




Bee sustainable – Das war die Tagung Bienen machen Schule 2023
Die Tagung Bienen machen Schule stand in diesem Jahr im Zeichen einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE). An der Michael Schule in Frankfurt am Main fanden sich vom 22. – 24. September rund 65 Teilnehmer*innen und Referent*innen zusammen, um sich über Bienenpädagogik und BNE zu informieren und auszutauschen
Do 5. Oktober 2023 von Jonas Ewert Veranstaltung
Vorträge, Impulsreferate, Workshops und natürlich jede Menge anregende Gespräche – das Programm der Bienen machen Schule-Tagung 2023 bot ein breites Angebot für alle Teilnehmer*innen. Sonniger Abschluss der Tagung war eine Führung durch den ChamissoGarten, in welchem u.a. Bienenvölker zu bestaunen waren. Wir danken der Michael-Schule und dem ChamissoGarten von Herzen, dass wir die Tagung an diesen besonderen Orten verwirklichen konnten.
Silke Bell vom hessischen Kultusministerium bei ihrem Grußwort. (Foto: Mellifera e. V.)
Die Vermittlung von nachhaltigem Handeln ist relevanter denn je
Dass nach knapp 20 Jahren Implementierung von BNE, diese weiterhin von höchstem Interesse ist, betonte Jonas Ewert, der die Initiative mitleitet, in seiner Begrüßung. Begriffe wie Insektensterben, Verlust von Lebensraum, Monokulturen, Pestizideinsatz oder gentechnische Manipulation von Organismen dominieren die Nachrichten und zeigen, dass es wichtiger denn je ist, sich kritisch damit auseinanderzusetzen und Alternativen aufzuzeigen.
Silke Bell, Landeskoordinatorin der Hessischen Umweltschulen und für BNE, vom hessischen Kultusministerium legte in ihrem Grußwort den Fokus darauf, dass gerade die praktische Auseinandersetzung und das direkte Erleben bei Kindern bleibende Erfahrungen schaffe, die sehr wichtig für ihre persönliche Einstellungen bezüglich nachhaltigen Handelns sind. Es gehe darum ein Bewusstsein dafür zu schaffen, weshalb Bienen für jeden individuell wichtige Lebewesen sind. Praktisches Handeln sei dabei von enormem Wert, um die eigene Selbstwirksamkeit zu erfahren.
Die Schüler*innen der Michael Schule tanzten zum „Lied von den Bienen“. (Foto: Mellifera e. V.)
So fleißig wie die Bienen sollen wir einander dienen…
Die Schüler*innen der Michael Schule hatten für die Veranstaltung eine Tanzchoreografie eingeübt, die sie zu musikalischer Begleitung am Klavier darboten. Rund zehn Kinder in Blumen- und Bienenkostümen zogen gemeinsam mit ihren Lehrerinnen ins Foyer ein, um auf der Bühne zum „Lied von den Bienen“ in Kreisen und rhythmischen Bewegungen einen Tanz aufzuführen. Diese besondere Aufführung vereinte Schüler und Gäste der Michael Schule auf eine sehr berührende Art und Weise.
Demter Imkerin Barbara Leineweber sprach über das Wesen des Biens. (Foto: Mellifera e. V.)
Das Wesen des Biens
Den inhaltlichen Einstieg in die Tagung machte Demeter Imkerin und Fachberaterin in der Vereinigung der Waldorfkindergärten, Barbara Leineweber mit ihrem Vortrag über wesensgemäße Bienenhaltung. Dabei ging sie auf die Sozialität im Bienenstock und das Zusammenwirken des Biens ein. Die Grundzüge der wesensgemäße Bienenhaltung beruhen auf Naturwabenbau, Vermehrung über den Schwarm, der Wahrung der Integrität des Brutnestes und einer Behandlung mit organischen Säuren. Diese ermöglichen es dem Bien in einer sehr naturnahen Umgebung zu leben und stärken damit auch die Beziehung der Imker*innen mit ihm. In der heutigen Situation von Züchtung auf Höchstleistung und einer zunehmenden Manipulation von Bienenvölkern sei das Bienensterben als Seismograf unseres Umgangs mit der Natur zu verstehen. Somit kann ein wertschätzender Umgang mit den Bienen als besonders wichtig angesehen werden.
Jonas Ewert zog Parallelen zwischen Bienenpädagogik und BNE. (Foto: Mellifera e. V.)
Bienenpädagogik und BNE
Als Mitarbeiter von Bienen machen Schule stellte Jonas Ewert die Verbindung von Bienenpädagogik und BNE her. Nach einer kurzen Einleitung zu den Wurzeln und den verschiedenen Initiativen des Vereins Mellifera e. V. ging er auf die pädagogisch-didaktischen Grundlagen der Bienenpädagogik ein. Als Grundlage gilt, dass das eigene Erfahren und Erleben der Kinder im Vordergrund steht und Wissen interaktiv vermittelt wird. Die Bezugspunkte zwischen Bienen und Nachhaltigkeit sind zahlreich. Bienen nutzen ihre Ressourcen wie Nektar, Pollen und Wachs schonend, pflegen durch Bestäubung ihre eigene Nahrungsgrundlage und reagieren empfindlich auf Veränderungen im Ökosystem wie Nahrungsmangel oder dem Einsatz von Pestiziden. Im Hinblick auf BNE sei es besonders wichtig sich über die inhaltlichen Bezüge der ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Dimension zum Thema Biene bewusst zu sein, um dann bewusst über Teilkompetenzen die zentrale Gestaltungskompetenz der Lernenden zu fördern. Die wesensgemäße Bienenhaltung beinhaltet durch ihren respektvollen und die Ökologie des Biens wertschätzenden Ansatz viele Berührungspunkte, um den Nachhaltigkeitsgedanken aufzugreifen.
Ulrike Rohlmann präsentierte die Arbeit des Vereins Nachhaltig Lüdenscheid (Foto: Mellifera e. V.)
Emsig wie die Bienen – Ein Verein schwärmt aus
Ulrike Rohlmann, langjährige Bienenpädagogin und Gründerin des Vereins Nachhaltig leben in Lüdenscheid stellt vor, welche Ziele dieser verfolgt. So sollen Themen des Natur- und Klimaschutz, der globalen Nachhaltigkeit, Flächenverbrauch, Müll und Lebensmittelverschwendung als auch Umweltbildung verfolgt werden. Dazu wurden in einem Vernetzungstreffen viele Akteure aus Lüdenscheid an einen Tisch gebracht und in einer Bildungsmesse publikumswirksam und erfolgreich über die verschiedenen Initiativen informiert. Ebenso wurde ein BNE-Netzwerk ins Leben gerufen dessen Projektziel es ist, den Austausch von gelebter Praxis, Erfahrung und angewandtem Wissen zu fördern und gemeinsame Aktivitäten und Initiativen nachhaltig zu entwickeln. Der Verein steht noch am Anfang seines Wirkens. Der große Zuspruch und die aktive Zusammenarbeit motivieren alle Beteiligten sich weiterhin engagiert für das Thema Nachhaltigkeit einzubringen.
Reinhold Glüsenkamp referierte über die Arbeit der Bienen-AG der Gesamtschule Schlebusch. (Foto: Mellifera e. V.)
Bienen als BNE-Botschafter
Dass BNE sich gut in die Arbeit einer Bienen-AG integrieren lässt, stellte Reinhold Glüsenkamp vor. Der mittlerweile pensionierte Lehrer leitete viele Jahre die Bienen AG an der Gesamtschule Schlebusch in Leverkusen und arbeitet weiterhin als Bienenpädagoge im NaturGut Ophoven. Sein Fazit, dass am Beispiel der Bienen sich Nachhaltigkeit bestens verdeutlichen lässt, belegte er mit verschiedenen Beispielen aus den Aktivitäten der Bienen AG. Neben Aktivitäten im direkten schulischen Umfeld, gab es Initiativen in der Stadt Leverkusen bis hin zu Projekten der Entwicklungszusammenarbeit, wie z.B. Projekten in Burkina Faso und Kamerun. Dabei konnten seine Schüler*innen lernen und an Interessierte vermitteln, dass es wichtig ist, lokale als auch globale Aspekte zu berücksichtigen. Dass sein Wirken im Rahmen der Bienen AG nachhaltig war und ist, zeigt, dass diese nun von einem Nachfolger erfolgreich fortgeführt wird.
Katrin Conzelmann-Stingl stellte den außerschulischen Lernort ecokids in Hofheim vor. (Foto: Mellifera e. V.)
Bienen im außerschulischen Lernort
Außerschulische Lernorte sind für die umweltpädagogische Bildungsarbeit sehr wichtig. Katrin Conzelmann-Stingl von der seit 2018 vom hessischen Umweltministerium als außerschulischer Lernort zertifizierten Initiative ecokids aus Hofheim, stellte in ihrem Impulsreferat vor, welche Ziele diese verfolgt. Ein Team aus versierten und kompetenten Projektbegleiter*innen, Projektleiter*innen und Teamer*innen bietet an zwei verschiedenen Lernorten im naturnahen Raum Bildung im Bereich nachhaltige Entwicklung und Umweltpädagogik an. In der Kleinen Bienenschule, Ferienangeboten, BNE-Projekten in Schulbegleitung und weiteren Angeboten werden Kinder an Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen erlebnisorientiert herangeführt. Die große Nachfrage und die positiven Rückmeldungen seitens der Kinder und Lehrer*innen zeigt, dass dieses Konzept Zukunft hat.
Dr. Marit Kristine List präsentierte ihre Forschungen zur Schulintegration von BNE. (Foto: Mellifera e. V.)
BNE kompetent in die Schule integrieren
Im Impulsreferat von Dr. Marit K. List konnte die Wissenschaftlerin des Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation darlegen welche Faktoren für eine Integration von BNE in die schulische Arbeit wichtig sind. Dabei erörterte sie die Frage Wie die Umsetzung von Unterricht im Sinne einer BNE gelingt und ging auf die Möglichkeiten der Umsetzung im Unterricht und Schulalltag ein. Ein Fazit ihrer Forschung ist, dass den Lehrkräften eine Schlüsselrolle für den Lernerfolg zukommt. Der BNE-Lernerfolg ist somit abhängig von den professionellen Handlungskompetenzen der Lehrer*innen im Bereich der BNE. Als Ansatz für ihre Forschung nutzt sie Handlungsmodelle aus der Bildungsforschung und Umweltpsychologie, die versuchen Verhalten zu reflektieren um mögliche Ansatzpunkte für Veränderung – von innen und von außen – zu identifizieren. Wichtige Faktoren für eine erfolgreiche Umsetzung sind demnach Expertise von außen, Weiterbildungen, als auch gute Materialien und Fachinformationen, welche die spezifischen Themen gekonnt aufarbeiten und vermitteln.
Workshops mit vielen wertvollen Praxisanteilen
In den fünf verschiedenen Workshops Die Vielfalt der Wildbienen, Unterrichtsideen und Anleitungen für die Schulimkerei, Wachs und Honig in Grundschule und Kindergarten, Erste Hilfe am Bienenstand Praxisbeispiele für Bienenprojekte in der Grundschule erhielten die Teilnehmer*innen praktische Impulse für ihre Arbeit mit Kindern und Bienen. Diese von erfahrenen Praktiker*innen angeleiteten Arbeitsgruppen gaben die Möglichkeit intensiv zu den Themen zu arbeiten und diese praktisch auszuprobieren.
25 Jahre gruppe finger
Ein besonderer Höhepunkt der Tagung war die Präsentation der Künstlergruppe finger um Andreas Wolf und Florian Haas, die Eindrücke aus 25 Jahren ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit Bienen und Gesellschaft darboten. Mit vielen Bildern, Infos und Anekdoten aus ihrer langjährigen Arbeit stellten sie besondere Momente ihrer sozialen und künstlerischen Projekte vor.
Ute Posenenske führt durch den ChamissoGarten. (Foto: Mellifera e. V.)
Der ChamissoGarten ein Paradies im Frankfurter Großstadt-Dschungel
Den Abschluss der Tagung markierte eine Führung durch den ChamissoGarten in Frankfurt, der von der Heilpädagogin und Imkerin Ute Posenenske geleitet wird. Unter dem Titel wesensgemäße Bienenhaltung im Siebenstern stellte sie Entstehung, Struktur und Organisation des seit 2018 bestehenden Projektes vor, welches größtenteils von ehrenamtlichen verwirklicht wird. Der auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei entstandene Garten ist ein wunderbarer Ort inmitten der Großstadt, der durch seine schöne Aufteilung viele kleine Ruheorte bereithält. Höhepunkt der Führung war der Besuch, der in einem vielfältig bepflanzten Siebenstern aufgestellten, Bienenvölker. Beim Blick in eines der Völker konnten alle in Ruhe das Wunder der Bienen an diesem ebenso wundervollen Ort bestaunen.