




Der Weg zum summenden Kindergarten
Bienen machen Schule erklärt, wie man seinen Kindergarten in 10 einfachen Schritten “summend” gestalten kann. So können Kinder den Zauber der Bienen beim Spielen und Entdecken erleben.
Do 22. Juni 2023 von Gastautor*in BieneMenschNatur.44, Kinder&Jugendliche
Im Garten des Waldorfkindergartens „Sterntaler“ in Herrenberg unter der Leitung von Katrin von Hochmeister summt und brummt es schon seit 2016.
Hier wurde in Zusammenarbeit mit Mellifera e. V. ein Bienenstock auf dem Kindergartengelände aufgestellt. Die Kinder können beobachten, wie die Bienen im Stock leben, sich mit ihnen anfreunden (z. B. Honig direkt aus der Wabe schlecken und den Honigfinger den Bienen zum Ablecken geben), ihr Verhalten beobachten und gegen Ende des Sommers selbst Honig schleudern. So können die Kinder eine Beziehung zu den Insekten aufbauen und Zusammenhänge verstehen.
Das Projekt ist in der Konzeption des Kindergartens verstetigt und es wird mit viel Liebe getragen und fortgeführt. Es ist dauerhaft gelungen, mehrere Bienenvölker auf dem Kindergartengelände zu beheimaten und die Bienenpflege und Honigernte vollständig durch die Kinder, Eltern und Erzieherinnen zu organisieren.
Schritt für Schritt
Der Mut zum eigenen Bienenvolk wird in der täglichen Arbeit mit den Kindern belohnt. Es ist ein Mehrwert und kein Aufwand. Die Arbeit mit den Bienen inspiriert die Pädagog*innen, schafft Werte und ein summendes, blühendes Umfeld, in dem sich die Kinder und Familien entfalten können.
Für Einrichtungen, die das selbst umsetzen wollen, haben wir eine Anleitung – Schritt für Schritt zum summenden Kindergarten erstellt.
1. Erlebnis Bienenwunder-Set als Einstieg
Um die Neugier für die geflügelten und für uns so wichtigen Insekten zu wecken, kann das Erlebnis-Set mit den Themenfeldern Honigbiene, bestäubende Insekten und die blühende Landschaft genutzt werden. Es ist ein niederschwelliger Einstieg im verantwortungsvollen Umgang mit Lebewesen. So möchten wir Kinder spielerisch und erlebnisorientiert an die Biene heranführen und dazu inspirieren zukünftig selbst Honigbienen zu halten, eine Wildbienennisthilfe zu bauen oder einen blühenden Garten zu gestalten.
Ab Anfang Juni werden in 175 Waldorfkindergärten Bienen Erlebnis-Sets ankommen. Vielleicht gibt es hier ab dem Frühjahr 2024 ganz viele neue summende Kindergärten?!
2. Imkerpaten gewinnen
Für die Betreuung gerade am Anfang bietet es sich an, einen Imkerpaten aus der Nachbarschaft, der Elternschaft oder aus dem Mellifera- und Bienen machen Schule-Netzwerk zu finden.
3. Eltern mit ins Boot holen
Am Elternabend kann das Kollegium über das Thema Bienenpädagogik und Nachhaltigkeit informieren. Vielleicht hat es schon Imker*innen in der Elternschaft. Es ist sehr wichtig, die Ängste der Eltern bezüglich Bienenstichen ernst zu nehmen und diese abzubauen.
4. Besuche bei Imker*innen
Der nächste Schritt sind regelmäßige Besuche am Bienenstand. Am besten mit der ganzen Familie, um Ängsten und Vorurteilen entgegen zu wirken.
5. Der Entschluss zum eigenen Bienenvolk
Wenn man sich dazu entschlossen hat, ein eigenes Bienenvolk zu beheimaten, braucht man einen geeigneten Standort in der Nähe. Am besten ist ein ruhiges Plätzchen im Garten oder einer angrenzenden Wiese, etwas abseits und geschützt. Mit der Ausrichtung des Fluglochs nach Südosten. Der Imkerpate berät dazu sicher gerne.
6. Die Vorbereitung der Bienenbeute
Das Bienenhäuschen können die Erzieher*innen gemeinsam mit den Kindern und Eltern vorbereiten:
Mit Wachsmalfarben bemalen, Rähmchen spannen, den Untergrund fürs Bienenhaus ebnen.
7. Begleitung durch Imker*innen
Wenn es keine Imker*innen im Kollegium oder der Elternschaft gibt, ist es wichtig, dass der Imkerpate den Prozess begleitet. Oder es möchte vielleicht jemand aus der Elternschaft oder ein*e Pädagog*in aus dem Kindergarten einen Imkerkurs machen.
8. Die Bienen ziehen ein
Der Schwarm zieht ein. Sehr ergreifend ist die Geburt eines Schwarmes. Vielleicht ist es der Kindergartengruppe möglich, beim Schwärmen und Schwarmfang dabei zu sein. Wenn am nächsten Tag der Schwarm in sein neues Haus einläuft, kann man wieder alle Familien dazu einladen. Dies schafft Faszination, Bindung und Unterstützung in der Elternschaft.
9. Alltägliches
Bei der alltäglichen Arbeit, wie dem eventuellen Füttern bei schlechten Trachtverhältnissen, der Kontrolle von Königinnenzellen, der Varroa-Milben-Kontrolle etc. können die Kinder mithelfen. Die weitere Betreuung sollte in Absprache zwischen Kollegium, Elternschaft und Imkerpaten erfolgen.
10. Öffentlichkeitsarbeit
Es bietet sich an, regionale Zeitungen für regelmäßige Erfahrungsberichte zu nutzen – „Tu Gutes und sprich darüber“. Stadtfeste etc. und andere Aktionen helfen dabei, die Bevölkerung zu informieren und zu beteiligen. Es kann auch eine Bienenführung am Tag der offenen Tür des Kindergartens angeboten werden, um für das Thema zu sensibilisieren und zu begeistern.
Katrin von Hochmeister & Alica Kipp