Umwelt In Lützkampen wird eine Agrarfläche zur Bienenwiese

Lützkampen · Gegen das Insektensterben: In Lützkampen wandelt Familie Thomas eine Agrarfläche zur Bienenwiese um. Paten finanzieren mit.

 Um so einen reichhaltig gedeckten Tisch zu finden, müssen Bienen oft lange fliegen.

Um so einen reichhaltig gedeckten Tisch zu finden, müssen Bienen oft lange fliegen.

Foto: Fritz-Peter Linden

Prachtvoll blühender Vorgarten, strahlend gelbes Rapsfeld oder eine kräftig rote Tomatenstaude: Wer mit dem Anbau von Pflanzen zu tun hat, weiß: Geht es den Bienen und anderen Insekten nicht gut, sind alle landwirtschaftlichen Mühen vergebens – da kann der Daumen noch so grün sein.

Rapide sinkt allerdings zurzeit der Bestand der fleißigen Helfer. Eine im Herbst veröffentlichte Studie geht von einem Rückgang der Insekten um durchschnittlich 76 Prozent in den vergangenen 20 Jahren aus.

„Diese Nachricht hat mich sehr besorgt“, sagt die Lützkämperin Verena Thomas. „Irgendwie war mir klar, dass etwas passieren muss, und im Grunde kann ja jeder aktiv werden“. So nahm sie sich vor, etwas zur Erhaltung der Bienen beizutragen, und richtet gerade ein Paradies für die Honigherstellerchen auf ihrem Grundstück ein.

„Die Wiese ist etwa 1200 Quadratmeter groß und wurde bisher als landwirtschaftliche Fläche verpachtet. Im vorigen Jahr säten wir bereits einfach ein paar Kräuter und merkten gleich: Huch, hier tut sich etwas“, sagt Verena Thomas. Angespornt vom ersten kleinen Erfolg, begann sie zu recherchieren und sich zu erkundigen, was sie noch besser machen könnte. Im Internet stieß sie auf den schwäbischen Verein Mellifera und seine Initiative „Netzwerk Blühende Landschaft“. „Dort gab es eine Ausschreibung, die sich zwar eigentlich nicht an private Leute richtete, aber auf unsere Fläche gut passte.“

Das Netzwerk setzt sich seit 2003 für blütenbestäubende Insekten ein, jährlich werden seit 2016 landwirtschaftliche Betriebe, regionale Initiativen und Kommunen als Kooperationspartner zur Einrichtung von großen Blühflächen gesucht (siehe Info). Die Partner stellen Flächen, das Netzwerk das Knowhow und ehrenamtliche Blühpaten Spenden, mit denen die Einsaat finanziert wird.

„Weil wir im Nebenerwerb – ich arbeite eigentlich als Erzieherin – landwirtschaftlich aktiv sind, kamen wir ausnahmsweise in dieses Programm mit rein“, sagt Verena Thomas. Von Grund auf sei sie beraten worden. „Dabei ging es darum, wie die ehemalige Weidefläche am sinnvollsten umgestaltet werden könnte. Es wurden verschiedene Saatvarian­ten abgewägt und schließlich eine Mischung von einjährigen, zweijährigen und immer wiederkommenden Pflanzen ausgewählt.“

Einzige Bedingung für die Unterstützung: Die Fläche soll möglichst öffentlich zugänglich sein. „Sobald es dort wächst und gedeiht, werden Hinweistafeln aufgestellt, die auf die Wichtigkeit solcher Wiesen und auf das Leben in dem kleinen Biotop hinweisen“, sagt Verena Thomas.

Zum Kozept gehört, dass die Blühwiese sich selbst überlassen wird. „Sie wird nicht bewirtschaftet. Einmal im Jahr wird es einen Schnitt geben. Das war es dann.“

Sie hoffe, mit dem Vorstoß das Thema ein bisschen mehr in die Öffentlichkeit zu holen. „Auch in privaten Gärten lässt sich ja einiges machen“, sagt Verena Thomas. Ob Bienenhotel, also ein Brutangebot, eine kleine Ecke, die für Wildblumen reserviert ist, oder gleich eine ganze Blühwiese, „jeder Bereich, in dem Bienen und Insekten Nahrung finden, ist wichtig.“

Sie sei sich übrigens sehr bewusst darüber, dass ihre nun entstehende Blühwiese durchaus ein heißes Eisen sei: „Nicht jeder versteht sofort, was das Ganze soll. Ich hoffe, dass sich das ändert, wenn die Wiese erst mal steht.“

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