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Blütenpollen – Superfood für Biene und Mensch

Pollen ist ein hochwertiges Naturprodukt, welches schon im alten Ägypten als Superfood galt. Hier erfahrt Ihr alles Wissenswerte über Inhaltstoffe, Gewinnung und Anwendungsgebiete von Pollen.

Mo 14. Januar 2019 Apitherapie, BieneMenschNatur.35, Bienenkunde
Honigbiene beim Bestäuben, eingehüllt mit Blütenstaub (Pollen). (Foto: shutterstock/azur13)
Honigbiene beim Bestäuben, eingehüllt mit Blütenstaub (Pollen). (Foto: shutterstock/azur13)

Pollen bedeutet im Lateinischen „Mehlstaub“, „Blütenstaub“, welcher in den Staubgefäßen der Pflanzen gebildet wird und über Wind oder Insekten zu den weiblichen Keimzellen einer anderen Blüte derselben Art zur Befruchtung transportiert wird.

Pollen sind neben den enthaltenen Kohlenhydraten reich an Fetten und Eiweißen. Sie besitzen eine widerstandsfähige Außenwand, welche vor allem Schutzfunktionen erfüllt, aber auch die Anhaftung an den weiblichen Keimzellen ermöglicht. Die Oberflächenstruktur zeigt eine für die jeweilige Pollenart charakteristische Struktur (was für die Bestimmung von Sortenhonigen bedeutsam ist).

Die Außenschicht der Pollen ist meist zu elektrischer Entladung fähig. Blütenpflanzen, welche ebenfalls diese Fähigkeit der elektrischen Orientierung besitzen, können auf herannahende Pollen (auch wenn diese an Insekten anhaften) mit einer Erweiterung des Blütenkelchs reagieren, um die Pollen leichter in Empfang zu nehmen.

Bienen nehmen beim Blütenbesuch den feinen Blütenstaub auf, indem dieser, mit Speichel vermengt, in sogenannten „Pollenhöschen“ an den Hinterbeinen zum Bienenstock transportiert wird. Die Bienen sammeln den Pollen vor allem als Nahrung für ihre Brut. Die Pollen werden eingespeichelt und in Wabenzellen eingelagert und mit einer dünnen Propolisschicht überzogen (Bienenbrot). Die Fermentation (durch Milchsäurebakterien und Hefen) sowie Propolis verhindert die Zersetzung des zunächst noch feuchten Pollens (der Wassergehalt liegt frisch gesammelt bei 20-30 %). Als Nahrung für die Brut ist der fermentierte Pollen leichter aufzuschließen bzw. zu verdauen.

Zur Gewinnung von Pollen in der Imkerei können am Flugloch Gitter angebracht werden. Beim Durchschlüpfen verlieren die Bienen dabei einen Teil der Pollenhöschen, welche in ein darunterliegendes Fach fallen. Diese werden dann regelmäßig vom Imker entnommen, gereinigt und getrocknet.

Wenige Imkereien verkaufen Bienenbrot (=Perga), d. h. die aus den Wabenzellen herausgelösten Pollen.

Getrockneter Blütenpollen (Foto: shutterstock) Getrockneter Blütenpollen (Foto: shutterstock) Blütenpollen gelten als „Nahrungsergänzungsmittel“. Der hohe Gehalt an essenziellen Aminosäuren (Eiweißbausteine, welche der Körper nicht selbst bilden kann und mit der Nahrung aufgenommen werden müssen), Mineralstoffen (insbesondere Kalium), Spurenelementen, Vitaminen und anderen Antioxidantien machen Blütenpollen zu einem allgemeinen Kräftigungsmittel, welches sich auch für die Erholung nach einer durchgemachten Krankheit eignet. Blütenpollen können auch unterstützend bei Depressionen eingenommen werden.

Weiter wirken sich Blütenpollen unterstützend positiv aus bei Entzündungen im Mund sowie im Bereich der Luftwege. Letztlich handelt es sich bei der antientzündlichen Wirkung sicherlich um ein Zusammenspiel aus Heilpflanzenwirkung der Pollen, den Enzymen aus dem Bienenspeichel und (im Falle von Bienenbrot) dem enthaltenen Propolis.
Pollen und Bienenbrot dienen auf Grund der enthaltenen Bienenenzyme und der Milchsäurebakterien (insbesondere im Bienenbrot) dem Aufbau der Darmflora.
Wo wir in der Natur Heilwirkungen antreffen, sind zuweilen auch unerwünschte Wirkungen möglich. Pollen sind für Menschen mit Heuschnupfen oder anderen Allergien meist der Auslöser einer allergischen Reaktion.

Verzehrt man im Winter für einige Monate vor Beginn des Pollenflugs täglich kleinste Mengen Blütenpollen aus der Region, so kann das Abwehrsystem allmählich auf den Pollenflug vorbereitet werden, so dass es beim ersten Pollenflug nicht allzu überschießend reagiert. Das Immunsystem wird quasi desensibilisiert. Hierfür eignet sich auch der Verzehr von Wabenhonig, welcher kleine Mengen an Pollen enthält. (Einige Imker vertreiben herausgeschnittene Wabenstücke samt in den Zellen enthaltenem Honig. Das Wachs ist für den Menschen in kleinen Mengen verdaubar.) Man kann nach zwei bis drei Jahren einen Rückgang der allergischen Symptome beobachten. Voraussetzung ist, dass die Pollen bzw. der Wabenhonig aus heimischer Herkunft sind.

Bei Heuschnupfenpatienten können mitunter schwere allergische Reaktionen auftreten, wenn man den Pollen pur zu sich nimmt. Die Einnahme sollten dann nur unter therapeutischer Begleitung erfolgen .

Zur Einnahme von Blütenpollen

Auf Grund der oben beschriebenen äußeren Schutzschicht der Pollenkörner können diese leichter aufgeschlossen und verdaut werden, wenn man Blütenpollen einweicht (z. B. im Müsli) oder zusammen mit fermentierten Nahrungsmitteln (wie Honig oder Sauerteigbrot) zu sich nimmt. Gutes Kauen und Einspeicheln unterstützen die Aufnahme der wertvollen Inhaltsstoffe. Die in den Pollen enthaltenen Eiweiße, Vitamine und Enzyme sind alle hitzeempfindlich, weshalb Pollen nur unerhitzt verzehrt werden sollten.

Heuschnupfenprophylaxe

Min. 1 TL Wabenhonig aus der Region täglich während der Wintermonate (min. 2 Monate vor Beginn des Pollenflugs beginnen) zu sich nehmen.
2 bis 3 Winter hindurch; dann ist meist ein deutlicher Erfolg zu beobachten und der Heuschnupfen fällt i.d.R. schwächer aus.

Almut Tobis, Ärztin

Alle genannten Inhalte ersetzen im Beschwerdefall nicht die diagnostische ärztliche Abklärung bzw. den fachkundigen therapeutischen Rat. Die juristische Haftung der Autorin ist in jedem Fall ausgeschlossen.


Biene sitzend auf Blüte