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Rund-um-Service: Naturschutzberatung für Landwirte

Eva Meyerhoff arbeitet seit 13 Jahren für das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN) und berät landwirtschaftliche Betriebe in Sachen Naturschutz. Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie zudem einen Bioland-Hof. Sie ist Ansprechpartnerin für das Netzwerk Blühende Landschaft im Norden.

Di 21. Juli 2015 BieneMenschNatur.28, Bienengesundheit, Interview
Blühstreifenaktion des KÖN in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bio-Höfen. (Foto: KÖN/Eva Meyerhoff)
Blühstreifenaktion des KÖN in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bio-Höfen. (Foto: KÖN/Eva Meyerhoff)

Eva Meyerhoff bei einem Vortrag auf der Neonicotinoid-Tagung in Lüneburg im September 2014. (Foto: KÖN/Eva Meyerhoff) Eva Meyerhoff bei einem Vortrag auf der Neonicotinoid-Tagung in Lüneburg im September 2014. (Foto: KÖN/Eva Meyerhoff) Liebe Eva, Du betreibst mit Deiner Familie einen Biolandhof. War es schon immer Dein Traum Bäuerin zu werden?

Also, ich habe keinen bäuerlichen Background. Aber die Arbeit im Freien und mit Tieren hat mir schon immer viel Spaß gemacht. Während meiner Jugend habe ich viel auf Demeterhöfen geholfen und gearbeitet. Aber da ich kein eigenes Land besaß, dachte ich mir, muss ich mich von einem eigenen Hof wohl verabschieden. Deshalb studierte ich dann auch Landespflege und nicht Landwirtschaft. Aber letztendlich habe ich einfach einen Landwirt geheiratet und so bin ich doch noch zu meinem Stück Land und eigenem Hof gekommen.

Die Frage aller Fragen: Gibt es auf Eurem Hof auch Bienen?

Ah, das ist mir jetzt sehr unangenehm. Nein, leider haben wir auf unserem Hof keine eigenen Bienen, obwohl das seit Jahren bei uns im Gespräch ist. Wir haben noch vier relativ kleine Kinder und unser Tag hat auch nur 24 Stunden. Aber die eigenen Bienen kommen ganz gewiss. Zurzeit stellt ein befreundeter Imker seine Bienenvölker zu uns auf den Hof. Hier blüht ja so einiges… Klee, Lupinen…

Beim KÖN berätst Du andere Bauernhöfe in Sachen Naturschutz. Wie sieht so eine Naturschutzberatung konkret aus?

Jede Beratung ist anders. Die Landwirte rufen uns an und haben zig Fragen zu den unterschiedlichsten Themen. Oftmals fahren ich oder meine Kollegin dann zu den Höfen hin und schauen uns die Lage vor Ort an. Bedingt durch die Jahreszeit ist aktuell das Thema Blühstreifen angesagt. Welche Saatgutmischungen soll ich nehmen, wo kriege ich die Saatgutmischungen her, wie schaut es mit der Imkerbeteiligung aus usw. Andere Themen, wo viele Landwirte unsere Beratung ist Anspruch nehmen, sind z.B. die Anlage von Hecken und Streuobst oder was bei der Umsetzung von Feuchtbiotopen zu beachten ist, aber auch Fragen zu Förderprogrammen. Oder Landwirte möchten ganz konkret wissen, wie sie einen Vogelnistkasten bauen und was sie für Fledermäuse tun können. Beim KÖN bieten wir auch regelmäßig Kurse, beispielsweise zum Obstbaumschnitt, an. Also, die Beratungen sind echt vielfältig.

Beratet Ihr nur ökologische Betriebe oder auch konventionelle?

Die meisten Anfragen erhalten wir von Ökohöfen. Das liegt daran, dass wir unsere Angebote vor allem über die Öko-Verbände wie Bioland und Demeter kommunizieren. Dort ist die Nachfrage so hoch, dass wir damit eigentlich komplett ausgelastet sind. Aber wir beraten natürlich auch konventionelle Betriebe, die sich bei uns melden.

Gibt es in anderen Bundesländern vergleichbare Institutionen wie das KÖN?

Nein, in dieser Form nicht. In einigen Bundesländern gibt es einzelne Naturschutzberater, zum Beispiel in Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen. Sie arbeiten für den Bioland-Verband. Eine Naturschutzberatung trägt sich halt nicht selbst und ist auf öffentliche Gelder angewiesen. Der Bauer mag dafür in der Regel kein oder nur wenig Geld ausgeben, denn er verdient meistens nichts durch sein Naturschutzengagement. Es ist ein gesellschaftliches Anliegen, von dem wir alle profitieren.

Schulklassen erkunden die Blühstreifen, um das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen. (Foto: KÖN/Eva Meyerhoff) Schulklassen erkunden die Blühstreifen, um das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen. (Foto: KÖN/Eva Meyerhoff)

Was ist Dein persönlich schönstes umgesetztes Naturschutzprojekt?

Puh, wir hatten so viele tolle Gesamtprojekte. Sehr gut in Erinnerung ist mir noch unser „Landwirte spannen ein Blütennetzwerk“, da hat sich jeder zehnte Biobetrieb in Niedersachsen dran beteiligt. Wir sind auch mit Schulklassen zu den Blühflächen gegangen, haben Insekten beobachtet und gezählt. Das war echt toll! Oder unsere Biobaumtour, da sind wir mit zwei LKWs von Hof zu Hof gefahren und haben Großbäume gepflanzt. Das Projekt hatte eher symbolischen als naturschutzfachlichen Charakter.

Bei dem ganzen Blühaspekt rücken die wilden Verwandten der Honigbiene immer mehr in den Fokus. Die neue Beeguidance der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA berücksichtigt bei Pestizid-Zulassungsverfahren nun erstmals auch Solitärbienen. Ein schöner Erfolg. Wie siehst Du das?

Die Honigbienen haben Gott sei dank durch den Imker noch eine Stimme, die Wildbienen hingegen nicht. Dabei sind sie auch so wichtig für unser Ökosystem. Viele Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge sind auf ganz bestimmte Pflanzen spezialisiert. Es ist super, dass insbesondere durch die Imkerschaft die anderen blütenbestäubenden Insekten nun auch eine Lobby haben. Vielen Dank, liebe Imker!

So soll es nicht sein: totgespritzter Acker – für Insekten eine Betonwüste (Foto: KÖN/Eva Meyerhoff) So soll es nicht sein: totgespritzter Acker – für Insekten eine Betonwüste (Foto: KÖN/Eva Meyerhoff)

Der Einsatz von Pestiziden ist ein großes Problem für Biene, Hummel &Co. Das KÖN hat im letzten Jahr eine große Tagung zum Thema Neonicotinoide veranstaltet. Das „Bündnis zum Schutz der Bienen“ ist diesbezüglich am Europäischen Gerichtshof aktiv.

Die Tagung war ein voller Erfolg. Es war auch sehr gut, dass die Tagung hier oben im Norden stattfand, denn für viele hier sind Neonicotinoide noch ein totales Fremdwort. Durch die Tagung haben die Menschen hier erfahren, dass es in Bezug auf Neonicotinoide ein großes Problem gibt. Viele Leute haben sich nachher bei uns bedankt. Während der Tagung haben wir auch Geld für das „Bündnis zum Schutz der Bienen“ für seine Prozessbeteiligung am Europäischen Gerichtshof gesammelt. Man muss ganz klar sagen, ohne den Einsatz des Bündnisses in den letzten Jahren ständen wir heute nicht da, wo wir stehen. Weiter so!

Interview: Sarah Bude


Biene sitzend auf Blüte