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Krisen als Chancen

Wir behalten das Gute immer im Blick, auch in schweren Zeiten. Was wir aus der aktuellen Situation lernen können.

Do 26. November 2020 von Michael Slaby BieneMenschNatur.39
Wir alle haben einen berechtigten Platz in der Welt - ob Bläuling oder Mensch. (Foto: Ivan Marjanovic / Shutterstock)
Wir alle haben einen berechtigten Platz in der Welt - ob Bläuling oder Mensch. (Foto: Ivan Marjanovic / Shutterstock )

Die Corona-Pandemie führt uns vor Augen: Globale Krisen können unsere Lebensgewohnheiten rapide und tiefgreifend erschüttern. Was früher undenkbar schien, bestimmt heute unseren Alltag: Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, tiefe Eingriffe des Staates in das Wirtschaftsleben und unsere Privatsphäre. Für viele Menschen sind damit Sorgen um Angehörige, die eigene Gesundheit und den Verlust des Arbeitsplatzes verbunden.

Große Herausforderungen

Während wir davon ausgehen können, dass wir die Pandemie in absehbarer Zeit in den Griff bekommen, zeichnen sich mit der Klima- und Biodiversitätskrise weit größere und länger anhaltende Herausforderungen ab.

Die beispiellosen Waldbrände, die im Amazonas, in den Permafrostzonen Sibiriens und anderen Teilen der Welt wüten, zeigen, dass der Klimawandel bereits in vollem Gange ist und eine wachsende Dynamik entfaltet. Unser gemeinsames Haus steht in Flammen! In Bezug auf die Artenvielfalt konstatierte der Weltbiodiversitätsrat IPBES im Mai 2019, dass mehr als eine Million Arten weltweit vom Aussterben bedroht sind. „Wir erodieren global die eigentliche Basis unserer Volkswirtschaften, Lebensgrundlagen, Nahrungsmittelsicherheit und Lebensqualität“, sagt Robert Watson, Vorsitzender des Weltbiodiversitätsrats. Noch sei es nicht zu spät für Gegenmaßnahmen, erklärt Watson, „aber nur, wenn wir sofort auf allen lokalen bis globalen Ebenen damit beginnen.“

Es braucht ein Umdenken

Der IPBES plädiert daher für einen „transformativen Wandel“, der als eine „grundlegende, systemweite Reorganisation über technologische, wirtschaftliche und soziale Faktoren hinweg, einschließlich Paradigmen, Ziele und Werte“ zu verstehen ist. Kleinere Kurskorrekturen, die ein leicht abgewandeltes „Weiter so“ ermöglichen, reichen deshalb nicht aus. Wir brauchen eine Neuorientierung unseres Mensch-Natur-Verständnisses. Zu diesem tiefgreifenden Wandel unseres Naturbewusstseins, unserer Lebensweisen, unserer Art der Bienenhaltung und unserer Land(wirt)schaft wollen wir von Mellifera e. V. mit unseren Initiativen für Biene, Mensch, Natur beitragen.

Das heißt für uns konkret, Menschen für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co. zu begeistern; eine Bienenhaltung zu fördern, bei der die Bedürfnisse der Bienen und das staunende Eintauchen in die faszinierende Welt der Bienen vor dem Honigertrag stehen; bei Kindern und Jugendlichen die Liebe zur Natur zu wecken und uns für eine bunt blühende Landschaft einzusetzen, in der es vielfältig summt, surrt, zwitschert und gurrt. Bei all diesen Aktivitäten setzen wir auf Ihre aktive Mithilfe.

Lassen Sie uns die Krisen, vor denen wir stehen, als Chance begreifen: Sie bieten uns die Gelegenheit, neu wertzuschätzen, was auf einmal nicht mehr selbstverständlich ist; unseren Platz in der Welt neu zu überdenken; uns zu fragen, was wir wirklich für ein Leben in Fülle benötigen und neu anzufangen, für eine Welt aktiv zu werden, in der Biene, Mensch und Natur miteinander im Einklang leben – im Großen wie im Kleinen, auf allen Ebenen, jetzt!

Michael Slaby, Mellifera-Vorstand

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Biene sitzend auf Blüte