Studie: Ökolandbau hat Vorteile für Umwelt und Gesellschaft
Das Thünen-Institut hat eine umfassende Auswertung bisheriger wissenschaftlicher Untersuchungen zum ökologischen Landbau vorgestellt.
Di 22. Januar 2019 von Sarah Bude Forschung, Insekten, Landwirtschaft, PestizideDas staatliche Thünen-Institut und sechs weitere Forschungsorganisationen haben die Leistungen von Ökolandbau und konventioneller Landwirtschaft für Umwelt und Gesellschaft verglichen. Dabei handelt es sich um die umfangreichste Metastudie, die zu dieser Frage je angestellt wurde.
Bewertet wurden die sieben ‚Leistungsbereiche‘ Wasser, Boden, Biodiversität, Klimaschutz, Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl anhand von 33 Indikatoren. Bei 26 Indikatoren punktet der Ökolandbau mit höheren Leistungen für Umwelt und Gesellschaft, bei sechs sind die Leistungen von bio und konventionell vergleichbar, bei nur einem leistet Öko weniger.
Gewässerschutz
71 % der Paarvergleiche öko-konventionell ergeben, dass Bio mit Blick auf den Gewässerschutz eindeutige Vorteile bringt, da weniger kritische Stoffe eingesetzt werden wie Stickstoff, Tierarzneimittel oder chemisch-synthetische Pestizide.
Bodenfruchtbarkeit
Bei der Bodenfruchtbarkeit sind 56 % der untersuchten Bio-Betriebe im Vorteil, wenn man alle Indikatoren zusammen betrachtet. Die Regenwurmpopulation in Bio-Böden ist im Mittel sogar um 94 % höher, bei 62 % der Vergleichspaare war der Oberboden der Bio-Betriebe weniger übersäuert.
Biodiversität
Eindeutig belegbar ist, dass der Ökolandbau eine positive Auswirkung auf die Biodiversität hat. So waren die mittlere Artenzahlen der Ackerflora um 95 Prozent, der Feldvögel um 35 Prozent und der blütenbesuchenden Insekten um 23 Prozent erhöht. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die Landschaftsstruktur einen erheblichen Einfluss auf die Artenvielfalt – insbesondere bei der Fauna – hat und diese die Effekte der Landnutzung stark überlagern können.
Ressourceneffizienz
Hier untersuchten die Wissenschaftler die Stickstoff- und die Energieeffizienz beider Systeme mit dem Ergebnis, dass bei der Stickstoffeffizienz und der die Energieeffizienz liegt Bio klar im Vorteil gegenüber der konventionellen Landwirtschaft.
Klimaschutz
Beim Klimaschutz ist der Beitrag von Bio nicht ganz so eindeutig, bringt aber auch positive Effekte. Durch eine höhere Kohlenstoffspeicherungsrate und verminderte Lachgasemissionen emittieren Ökobetriebe gemäß der Auswertung im Mittel 1.082 kg weniger CO2‐Äquivalente pro Hektar und Jahr. Aufgrund des niedrigeren Ertragsniveaus im Ökolandbau sind die ertragsbezogenen Klimaschutzleistungen im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft jedoch vermutlich vergleichbar.
Klimaanpassung
Bio ist auch positiv mit Blick auf die Klimaanpassung wie Erosionsvermeidung und Hochwasserschutz. Der Gehalt an organischem Kohlenstoff im Boden – vereinfacht gesagt der Humusgehalt – und die Aggregatstabilität waren im Ökolandbau im Mittel 26 % bzw. 15 % höher; bei der Infiltration wurde ein Unterschied von 137 % festgestellt. Dadurch werden Oberflächenabfluss und Bodenabtrag vermindert.
Tierwohl
Hier ergab sich kein klares Bild. Bei 46 % der Vergleichspaare wurden keine eindeutigen Unterschiede zwischen ökologischer und konventioneller Tierhaltung festgestellt. Die ökologische Wirtschaftsweise wies bei 35 % der Vergleichspaare Vorteile auf, die konventionelle bei 19 %. Hinsichtlich Verhalten und Emotionen deuten sich Vorteile der ökologischen Tierhaltung an. Bei der Tiergesundheit sind keine grundlegenden Unterschiede festzustellen.
Fazit
Bio ist einfach besser! Die Studie zeigt, dass Ökolandbau gerade was die Biodiversität betrifft deutliche und messbare Vorteile bringt. Bio bietet mehr Nahrungsgrundlagen für Insekten und muss daher weiter gefördert und ausgebaut werden. Hier entscheidet auch der Verbraucher mit: Jedes Bio-Produkt ist eine Investition in sauberes Wasser, gesunde Böden und Artenvielfalt.
An dem interdisziplinären Verbundprojekt waren das Thünen‐Institut, die Universität Kassel, die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, die Justus‐Liebig Universität Gießen, das Leibniz‐Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, die TU München und das Zentrum für angewandte Forschung und Technologie an der HTW Dresden beteiligt.
An der Studie waren 22 Wissenschaftler beteiligt. 30 Jahre Forschung zum Ökologischen Landbau sind in das Projekt eingeflossen. 528 Studien mit 2.816 Vergleichspaaren (öko/konv.) wurden für die Auswertung herangezogen.
zur Studie: Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft