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Finanzbericht: Hat Mellifera einen Wasserkopf?

Oder warum gibt es immer wieder finanzielle Probleme? Dieser häufig gestellten Frage stellt sich Mellifera-Vorstand Terra Pasqualini.

Do 28. November 2024 BieneMenschNatur.46

In den vergangenen zehn Jahren hat Mellifera e. V. ein moderates bis starkes Wachstum erlebt: Die Mitgliederzahl hat sich mehr als verdoppelt, ebenso wie das Jahresbudget. Die Projekte und Aktivitäten – und somit auch die Reichweite – haben stark zugenommen, und sowohl die Anzahl der fest angestellten als auch der ehrenamtlichen Mitarbeitenden ist gestiegen.

Doch hat dieses Wachstum dazu geführt, dass Mellifera e. V. einen zu großen Verwaltungsapparat entwickelt hat? Ist die Organisation mit zu hohen Personalkosten belastet und fehlt ihr die Flexibilität, um ihre Ressourcen effizient zu nutzen? Denn eins ist klar: Es fehlt immer Geld.

Um diese Fragen zu beantworten, habe ich eine Analyse durchgeführt. Die obenstehende Grafik zeigt das Verhältnis zwischen Personalkosten und Gesamtausgaben der vergangenen zehn Jahre.

Seit 2014 konnten wir den Anteil der Personalkosten an den Gesamtausgaben von 54 Prozent auf 44 Prozent senken – trotz Wachstum. Mellifera e. V. ist über die Jahre effizienter geworden. Der Großteil unserer Mitarbeitenden ist inhaltlich tätig und kümmert sich um Projekt- und Bildungsarbeit, Beratung, sowie Ausbau und Betreuung unserer Netzwerke.

Und nun, reicht das denn aus? Nicht unbedingt. Unser Jahresfinanzbedarf beträgt zwei Millionen Euro. 20 Prozent davon kommen über unseren Onlineshop und Veranstaltungen. Die weiteren 80 Prozent stammen aus Spenden, Stiftungszuwendungen und Firmenkooperationen – etwa 1,6 Millionen Euro. Dies beinhaltet Mitgliedsbeiträge, Patenschaften und Dauerspenden in Höhe von 350.000 Euro. Mit den zusätzlichen 200.000 Euro Spenden und Zuwendungen, die zwar nicht „vertraglich“ gebunden sind, aber seit Jahren regelmäßig eingehen, haben wir 550.000 Euro, auf die wir jährlich zählen können.

Die übrigen 1,05 Millionen Euro müssen jedes Jahr durch unsere Bemühungen (private Spenden, Projektfinanzierung, Stiftungsanträge) beschafft werden. Durch erfolgreiche Fundraising-Arbeit und Fördererbetreuung schaffen wir mit unseren Initiativen jährlich rund 800.000 Euro einzuwerben. Wiederum heißt das: 250.000 Euro fehlen uns jedes Jahr. Diese Summe gilt es – neben den täglichen Herausforderungen – zusätzlich zu beschaffen. Mal gelingt uns das besser, mal weniger gut.

Doch wie kommen wir aus dieser Situation heraus? In diesem Jahr planen wir 10 bis 15 Prozent der Gesamtausgaben einzusparen. Gleichzeitig ist es notwendig, die Grundfinanzierung zu stärken, denn die erlangte Effizienz Melliferas (mit weniger Personal mehr erreichen) geht bereits mit Einsparungen einher.
Unser Mitgliedsbeitrag beläuft sich im Durchschnitt auf 85 Euro pro Jahr. Eine freiwillige Erhöhung des eigenen Mitgliedsbeitrags um 10 Prozent würde Mellifera knapp 20.000 Euro mehr einbringen. Würde jedes Mitglied ein neues gewinnen, dann hätten wir jährlich rund 180.000 Euro mehr zur Verfügung.

Viele Aktive unserer Regionalgruppen sind noch kein Mellifera-Mitglied. Würden sie sich dazu entschließen, so hätte Mellifera ebenfalls rund 20.000 bis 50.000 Euro mehr in seiner Grundfinanzierung drin. Dasselbe gilt bei unseren Bienen- und Blühpatenschaften. Gelingen uns die Einsparungen sowie die Stärkung der Grundfinanzierung, so steht Mellifera e. V. langfristig auf einer soliden finanziellen Basis, mit einem klaren Kopf.


Biene sitzend auf Blüte