Herbstanemone
Zweig

Mit blühenden Schritten den Wandel gestalten

Erinnern Sie sich noch an die dramatische Lage um das Ozonloch in den 1980er und 1990er Jahren? Das ist heute dank beherzter und konsequenter Maßnahmen kein Thema mehr. Geht doch. Aber wir haben weitere Probleme.

Do 8. Juni 2023 BieneMenschNatur.44
 (Foto: SARAHVISUALS)
(Foto: SARAHVISUALS)

Das Insektensterben zum Beispiel ist ernst. Sehr ernst sogar. Aber nicht hoffnungslos. Nicht alle Insektenpopulationen schwinden im gleichen Maße. Insekten, die im Süßwasser leben, wie Libellen und Köcherfliegen, haben seit den 1980er Jahren sogar wieder etwas zugenommen. Forscher führen dies insbesondere auf verstärkte Maßnahmen zum Gewässerschutz, zur Renaturierung von Flussläufen und zur Bekämpfung der Luftverschmutzung („saurer Regen“) zurück.

Der Lichtstreifen am Horizont

Dieses Beispiel zeigt: Wenn man konsequent agiert, kann man Trendwenden schaffen. Wenn die passenden Nahrungs- und Lebensräume für Libellen, Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge, Käfer und Co. wieder hergestellt werden, finden sich auch diese Insekten wieder ein. Und wo die Insekten sind, da sind auch Vögel, Fledermäuse und weitere Jäger nicht fern. Während die Herausforderungen des Klimawandels nur global gelöst werden können, kann man diesen schönen Effekt schnell im eigenen Garten, auf dem Balkon oder sogar auf der eigenen Fensterbank erleben.

Mit dem richtigen Mix aus heimischen Wildpflanzen, Stauden und falls möglich auch Sträuchern und Bäumen, die als Nahrungs- und Wirtpflanzen dienen, können Sie dafür sorgen, dass es über die gesamte Vegetationsperiode blüht und Sie den geflügelten Blütenbesuchern das ganze Jahr über einen reich gedeckten Tisch bereiten.

Passende Brutplätze sind offene Bodenstellen, Totholz, Sand, Lehm und Steinhaufen sowie verwelkte markige Pflanzenstängel, die über den Winter stehen bleiben. Sehr hilfreich sind auch Wasserstellen, Pfützen und wilde Ecken in denen Sie Ihren Garten sich selbst überlassen. Sie werden überrascht sein wie schnell es darin wieder surrt, zirpt und krabbelt! Ein blühender Garten ist ständiger Lernort und beschert viele Glücksmomente.

Ein bundesweiter Wildblumenstrauß

Mit unserem Netzwerk Blühende Landschaft sind wir bei Mellifera seit 20 Jahren dafür aktiv, Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen für die Gestaltung blühender Lebensräume zu inspirieren und zu befähigen. Wir stellen erfreut fest, dass immer mehr Menschen eine Begeisterung für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co. entwickeln und blühende Oasen für sie schaffen.

Unsere Erfahrung zeigt: Damit wir eine Trendumkehr erreichen und sich Insektenpopulationen deutschlandweit erholen, müssen über die gesamte Landschaft hinweg wirksame Maßnahmen zur Förderung der Arten- und Insektenvielfalt umgesetzt werden. Nur so kann in ganz Deutschland eine Flächenwirksamkeit über Naturschutzgebiete, Grünland- und Ackerflächen sowie kommunale Flächen entstehen. Blühende Gärten übernehmen dabei die wichtige Funktion als sogenannte Trittsteinbiotope großflächigere Insektenlebensräume zu verbinden.

Auch wenn der Weg noch weit ist, der Wandel hat bereits begonnen. Es ist noch nicht zu spät. Lassen auch Sie sich anstecken von der Kraft der vielen kleinen summenden und blühenden Schritte, die es weiter zu mobilisieren und zu vernetzen gilt!

Michael Slaby & Dr. Matthias Wucherer


Biene sitzend auf Blüte