkanlage. Wichtig ist Vielfalt! Eine artenreiche Mischung mit vielen Wildpflanzen und verschiedenen bestäuberfreundlichen Zierpflanzen ist nicht nur schön fürs Auge, sondern hilft Insekten dabei, Nahrung zu finden und ihren Nachwuchs großzuziehen. Wer nicht auf seine gefüllten Geranien oder Rosen verzichten möchte, ergänzt sein Blütenangebot einfach um ein paar Wildpflanzen und erfreut damit Menschenauge und Insektenrüssel gleichermaßen.
Dr. Linda Trein, Netzwerk Blühende Landschaft