Klimapfad-Eröffnung: So machen wir Klima- und Biodiversitätsschutz erlebbar
Mit Pflanzenkohle gegen den Klimawandel ankämpfen: Das kann funktionieren und wir möchten euch zeigen, wie. Aus diesem Grund haben wir an der Fischermühle den Klimapfad geschafften und nun auch offiziell eröffnet. Mehrere Tafeln informieren über Pflanzenkohle, Artenvielfalt und wie das alles zusammenhängt.
Di 23. April 2024 von Marie Holler, Lydia Wania-Dreher Blühflächen, Landwirtschaft„Wir können beides gleichzeitig angehen: Klima- und Artenschutz. Und Sie können das auch!“, frohlockte die NBL-Referentin Marie Holler gleich zu Beginn der Führung. Etwa 30 Interessierte hatten sich an diesem Sonntagnachmittag Anfang April an der Fischermühle eingefunden, um der Eröffnung des Klimapfades beizuwohnen.
10 Tafeln zum Erkunden, Staunen & Mitmachen
Der Pfad entstand Ende 2023 unter der Federführung des Netzwerks Blühende Landschaft und ist gefördert von Mitteln des LEADER-Programms Oberer Neckar. Der für jedermann frei zugängliche Weg umfasst 10 liebevoll gestaltete Schautafeln von Grafikdesigner Ralph Musen von musendesign in Balingen. Jede Tafel enthält neben Informationen auch kleine Mitmach-Anregungen für Kinder. In bunten Grafiken führt der Pfad durch die Themen Biodiversität, Klimawandel und Kohlenstoffspeicher hin zu praktischen Anwendungen und Pflanzbeispielen mit Pflanzenkohle für Gehölze, auf dem Acker und im eigenen Garten. Dabei wandeln die Besucher entlang von verschiedenen Staudenbeeten, Gehölzstreifen, Ackerflächen und Kompoststation durch eine blühende Landschaft, die auch als Kohlenstoffspeicher dient.
Vom Halbschatten-Blühbeet bis zum Schottergarten für Insekten sind verschiedene, überwiegend heimische Wildpflanzen der Bio-Staudengärtnerei Ingrid Wagner zu bewundern. „Heimische Wildstauden sind an unsere hiesigen Klimabedingungen bestens angepasst. Sie sind zumeist nicht so zimperlich bei Temperaturveränderungen und können einiges ab“, erklärte Marie Holler bei der Einweihung. Die Beete selbst wurden von Andreas Blocher von der Firma Wurzelwerk angelegt. In den Beeten finden sich immer wieder Hinweise zu verschiedensten Wildbienenarten und ihren Lieblingspflanzen. Die Garten-Wollbiene beispielsweise benötigt nicht nur die Blüten verschiedener Ziest-Arten wie dem Woll-Ziest, sondern auch deren Pflanzenhaare zum Bauen ihrer Brutzellen.
„Wussten Sie, dass Kohlenstoff in allem Lebendigen drinsteckt? Je reicher unsere Pflanzen- und Tierwelt ist, umso mehr Kohlenstoff haben wir in all diesen lebenden Organismen gebunden – sowohl über als auch unter der Erde“, erklärte die Geoökologin den Teilnehmenden. Deswegen sei es so wichtig, möglichst viele verschiedene Pflanzenarten im Garten zu haben. Damit diese wiederum möglichst viele verschiedene Insekten ernähren können: von der Schmetterlingsraupe auf dem Blatt bis zur Wildbienenlarve im Boden.
Weniger Dünger – mehr Artenvielfalt
„Unglaublich, aber wahr: Mit weniger Nährstoffen im Beet bekommen wir wieder mehr Artenvielfalt zum Blühen. Denn in diesen mageren Beeten mit wenig Düngung fühlen sich viele spezialisierte Pflanzen wohl. Und genau die brauchen wir für die Vielfalt“, sagte Holler. Doch was hat das jetzt mit Klimaschutz zu tun? Was tun angesichts nahender Extremwetterereignisse, längeren Hitzeperioden und Starkniederschlägen? „Auch hier hilft uns die Vielfalt“, erklärte die Referentin. „Auf unserem Klimapfad haben wir viele verschiedene heimische Bäume und Sträucher angepflanzt. Jede Pflanze wurzelt anders und zieht andere Lebewesen an. Je mehr Pflanzenarten wir fördern, desto mehr bereichern diese auch unsere Böden, bauen Humus und Bodenleben auf“, so Holler.
Felsenbirne, Kornelkirsche, Weißdorn und Co. wurden in einem feinen Substrat von Grüngut Jetter aus Ostdorf mit Pflanzenkohle von Fenscom+ Balingen gepflanzt. Die Pflanzenkohle hilft dem Boden Wasser zu speichern, Nährstoffe zu halten, Humus aufzubauen und ist selbst eine langfristige, stabile Kohlenstoffsenke. „Gemeinsam mit der Pflanzenkohle und der Vielfalt an heimischen Bäumen und Sträuchern machen wir die Böden wieder widerstandsfähiger und klimafit. Ein Prinzip, welches auch für Stadtbäume bzw. das Modell Schwammstadt immer interessanter wird“, unterstrich Holler.
Warum Hecken uns retten
„Heckengemeinschaften sind ökologischen Multitalente und Klimasuperhelden“, so die Referentin, „wenn wir wieder vermehrt heimische Gehölze anpflanzen, sie gut pflegen und nutzen, schenken sie uns saftige Früchte, Artenvielfalt, fruchtbaren Boden, Wärme sowie Baumaterial. Und sie speichern dabei noch ganz viel Kohlenstoff – ober- wie unterirdisch.“ Der anfallende Pflegeschnitt könne dann wieder zu Pflanzenkohle verarbeitet und in den Boden rückgeführt werden. Gesunder Boden, gesunde Blüten. Ein dreifacher Klimagewinn für Biene, Mensch, Natur, schloss Holler.
Am Ende der Führung stand die freudige Erkenntnis, dass sich wirklich jeder für Klima- und Artenschutz einsetzen: sei es mit einem eigenen Klimabeet, durch das Ausbringen von heimischem Saat- und Pflanzmaterial aus der und für die Region oder als Klimapate.