Mit der Gründung des Vereins Mellifera e. V. wurde 1985 zugleich die Imkerei Fischermühle eingerichtet, um neue Betriebsweisen zu entwickeln. Imkermeister Norbert Poeplau ist seit 2006 für die Betreuung von den aktuell rund 300 Bienenvölkern der Lehr- und Versuchsimkerei verantwortlich.
Die Imkerei dient Lehr- und Forschungszwecken.
Zugleich sind die Honigerträge der Imkerei aber auch ein wichtiger Beitrag für den Haushalt des Vereins.
Die Imkerei Fischermühle ist als Ausbildungsbetrieb für Imkerlehrlinge staatlich anerkannt.
Im Januar 2013 wurde die Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle von Mellifera e. V. mit dem Förderpreis Ökologischer Landbau ausgezeichnet. Mit diesem Preis würdigt das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz ökologisch wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe, die sich in einem oder mehreren Punkten besonders positiv hervorheben. Die Imkerei Fischermühle wurde im Bereich Tierschutz für ihre besonders stressarme Art der Bienenhaltung preisgekrönt. Außerdem wurde sie als einer von etwa 240 Demonstrationsbetrieben Ökologischer Landbau ausgewählt.
Interessierte Besucher können sich bei uns über unsere Arbeit informieren. Dazu gibt es jährlich einige feste Termine, die Sie bei unseren Veranstaltungen finden. Darüber hinaus bieten wir immer wieder auch zusätzliche Führungen an. Fragen Sie einfach nach unter Telefonnummer 07428/945249-24.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1985 wurden an der Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt, die dazu dienen, die wesensgemäße Bienenhaltung in die imkerliche Praxis zu integrieren. Zunächst standen bei der Arbeit zwei Ziele im Vordergrund: In kurzer Zeit musste eine ökologische Bekämpfungsmöglichkeit der Milbe entwickelt werden, um das Überleben und die Leistungsfähigkeit der Völker zu gewährleisten und die Bienenprodukte frei von Rückständen zu halten. Und es galt imkerliche Betriebsweisen zu entwickeln, die auf eine langfristige Stärkung der Bienen- gesundheit ausgerichtet sind. So entstand an der Lehr- und Versuchsimkerei die wesensgemäße Bienenhaltung. Vorbilder gab es dafür keine, doch ein Leitbild: Alle Maßnahmen sollen möglichst am Volksganzen, am „Bien“, ausgerichtet werden.
1988 wurden von uns systematische Versuche mit der bis dahin in der Varroa-Behandlung unbekannten Oxalsäure begonnen. Heute ist die Behandlung mit Oxalsäure international verbreitet – u. a. deshalb, weil sie keine Rückstände in Honig oder Wachs hinterlässt.
2002-2006 wurde ein Forschungsprojekt zum Einfluss der Zellengröße auf die Varroamilbe durchgeführt. Nur in dem von uns praktizierten Naturwabenbau war dies möglich. Anlass waren Berichte eines Berufsimkers aus Arizona (USA), welche die deutscheFachpresse bewegten. Dabei wurde auch über das „natürliche“ Maß von Brutzellen gestritten, welches durch die nahezu hundert Jahre andauernde Verwendung von Mittelwänden mit der angeblich unnatürlich großen Zellweite von 5,4 mm überdeckt sei. Die Imkerei Fischermühle wurde in diesem Zusammenhang von der Allgemeinen Deutschen Imkerzeitung um Untersuchungen gebeten, weil kein anderer Imkereibetrieb bekannt war, der so lange in einer großen Völkerzahl seine Bienen auf Naturwabenbau hielt. Im Rahmen der Untersuchungen konnte jedoch weder der Effekt einer gewissen Varroatoleranz nachvollzogen noch das „wahre“ Zellmaß identifiziert werden. Bericht Kleinzellen (pdf/154 KB)
Auch die in der ökologischen Imkerei regelmäßig für die Bekämpfung der Varroa-Milbe eingesetzten organischen Säuren stellen eine nennenswerte Belastung für die Bienen bzw. ihre Brut und wahrscheinlichauch für die mikrobiologische Situation im Bienenvolk dar. Deshalb arbeitet die Imkerei Fischermühle seit 2005 an der Entwicklung einer neuen Technik für die Behandlung des Varroa-Befalls mittels Wärme. Dabei werden die Bienen von brutfreien Völkern in einen Gitterkorb gefegt und in einer speziell klimatisierten Box weitgehend von Milben befreit. Bis heute konnte ein Wirkungsgrad von ca. 80 % erreicht werden. Die Milben fallen betäubt ab. Es gilt aktuell den Wirkungsgrad, die Behandlungsdauer und die Bienenverträglichkeit weiter zu optimieren und die eingesetzte Technik zu vereinfachen.
Auch hier ging die Imkerei Fischermühle völlig neue Wege, zu denen es keine Vorbilder gab: Entwicklung von Konzepten, die Naturwabenbau in modernen Beutensystemen mit Rähmchen praktikabel machen und Nutzung des natürlichen Schwarmtriebs zur Vermehrung von Bienenvölkern in neuen Betriebsweisen. Betriebsweisen (pdf/179 KB)
Schwerpunkte sind hier die Eignung für den Naturwabenbau und das Ziel, möglichst selten und wenig tief in die Völker einzugreifen. Dennoch erfüllen unsere Bienenwohnungen auch die notwendigen modernen Anforderungen. Bienenwohnungen (pdf/179 KB)
Wesensgemäße Bienenhaltung ist nichts Fertiges, sie ist kein Rezept oder gar eine Imkerei nach Vorschriften. Sie folgt einem undogmatischen inneren Leitbild, welches sich jeder nur selbst durch die Frage nach dem Wesen des Bienenvolkes erarbeiten kann. So bleibt wesensgemäße Bienenhaltung in Entwicklung. Ihre Grundsätze sind in verschiedenen Bienenwohnungen und Betriebsweisen realisierbar.