Herbstanemone
Zweig

Meditation auf der Wiese

Wie wir mit dem Sensen uns und unseren Insekten Gutes tun.

Do 18. Mai 2017 von Gastautor*in Bienengesundheit, Regionalgruppe

Endlich hat es wieder einmal geregnet! Die Wiesen, die so lange gewartet haben, beginnen zu wachsen, Vergissmeinicht und Hahnenfuß beginnen zu blühen und auch die Witwenblumen und Flockenblumen strecken ihre Köpfe. Mit dem länger werdenden Gras auf unserer Wiese fängt es auch schon wieder an, in den Fingern zu kribbeln: Ende Mai können wir wieder unsere Sensen wetzen und zumindest einen Teil der Wiese mähen und heuen – wenn es gut geht auch wieder mit einem Sensenkurs.

Mähen mit der Sense ist eine der schonendsten Methoden, eine blütenreiche Wiese zu erhalten oder eine degradierte wieder zum Blühen zu bringen.

Das Mähen mit der Sense macht nämlich richtig Spaß. Eine geradezu meditative Tätigkeit, bei der man durchaus anderen Gedanken nachhängen kann. Und doch ist man ganz nah an der Natur: Sieht einen verschlafenen Bläuling aus dem Morgentau aufflattern, oder das Nest einer Feldwespe am Grashalm, den man vorsichtig beim Mähen umrundet.

Mähen mit der Sense ist eine der schonendsten Methoden, eine blütenreiche Wiese zu erhalten oder eine degradierte wieder zum Blühen zu bringen – was allerdings nach unserer Erfahrung Geduld erfordert. Und den Mut, Ende Mai oder Mitte Juni zu mähen, also wenn die Blumen blühen. Um die Blumenwiese zu erhalten, ist es aber auch notwendig, das Mähgut von der Fläche zu bekommen. Am Besten als Heu, drei Tage getrocknet. Dann fallen auch die Samen von Blumen aus, die in der Blüte gemäht werden. Für das Pressen der Heuballen entwickeln wir gerade eine manuelle Heuballen-Presse, deren Baupläne wir im Internet veröffentlichen werden.

Beim Sensen wurde rechtzeitig das Nest einer Feldwespe entdeckt und es konnte umrundet werden. Beim Sensen wurde rechtzeitig das Nest einer Feldwespe entdeckt und es konnte umrundet werden. Natürlich ist die Sense nicht das Mittel der Wahl für große Flächen. Ab 10 Ar aufwärts geht es dann doch in Arbeit über, wenn man es an einem Vormittag zu zweit schaffen möchte.

So wie wir uns nicht mit schweren Koffern in eine ferne Stadt zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf den Weg machen, ist auf größeren Flächen natürlich motorisierte Hilfe angesagt. Möglichst mit einem Messerbalken. Denn der schont Insekten und Kleintiere optimal, wie auch die Sense. Für kleinere Flächen ist sensen meist viel schneller, billiger und leichter. Wenn man sich zusammen tut und zu mehreren arbeitet, geht das sogar auch auf größeren Flächen und ist ein tolles Gemeinschaftsgefühl. Das geht sogar am Sonntagmorgen. Denn kein Motorlärm stört die Wochenendstille.

Sybille Hartmann & Manuel Haus
(Sensenlehrer & Leiter der NBL-Regionalgruppe Tübingen)


Biene sitzend auf Blüte