Bienenpädagogik wirkt - aber wie?
Di 26. November 2024 von Jonas Ewert BieneMenschNatur.46, Forschung, Kinder&JugendlicheDie Initiative Bienen machen Schule ist verwurzelt in der Idee, Menschen zusammenzubringen, die sich für das Erleben der Biene und die Vermittlung von Wissen über sie begeistern. Seit der Gründung im Jahr 2010 haben wir uns stetig weiterentwickelt. In Kooperation mit dem Österreichischen Kompetenzzentrum für Didaktik der Biologie der Universität Wien möchten wir nun unser Tun wissenschaftlich evaluieren.
Im Zeichen einer erlebnisorientierten Bienenpädagogik
Zu Beginn war es die jährliche Tagung, die Pädagog*innen, Imker*innen und weitere Multiplikator*innen zusammenbrachte, um gemeinsam der Idee nachzugehen, wie eine erlebnisorientierte Umweltbildung im Zeichen der Biene aussehen kann. Weitere Facetten unserer pädagogischen Arbeit folgten durch die Einführung der Bienen-Erlebnistage (BET) sowie der Weiterbildung Bienenpädagogik. Beide Projekte erfreuen sich einer stetigen Beliebtheit und bestätigen deren Relevanz. Zum einen in der Arbeit mit der direkten Zielgruppe, Kindern und Jugendlichen, aber auch im Kontakt mit den pädagogisch interessierten Menschen, die hinter diesen Angeboten stehen. Dieser Ansatz ermöglichte es, unser Netzwerk an verbundenen Schulen und aktiven Bienenpädagog*innen auszubauen und zu festigen.
Die in den letzten drei Jahren entwickelten Lehrmedien Erlebnis Bienenwunder für Grundschule und Kindergarten werden ebenfalls sehr positiv aufgenommen und zeigen, dass es einen großen Bedarf für naturnahes, erlebnisorientiertes Lernen gibt. Dies ermutigt uns an den bestehenden Ideen festzuhalten, diese inhaltlich zu erweitern als auch ihre Reichweite auszubauen.
Naturverbundenheit als Schlüssel für ein ganzheitliches Verständnis von Biene, Mensch, Natur
Im Zentrum unserer Arbeit steht, Kindern ein Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Bienen, Menschen und der Natur zu vermitteln. Der Fokus liegt darauf, dass Kinder durch eigenes Erleben erkennen, dass alles in der Natur zusammenhängt und sie selbst Teil dieses großen Netzwerks sind. Somit fördern wir, dass bei Kindern ein Fundament für ihr Interesse an der Natur, ihre Naturverbundenheit und ihre Handlungskompetenz bezüglich Bienen- und Insektenschutz gelegt wird. Dabei geht es uns nicht um reine Wissensvermittlung, sondern darum, die Kinder emotional zu berühren und sie für ihre Umwelt zu sensibilisieren. Deswegen schenken wir in unseren Angeboten verschiedenen Aspekten, die Naturverbundenheit fördern, besondere Aufmerksamkeit.
Schönheit fühlen, um Bedeutung zu verstehen
Die Momente in denen Kinder Natur unmittelbar erleben, tragen dazu bei, sie für die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Welt zu sensibilisieren. Mit allen Sinnen die Umwelt zu erleben, fördert Wahrnehmung und Empfinden. Sehen, riechen, schmecken, hören und tasten schafft eine direkte und nachhaltige Verbindung. Dabei ist das Erkennen der Schönheit der Dinge ein Schlüssel zu einer wertschätzenden Wahrnehmung und Haltung. Die Emotionen, die durch Naturbeobachtung hervorgerufen werden, stärken uns als Menschen, fördern das Verständnis der Bedeutung natürlicher Prozesse und das Mitgefühl, um Natur zu schützen und zu pflegen (vgl. Richardson, M., & Butler, C.W. (2022). The nature connection handbook: A guide for increasing people’s connection with nature. United Kingdom.).
Gemeinsam zu mehr Reichweite
Um unsere Reichweite zu vergrößern wurde 2022 das Netzwerk der Bienen-Erlebnistage ins Leben gerufen, in welchem sich Bienenpädagog*innen deutschlandweit engagieren. In den ersten beiden Jahren konnten in mehr als 200 Workshops rund 2400 Kinder für die Bienen begeistert werden. Nun möchten wir die Bienen-Erlebnistage nutzen, um deren Wirkung wissenschaftlich zu evaluieren. Unterstützung erhalten wir dabei von unserer wissenschaftlichen Beirätin Prof. Dr. Andrea Möller, Leiterin des Österreichischen Kompetenzzentrums der Didaktik der Biologie der Universität Wien. Zusammen mit ihrem Team werden wir untersuchen, welche affektiven (Interesse und Naturverbundenheit) sowie welche kognitiven Lernziele (Wissen zu Bienen) vermittelt werden. Wir freuen uns dabei sehr über die größtenteils ehrenamtliche Unterstützung der Bienenpädagog*innen des Netzwerks.
Evaluation der Bienen-Erlebnistage 2024
Schon 2016 konnten Forschungen der Uni Wien nachweisen, „dass bereits ein halber Tag am Lehrbienenstand ausreicht, um das Interesse an der Natur sowie das Naturverbundenheitsgefühl von Schüler*innen signifikant zu steigern und die Bereitschaft zur (Aus)nutzung der Natur nachhaltig zu verringern“ (vgl. Pasch, N. & Möller (2016): Be(e) educated: Der Einfluss einer Intervention mit schuleigenen Honigbienen auf affektive Natureinstellungen von Schülerinnen und Schülern.).
Ausgehend von diesen Erkenntnissen möchten wir gemeinsam ein Instrumentarium entwickeln, mit welchem die affektiven Natureinstellungen und insbesondere das Naturschutzinteresse der Kinder vor und nach einem Bienen-Erlebnistag abgefragt und evaluiert werden können. In den kommenden Monaten werden spezielle Module für BETs konzipiert und die teilnehmenden Bienenpädagog *innen in der Durchführung und Evaluation geschult. Ziel der Evaluation ist es, ein klareres Verständnis der Wirkung unserer Bienen-Erlebnistage zu erlangen und damit auch über vergleichbare Angebote von Bienen machen Schule.
Wie geht es weiter?
Von den zu erwartenden positiven Ergebnissen erhoffen wir uns mehr Rückhalt für unsere Arbeit, insbesondere für die aussagekräftige Kommunikation unserer Angebote an Stiftungen und Förderer. Zudem streben wir über die Kooperation mit Prof. Dr. Möller eine Professionalisierung in Hinblick auf die Konzeption von pädagogischen Modulen und deren Auswertung an.
Letztendlicher Wunsch ist es, klare und belastbare Aussagen darüber zu erlangen, was wir schon immer fühlen und wissen: Die Liebe zur Natur und den Bienen berührt uns und lässt uns verstehen, dass jeder Mensch Teil des Großen und Ganzen ist. Diese Liebe möchten wir weiterhin bestärkt und freudvoll in die Welt tragen!