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Unser Vereinsname im Wandel der Zeit

Die Entwicklung unseres Vereins und seines Namens

Di 1. Juni 2021 BieneMenschNatur.40

„Mellifera e. V. – Initiativen für Biene, Mensch, Natur“: So lautet seit der Jahreshauptversammlung im November 2020 unser Vereinsname. Diese Umbenennung nehmen wir zum Anlass, auf die Entwicklung unseres Vereins und seiner Benennung zurückzublicken.

Die Vereinsgründung war eine Reaktion auf das erste große Bienensterben in Deutschland durch die Einschleppung der Varroamilbe aus Asien. Es galt, die herkömmlichen Wege der Bienenhaltung zu hinterfragen und nach neuen Wegen zu suchen, um die Bienengesundheit langfristig zu sichern. Ansätze fanden die Vereinsgründer*innen in den Arbeitervorträgen von Rudolf Steiner sowie in der Lehre Ferdinand Gerstungs.

Das damalige Problem ist heute aktueller denn je. So schrieb Thomas Radetzki als erster hauptamtlicher Mitarbeiter und langjähriger geschäftsführender Vorstand im Jahr 1986: „Der Bien hat ernstlich unter den Auswirkungen der modernen Kultur zu leiden. Der generelle Rückgang der Lebenskräfte, die Verarmung des Blütenangebotes und die Umweltverschmutzung lasten auf den Bienen. Zu dieser allgemeinen Situation kommen die Maßnahmen des Imkers hinzu.“

Am 6. Januar 1986 wurde unser Verein unter dem Namen „Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung e. V.“ mit dem zentralen Satzungsziel der „Förderung und Arterhaltung des Biens“ gegründet.

In den ersten Jahren galt es imkerliche Betriebsweisen zu erproben, die den Bienenvölkern die Gelegenheit bieten, entsprechend ihrer natürlichen Bedürfnisse zu leben. Gleichzeitig wurden ökologische Behandlungsmethoden gegen Bienenkrankheiten und die Varroamilbe erforscht sowie eine wesensgemäße Bienenhaltung entwickelt, die das ganze Bienenvolk einschließlich seiner Waben als Organismus ansieht und als ein Ganzes respektiert.

Im Jahr 2000 wurde ein einprägsamer Name gesucht und der Verein in „Mellifera e. V.“ umbenannt, abgeleitet vom lateinischen Namen der europäischen Honigbiene – apis mellifera „die honigtragende Biene“. „Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung“ blieb als Namenszusatz erhalten.

Im Laufe der Jahre verfestigte sich die Erkenntnis, dass die Gesundheit der Bienen nicht nur von den Maßnahmen der Imker*innen, sondern von einer Vielzahl gesellschaftlicher und ökologischer Herausforderungen geprägt ist. Folglich wurden immer wieder Initiativen für Biene, Mensch und Natur ins Leben gerufen, um diesen komplexen Herausforderungen zu begegnen.

So wurde 2003 das Netzwerk Blühende Landschaft gegründet, das nahezu alle Akteure der deutschen Naturschutzbewegung, der ökologischen Anbauverbände und verschiedene Imkerverbände zusammenbringt, um das Nahrungsangebot für Insekten zu verbessern und unsere Kulturlandschaft wieder erblühen zu lassen. Neben weiteren Bewegungen und Bündnissen, die von Mellifera aus gestartet wurden, kam 2010 die Initiative Bienen machen Schule hinzu, die Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gibt, von und mit den Bienen zu lernen.

Im vergangenen Jahrzehnt ist der Verein stark gewachsen. Infolgedessen hat sich auch das hauptamtliche Team von sieben Mitarbeiter*innen in 2010 auf aktuell 34 Personen erweitert. Auch inhaltlich hat sich das Themenspektrum von Mellifera stark vergrößert.

Dieser Entwicklung trägt der neue Name Rechnung. Mellifera e. V. bildet das Fundament für drei Initiativen, die sich gemeinsam für das Wohlergehen von Honig- und Wildbiene, Mensch und Natur einsetzen: das Netzwerk Blühende Landschaft, die Initiative Bienen machen Schule sowie die Initiative für wesensgemäße Bienenhaltung. Für letztere ist die Vision aus dem Gründungsjahr noch immer prägend: „Es müssen möglichst viele Orte entstehen, an denen die Bienen frei von Erwerbsgesichtspunkten gepflegt werden. Geschieht dies mit Fachkenntnis, fragender Grundhaltung und der dem Wesen des Biens gerechten Gesinnung, so kann auf gesunde Bienenvölker gehofft werden“ (Radetzki 1986) – gesunde Biene, gesunder Mensch, gesunde Natur!

Michael Slaby, Mellifera-Vorstand


Biene sitzend auf Blüte