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Wovon ernährt sich Varroa?

Jahrzehntelang glaubte man, dass sich die Varroamilben von der Hämolymphe (Körperflüssigkeit) der Bienen ernähren. Eine neue Studie hat nun herausgefunden, dass sich die Milben überwiegend vom Fettkörper ernähren, welcher für das Immunsystem von großer Bedeutung ist.

Der amerikanische Parasitologe Dr. Ramsey verglich in einer Studie den Verdauungstrakt und die Exkremente der Varroa mit anderen Milben und deren Ernährungsgewohnheiten. Er fand heraus, dass sich die Varroa nicht von den Körperflüssigkeiten (Hämolymphe) ernährt, wovon man seit fast 50 Jahren von ausgegangen war, sondern vom Fettkörper der Bienen. Um herauszufinden wie genau, wovon und wann sich die Varroa von den Bienen ernährt, wurden mikroskopische Bilder von in flüssigem Stickstoff gefrorenen, von Varroa befallenen Bienen gemacht – Schnitte, die die Eintrittswunde des Saugapparates der Varroa sichtbar machen und viele weitere aufschlussreiche Vergrößerungen vom Verhalten der an der Biene fressenden Varroa.

Weitere Eigenschaften der Varroa, wie die genetische Ähnlichkeit und die Orte, an denen am besten Hämolymphe aufgenommen werden kann, wurden mit anderen Milben verglichen, die sich ebenfalls von Hämolymphe ernähren. Hier zeigten sich große Unterschiede, die darauf schließen lassen, dass sich Varroa von substanziellem Körpergewebe ernährt: dem Fettkörper der Bienen.

Eine weibliche, sich vermehrende Varroamilbe produziert etwa alle 30 Stunden ein Ei, das von der Größe etwa 40% ihres eigenen Körpervolumens entspricht. Dies kann die Milbe nur umsetzen, wenn sie ausreichende und proteinreiche Nahrung aufnimmt. Die Varroa nimmt das Gewebe des Fettkörpers der Biene über die sogenannte extraintestinale Verdauung auf, hierbei injiziert die Milbe in das Gewebe des Fettkörpers hinein Verdauungsenzyme, die das Gewebe zersetzen, damit es dann von der Milbe aufgesaugt werden kann. Dabei verbleiben Reste der Verdauungsenzyme im Bienenkörper und wirken dort weiter stark schädigend. Um zu beweisen, dass es tatsächlich der Fettkörper ist, den die Milbe aufnimmt, wurden Fettkörper und Hämolymphe der Bienen mit unterschiedlichen Farbstoffen angereichert, nur der Farbstoff des Fettkörpers wurde in den Milben nachgewiesen.

Zum Verständnis der Auswirkungen vergleicht Ramsey die Schäden am Fettkörper bildhaft mit dem Verlust eines Großteils der menschlichen Leber mit ihren Funktionen.
Zu den Funktionen des Fettkörpers zählt Dr. Ramsey:

  • Wachstum / Metamorphose
  • Speicherung – und Energie – Nährstoff – Mobilisation
  • Entgiftung
  • Wasserhaushalt / Osmoregulation
  • Immunsystem – Produktion von antimikrobiellen Peptiden (wie Antikörper)
  • Temperaturregulation
  • Stoffwechselfunktionen vergleichbar der Leber von Säugetieren
  • Protein– und Fettsynthese
  • Vitellogenese

Auch die Orte, an denen sich die Varroa dazu aufhält, waren Inhalt der aufwändigen Forschungsarbeit von Dr. Samuel Ramsey und seinem Team. Zu 95% sitzen Varroa unter dem Metasoma, zwischen den Sterniten mit einer Bevorzugung der linken Seite. Es konnte nachgewiesen werden, dass sie dort auch Membranen und Gewebe durchstechen und Nahrung aufnehmen – vom Fettkörper der adulten Biene. Dr. Ramsey führt aus, dass dieses Verhalten per definitonem nicht phoretisch ist. Varroa halten sich zwischen 3 – 14 Tagen auf adulten Bienen, bevorzugt Ammenbienen, auf, denn diese haben den größten Fettkörper und sind damit am nahrhaftesten für die Milben. Je weniger nahrhaft eine Biene, desto länger braucht die Milbe, um die nötige Nahrung dort zu erhalten. Ein schlechter Ernährungszustand eines Volkes wirkt sich direkt negativ auf die Entwicklung der Varroa aus und umgekehrt: ein Volk in bester Entwicklung und Ernährungszustand steigert den Vermehrungserfolg der Varroapopulation.

Weitere Forschung ist nun notwenidg, um zu klären, ob sich neue Wege der Varroabekämpfung daraus ergeben.

Claudia Blauert, Imkerin aus Kevelaer – E-Mail schreiben

Quelle:
Ramsey, S. et al. (2018): A Multi-Microscopy Approach to Discover the Feeding Site and Host Tissue Consumed by Varroa destructor on Host Honey Bees. In: Microscopy and Microanalysis, Vol. 24, H. S1

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Interview mit Dr. PhD Samuel Ramsey

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