Herbstanemone
Zweig

Neues vom Umweltspäher

Im Sommer 2015 startete Mellifera e. V. eine Crowd-Funding Aktion zur Unterstützung der Forschungsarbeit von Prof. Randolf Menzel zur Erkennung von Umweltbelastungen anhand von elektrischen Koloniesignalen (EKS) im Bienenstock. In diesem Gastbeitrag berichtet Prof. Menzel über den aktuellen Stand des Projekts.

Mo 12. Dezember 2016 von Gastautor*in BieneMenschNatur.31, Bienengesundheit, Forschung

 Im Laufe des diesjährigen Bienenjahres wurden die Messeinrichtungen des Umweltspähers wesentlich verbessert und in der Kooperation mit elf Imkern in der praktischen Anwendung getestet. Die Veränderungen beziehen sich auf eine neue Anordnung der Messsonden und einer neuen Konstruktion der Messbeuten.

Wir verwenden nun Mikroprozessoren zur Aufnahme und Speicherung der Daten. Von einer online-Übermittlung der Daten über das Internet wurde abgesehen, weil die Anbindung an das Internet zu unterschiedlich und zu unverlässlich ist. Die Messbeute wird nun so gestaltet, dass die Wabe, von der die Daten gesammelt werden, sich nicht mehr innerhalb der gesamten Kolonie befindet sondern ausgelagert ist in einen Bereich, wo sich nur diese eine Wabe befindet.

Auf dieser finden die Schwänzeltänze statt und eine Fülle weiterer sozialer Interaktionen, die mit unserem Messsystem erfasst werden. Nachteilig erwies sich, dass die kooperierenden Imker keine unmittelbare Rückmeldung über die Arbeitsweise der Apparatur gewannen. Dies werden wir in Zukunft ändern.

Diese auf die praktische Anwendung bezogenen Arbeiten sind eingebettet in eine Fülle von Grundlagenforschungen über die Einwirkung von Pestiziden insbesondere von Neonicotinoiden auf das Verhalten der Bienen. Zu diesen Grundlagenforschungen gehört die Entwicklung von Programmen, mit denen die Signale und ihre Änderungen durch die Aufnahme der Pestizide automatisch erkannt und einer statistischen Analyse zugeführt werden können. Außerdem werden eine Reihe weiterer sozialer Signale über den Schwänzeltanz hinaus erfasst und analysiert.

Bei unseren bisherigen Untersuchungen zeigte sich, dass die elektrischen Koloniesignale (EKS), die mit der Tanzkommunikation im Bienenvolk zusammenhängen, besonders charakteristisch für die Wirkung von Neonicotinoiden sind. Bereits sehr geringe subletale Dosen des Neonicotinoids Thiacloprid haben massive Auswirkungen auf das Auftreten, die Genauigkeit und die Dauer des Tanzverhaltens.

Aber auch andere sozialen Verhaltensweisen werden bei so geringen Dosen gestört, z.B. die Trophalaxis (das Weitergeben von Futter zwischen den Mitgliedern eines Stockes), oder die Stoppsignale, die von den Tieren ausgehen, die einer Tänzerin folgen und damit erreichen, dass die Tänzerin eine Probe des gesammelten Nektars abgibt. Wir wissen auf der Grundlage dieser Ergebnisse, dass die Empfindlichkeit der EKS hoch genug ist, um den Effekt von Pestiziddosen zu detektieren, die unter den Bedingungen der Landwirtschaft auftreten.

Bei der Prüfung der EKS messenden Systeme im täglichen Einsatz zeigte sich, dass auch sehr kostengünstige Implementierungen dieser Messmethoden möglich sind. Diese wollen wir in Zukunft weiter ausbauen.

Die Entwicklung des Umweltspähers wird auch von der OLIN gGmbH unterstützt.

Prof. Randolf Menzel, FU Berlin


Biene sitzend auf Blüte