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Mähen mit Rücksicht auf die Tierwelt

Die Mähsaison hat nun begonnen. Leider kommt es dabei immer wieder zu Tötungen und Verletzungen von Wildtieren sowie zur Zerstörung von Gelegen bodenbrütender Vogelarten. Landwirte ergreifen bereits unterschiedliche Maßnahmen, um derartige Schäden zu reduzieren. Was allerdings noch nicht so sehr im Bewusstsein ist: auch Amphibien, Reptilien und Insekten sind betroffen. Werden Mähaufbereiter eingesetzt, so können Bienenanzahlen in Größenordnungen von bis zu drei Völkern pro Hektar den Maschinen zum Opfer fallen.

Mi 13. Mai 2015 von Anna Kohnle Insekten, Landwirtschaft
Bei der Frühjahrsmahd (Foto: Marion Ruppaner)
Bei der Frühjahrsmahd (Foto: Marion Ruppaner)

Was können Sie tun, um Insektenverluste zu minimieren?

  • An sonnigen Tagen mähen Sie niedrige Kulturen wie Weißklee sowie blütenreiche Wiesen in den Morgen- und Abendstunden vor 8 Uhr bzw. nach 18 Uhr, wenn Insekten weniger aktiv sind. Die Mahd reiner Grasbestände können Sie in die Vormittags- und Nachmittagszeit verlegen. Anhand der Anzahl Bienen pro m² können Sie entscheiden, ob eine Mahd im Augenblick zu viel Schaden anrichten würde: fliegt mehr als eine Biene pro m², so sollten Sie besser am Spätnachmittag/frühen Abend mähen bzw. an kühlen oder bedeckten Tagen.
  • Verzichten Sie auf den Mähaufbereiter, zumindest bei hoher Flugaktivität der Insekten: er zerquetscht die Tiere, und erhöht bei Bienen nachgewiesenermaßen die Verlustrate pro Hektar um bis zu 90% gegenüber dem Mähen ohne Aufbereiter.
  • Stellen Sie das Mähwerk nicht zu niedrig ein: 12 cm sind ideal um Verluste unter Amphibien und Reptilien sowie unter Insekten der tieferen Vegetationsschichten zu reduzieren.

…und für die übrigen Tiere?

  • Mähen Sie von innen nach außen, oder von einer Seite zur anderen. So können mobile Tiere, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Wiese aufhalten, in die benachbarten Flächen ausweichen. Bei einer Mahd von außen nach innen werden sie eingekesselt. Ein wenig die Geschwindigkeit zu drosseln ist auch hilfreich um den Tieren Zeit zur Flucht zu geben.
  • Anmähen: mähen Sie am Abend vor der eigentlichen Mahd ein paar Runden außen herum um die Fläche. Dies veranlasst Rehgeißen, ihr Junges aus der Fläche hinauszuführen.
  • Stellen Sie akustische „Wildvergrämer“ (Kosten etwa 14 €, bestellbar im Elektronikhandel) an die Flächen oder hängen Sie flatternde und knisternde Plastikstreifen auf. Erfahrungsgemäß werden diese Flächen dann vom Wild eher gemieden. Allerdings tritt auch schnell ein Gewöhnungseffekt ein. Daher diese Maßnahmen erst am Abend vor der Mahd ergreifen. Verwenden Sie einen Wildvergrämer auch während des Mähens und bringen Sie ihn möglichst weit außen am Mähwerk an. Tiere, die sich immer noch in der Wiese aufhalten, werden spätestens jetzt von dem Piepston verjagt.
  • Bei Kitzen, die bereits von der Ricke in der Wiese abgelegt worden sind, hilft diese Vergrämungsmethode erfahrungsgemäß oft nicht. Hier muss man zwangsläufig die Fläche vor der Mahd ablaufen.
    Es gibt inzwischen einen tragbaren „Wildretter“ auf der Basis von Infrarotstrahlung (www.wildretter.de), mit dem man beim Kontrollieren der Wiese Kitze aufspüren kann um sie aus der Gefahrenzone zu bringen. Dies erfordert zwar eine etwas höhere Investition, aber es lohnt sich; v.a. auch, da Kadaverteile das Futter verunreinigen und zu Vergiftungen beim Vieh führen können.
  • Bei den üblichen Mahdterminen ab Mai lässt sich ein Zerfahren von Eigelegen oder Jungvögeln so gut wie nicht vermeiden. Vertragsnaturschutzprogramme gewähren jedoch finanziellen Ausgleich für Mahdtermine nach der Hauptbrutzeit der Wiesenvögel (Zuständigkeiten: Landschaftserhaltungsverbände (in Baden-Württemberg), untere Naturschutzbehörden für das übrige Deutschland). Wenn Sie nicht zwingend auf jeden m² Grünfutterfläche angewiesen sind, dann machen Sie eine Staffelmahd und lassen einzelne Flächen bis wenigstens 30. Juni stehen, z.B. solche Flächen, die von sich aus weniger ertragreich sind. Eine Staffelmahd mit blühenden Restflächen vermindert auch den „Ernteschock“ für das Wild und die Insekten, denn Futter- und Lebensgrundlagen brechen nicht auf einen Schlag weg, wie das bei der Mahd ganzer Gemarkungen der Fall ist.

Biene sitzend auf Blüte