Bee Diverse – Tagung Bienen machen Schule 2024
Unter dem Motto Bee Diverse – Facettenreiche Bienenprojekte im Fokus kamen vom 20. bis 22. September über 80 Teilnehmer*innen und 13 Referent*innen an der Leuphana zusammen, um gemeinsam ihrem Interesse für Bienenpädagogik nachzugehen. Ziel der Tagung war es neben dem zentralen Thema Honigbiene weitere Facetten der Bildungsarbeit zu Wildbienen und einer blühenden Landschaft zu beleuchten.
Do 26. September 2024 von Jonas Ewert VeranstaltungEin intensives Wochenende mit vielfältigen und interessanten Vorträgen sowie inspirierenden Workshops rund um die Themen Honigbienen, Wildbienen und blühende Landschaft liegt hinter den Teilnehmer*innen der Tagung Bienen machen Schule 2024. Die Leuphana Universität Lüneburg, eignete sich perfekt als Veranstaltungsort für die Jahrestagung.
Bienenprojekte brauchen Engagement, Mut und Liebe
Holger Petruschke, Dezernent für Bildung für nachhaltige Entwicklung des Landes Niedersachsen.
Als Leiter der Tagung, war es mir wichtig zu betonen, dass obgleich die Honigbiene im Zentrum unseres Wirkens steht, es unerlässlich ist, die Gesamtheit der faszinierenden, komplexen und gleichzeitig fragilen Vielfalt an Blühpflanzen, Bestäubern und uns Menschen im Blick zu haben. Nur so verstehen wir, wie alles miteinander in Verbindung steht. Dem schloss sich Holger Petruschke, Fachdezernent für Bildung nachhaltiger Entwicklung (BNE), Niedersachsen an, indem er die Stärken von Bienenprojekte hervorhob, die Engagement und Mut benötigen und die Liebe zur Natur fördern. Die Arbeit, die viele Lehrkräfte zum Thema Biene leisten sei ein Grundstein für ein nachhaltigere Welt. Regina Thomsen, Vorsitzende des Vereins De Immen e.V. legt in ihrem Grußwort den Fokus darauf den Wert einer wesensgemäßen Bienenhaltung darzustellen. Die Vereinsarbeit basiert dabei auf Ehrenamtlichen, die sich aus Überzeugung der Beziehung zum Bien widmen und Biodiversität fördern möchten.
Achtsamkeit, Waldbaden und Naturerlebnisse – Lernen mit allen Sinnen
Dr. Heike Hegemann-Fonger stellt die Vorzüge des Lernen im Freien vor.
Unter dem Titel Draußenschule für alle – Lernen im Freien stellte Dr. Heike Hegemann-Fonger, von der Universität Bremen das von ihr geleitete Projekt vor, bei dem zwei 2. Klassen über mehrere Jahre im „Draußenunterricht“ begleitet werden. Die Idee der Draußenschule ist in Skandinavischen Ländern etabliert und erlebt in Deutschland momentan eine Renaissance. Unterstützt von Draußenpädagog*innen lernen die Schüler*innen einmal pro Woche im Freien. Dabei wurden neben fachlichen auch soziale Lernziele verfolgt. Der Vortrag belegte eindrücklich den großen Mehrwert des regelmäßigen und kontinuierlichen Kontaktes mit Natur für die Schüler*innen und Schüler (SuS).
Erkenntnistransfer „Vom Labor ins Klassenzimmer“
Prof. Dr. Daniel Dreesmann stellt die Arbeit des Fachbereiches Biologiedidaktik der JGU Mainz vor.
Im Vortrag Durch die BLUME Hummel helfen – Interaktives Engagement rundum den Wildbienenschutz im (außer)schulischen Kontext stellt Prof. Dr. Daniel Dreesmann die Arbeit des Fachbereiches Biologiedidaktik der Johannes Gutenberg Universität Mainz vor. Neben diversen vergangenen Projekten zur Wissensvermittlung zu Insekten, Blühpflanzen und Gemüse stand das Projekt Hummel helfen Rhein Main im Fokus, welches als Ausgangspunkt die weltweite Bedrohung der Insektendiversität hat. Mittels verschiedener Module wurden theoretische Grundlagen wie die Biologe von Insekten oder das Wildbienensterben für die Zielgruppe 7. – 9. Klasse angesprochen. Ergänzt wurden diese durch praktische Elemente wie Hummelbeobachtung oder Schulhofkartierungen. Im Zentrum stand das Anlegen eines Nisthilfen Tagebuches, bei dem die SuS über mehrere Wochen eine Beobachtungs-Nisthilfe für Wildbienen dokumentierten. Insgesamt brachten sich rund 100 Lerngruppen mit über 300 SuS von Schulen aus dem Rhein Main Gebiet in das Projekt ein.
BEE-Cultures – Ethnologische Forschung zu Mensch Honigbienen Beziehungen
Dr. Martin Gruber stellte die Besonderheiten der Imkerei in Japan und Kamerun vor.
Im Abendvortrag stellte Dr. Martin Gruber von der Universität Bremen seine Forschungen zu imkerlichen Praktiken in Japan, Kamerun und Deutschland vor. Gruber präsentierte, wie er seit 2015 über Kontakte zu Imkern in Angola nach und nach immer stärker in den Bann der ethnologischen und sozio-kulturellen Beforschung zu Fragestellungen der Mensch-Honigbienen Beziehung gezogen wurde. Als teilnehmender Beobachter besuchte er Imker*innen in Japan und Kamerun und studierte ihren Umgang mit den Bienenvölkern. Für Gruber stehen die Aspekte der sensorischen und körperlichen Annäherung an die Bienen im Vordergrund sowie die höchst interessant Bauweise von Beuten, wie z.B. in Kamerun. Der Ansatz die Imkerei als globales Kultur-Phänomen zu betrachten ist eine immense Bereicherung für das Verständnis wie Menschen und Bienen in allen Teilen der Welt Beziehungen eingehen.
Impulsreferate – Einblicke in die praktische Umsetzung von Lehre und Forschung
Daniela Didi bei ihrem Vortrag zum WPK-Bienen der IGS Marienhafe-Moorhusen.
Den Auftakt macht Daniela Didi, Lehrerin an der IGS Marienhafe-Moorhusen. Sie stellte vor, wie sie den Wahlpflichtkurs (WPK) Bienen für die 7. und 8. Klasse ins Leben gerufen hat. Mit Unterstützung ihres Schulleiters und der notwendigen Umsicht im Umgang mit Fragen von Risiken und Sicherheit konnte sie mit Mitteln der BINGO Umweltlotterie eine Grundausstattung an Materialien für den WPK erwerben. Neben den imkerlichen Werkzeugen wie Smoker, Stockmeisseln und Schleiern gehörte ebenfalls eine transparente Honigschleuder sowie ein Klassensatz Gummistiefel zum Equipment. Besonders stolz ist Didi darauf, dass der WPK-Bienen ein fest integriertes Fach ist welches sich mittlerweile großer Beliebtheit erfreut. Im Vordergrund steht dabei das gemeinsame Lernen und Arbeiten rund um die Bienen sowie die theoretische Wissensvermittlung in der kalten Jahreszeit.
Bienen als Modellorganismen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung
Charlotte Wolff beleuchtet Bienen als Modellorgansimen einer BNE.
Wo begegnen uns Bienen im alltäglichen Leben? Was ist an Imkerei nachhaltig oder auch nicht? Und wie lässt sich eine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) stimmig mit dem Lernen rund um Bienen vereinen? Charlotte Wolff von der Universität Kassel brachte viele Fragen mit, die aufzeigten, dass es einer differenzierten Betrachtung bedarf, um dem Thema gerecht zu werden. Im Zentrum der wissenschaftlichen Auseinandersetzung steht dabei Systemisches Denken. Es ermöglicht verschiedene Dimensionen zu berücksichtigen, um etwa Rückkoppelungen und Wechselwirkungen oder aber Ursachen- und Wirkungsanalysen zu ermöglichen. Zudem können von der Mikro- zur Makroebene viele unterschiedliche Aspekte hinterfragt werden. An der Uni Kassel passiert dies im Lehr-Lern-Labor FLOX, in welchem seit 2022 auch ein Lehrbienenstand etabliert ist. Dort betreuen die Lehramtsstudent*innen die Bienenvölker und erarbeiten Module für Schulklassen, welche den Stand regelmäßig besuchen.
Der Bienenstock im Mittelpunkt des Geschehens
Regina Thomsen sieht den Bienenstock im Mittelpunkt des Geschehens.
Waldorfpädagogin Regina Thomsen stellte in ihrem Impulsreferat das praktische Lernen mit den Bienen vor. Dabei war es ihr besonders wichtig den individuellen Zugang zu den SuS zu betonen. Jedes Kind lernt anders und nur durch eine individuelle Förderung können alle erreicht werden. Dass Natur dabei eine besondere Rolle spielt, steht für sie außer Frage. Natur erdet, reinigt, stoppt das Gedankenkarussell und heilt. Mit Natur lassen sich alle Sinne ansprechen und auch ein Gefühl für soziales Miteinander und Selbstwirksamkeit erlangen. Die Bienen-AG stellt dabei ein ideales Medium dar, um Fächer vielfältig zu integrieren. In Lebenspraktischen Aufgaben wurden von den SuS vielfältige Belange wie das Bauen und Streichen von Bienenbeuten, das Anlegen von Blühflächen, bis hin zum Schreiben von Briefen in Angriff genommen. Diese sinnhafte Arbeit sensibilisierte die SuS u.a. für Naturschutz und Nachhaltigkeit und steigert ihre Empathiefähigkeit.
Praktisches Arbeiten rund um die Themen Honig-, Wildbienen und blühende Landschaft
In insgesamt 7 verschiedenen Workshops konnten die Tagungsteilnehmer*innen sich umfassend mit praktischen Methoden der Bienenpädagogik und imkerlichen Betriebsweisen vertraut machen. Themen und Referent*innen der Workshops waren: Einfach imkern mit der Bienenkiste, Erhard Maria Klein; Klimagärtnern – mit Pflanzenkohle zu mehr Biodiversität, Dr. Anna-Lena Rau; Schulbienen – vom Mini-Schwarm zum kleinen Bienenvolk, Heike Uphoff; Die Bienenhausapotheke – Propolis gewinnen, verarbeiten und anwenden, Undine Westphal; Herstellung von Pollenpräparaten in der Sekundarstufe I, Daniela Didi; Mauer – Scheren – Löcher: Forschendes Lernen mit dem Nisthilfen-Tagebuch, Laura Aporius; Wachs und Honig in Grundschule und Kindergarten, Barbara Leineweber. (Bilder in der Galerie)
Sonniger Abschluss im Biotopgarten der Leuphana
Katrin Sonnleitner erläutert wesensgemäße Bienenhaltung mit der Einraumbeute.
Zum sonntäglichen Abschluss der Tagung fanden sich rund 40 Personen zu einer Führung durch den Biotopgarten ein. Luzie Glock, Ökologin der Leuphana, stellte dabei die verschiedenen Bereiche und Besonderheiten des Biotops vor. Von großem Interesse war ebenfalls die Vorstellung der wesensgemäßen Bienenhaltung am Beispiel der Einraumbeute durch Katrin Sonnleitner. Durch die Vorstellung der imkerlichen Betriebsweise am Objekt konnten so viele Fragen des Umgangs erläutert und auf Fragen eingegangen werden. Hierbei wurden nochmal die Vorzüge einer wesensgemäßen Bienenhaltung deutlich, die sich durch einen respektvollen Umgang und einer Orientierung an den natürlichen Bedürfnissen des Biens auszeichnet.
Wir bedanken uns bei allen Referent*innen und Teilnehmer*innen der Tagung Bienen machen Schule 2024 für ihr Interesse und hoffen das die vielen Informationen und Methoden nun Teil ihrer praktischen Bienenpädagogik werden.
Ein besonderer Dank geht an die die Helixor Stiftung, die Naturschutzstiftung Landkreis Lüneburg sowie Stockmar ohne deren Förderung die Umsetzung der Tagung nicht möglich gewesen wäre.