Land als lebenswerter Raum
Kirchen und Kommunen besitzen viel Land. Wer darf das bewirtschaften? Der am meisten zahlt? Ein Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) zeigt alternative Entscheidungskriterien auf.
Fr 8. März 2024 BieneMenschNatur.45Eine Möglichkeit, gezielt Landwirtschaft vor Ort zu gestalten, ist die gemeinwohlorientierte Verpachtung. Zukunftsorientierte, dem Humusaufbau dienende und an den Klimawandel angepasste Wirtschaftsweisen lassen sich damit fördern. Ebenso Produktion für die Menschen vor Ort oder enge Beziehungen zwischen Landwirtschaftsbetrieben und Verbrauchenden. Die Idee basiert darauf, dass 10 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen der öffentlichen Hand oder Kirchen gehören.
Die örtliche Kirchengemeinde, die Kommune, der Landkreis oder das Bundesland besitzen also Land und verpachten dieses an Landbewirtschaftende. Bisher haben die Verwaltungen dabei vor allem die Einnahmen im Blick und verpachten nach Höchstpreis. Das Wohl der Allgemeinheit ist nachrangig. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) – ein Partner des Netzwerks Blühende Landschaft – schlägt stattdessen vor, das Schaffen lebenswerter ländlicher Räume für Menschen, Tiere und Pflanzen als ausschlaggebend für eine Vergabeentscheidung von Pachtflächen in den Mittelpunkt zu stellen. Hierfür hat die AbL einen Vorschlag mit Kriterien erarbeitet. Er soll Kommunen oder Kirchengemeinden als Anregung dienen, gemeinsam mit Landwirtschaft, Naturschutz und Bürgervereinigungen vor Ort zu überlegen, was lokal am wichtigsten für das Gemeinwohl ist.
Dabei entstehen oft fruchtbare Auseinandersetzungen. Das ist gut, denn es schafft Transparenz und Identifikation mit der Landwirtschaft und den Agrarflächen vor Ort. Vor allem für Menschen, die Betriebe gründen und auf der Suche nach Land sind, wird es so erst möglich, an Flächen zu kommen. Städte wie Kyritz, Erfurt und Leipzig oder die evangelische Kirche in Mitteldeutschland setzen dieses Vergabekonzept bereits um und entwickeln es beständig weiter.
Damit ein ähnliches Modell auch von anderen Landeskirchen bzw. Kirchengemeinden übernommen wird, hat die AbL gemeinsam mit der jungen AbL und dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der Nordkirche eine Resolution zur Gemeinwohlverpachtung auf dem diesjährigen evangelischen Kirchentag in Nürnberg eingebracht. Die Resolution wurde mit überwältigender Mehrheit der 2000 anwesenden Kirchenmitglieder angenommen und unterstreicht den Wunsch nach mehr Gemeinwohl in der Gesellschaft.
Anne Neuber & Dr. Jan Brunner, Geschäftsführer*innen AbL Mitteldeutschland