Herbstanemone
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Bienen als Umweltspäher entdecken Neonicotinoide

AKtueller Bericht über das Forschungsprojekt “Bienen als Umweltspäher” von Prof. Randolf Menzel.

Fr 7. Dezember 2018 BieneMenschNatur.35, Forschung, Neonicotinoide, Pestizide

Über das Projekt „Bienen als Umweltspäher“ haben wir schon mehrfach berichtet. Nach intensiven Forschungen ist es nun gelungen, die Messeinrichtungen so zu optimieren und praxistauglich zu machen, dass die Aufnahme von Neonicotinoiden durch die Sammelbienen in der Beute gemessen werden kann. Der Durchbruch gelang in der Zusammenarbeit mit Studenten und Imkern, die die Umweltspäher Messbeuten in den letzten Jahren betreut haben und der Mitarbeit von Programmierern, die die Auswertung der Messdaten übernommen haben.

Die Umweltspäher-Messbeute von außen. (Foto: R. Menzel) Die Umweltspäher-Messbeute von außen. (Foto: R. Menzel) Bienen laden sich auf ihren Sammelflügen elektrostatisch auf und strahlen elektrostatische Felder aus, wenn sie sich bewegen. Diese Felder können sie mit ihren Antennen (und vielleicht auch mit ihren Haaren) fühlen, sie können lernen und unterscheiden sie nach ihren Frequenzen. Unsere Messsonden registrieren diese Felder, wobei für uns besonders solche Bewegungsmuster interessant sind, die von den Schwänzeltänzen, den Stoppsignalen und dem Fächeln ausgehen. Wenn Sammlerinnen Neonicotinoide in geringen Dosen aufnehmen, verändern sich diese Bewegungsmuster. Das können unsere Sensoren erfassen und die Auswertungsprogramme quantifizieren. So fanden wir in unseren Untersuchungen z. B., dass alle drei Bewegungsformen abnahmen, wenn die Sammlerinnen das Neonicotinoid Clothianidin aufnahmen. Weiterhin fanden wir, dass zwischen verschiedenen Neonicotinoiden aufgrund diffiziler Abweichungen unterschieden werden kann. Die Frequenzanteile in den Signalen und deren Streuung war bei verschiedenen Neonicotinoiden unterschiedlich.

Messbeute von innen.  (Foto: R. Menzel) Messbeute von innen. (Foto: R. Menzel)

Die Umweltspäher Messbeuten erfassen auch weitere Parameter, das Gewicht der Beute, die Aktivität am Einflugloch, die Temperatur und Feuchte innen und außen. Zusammen mit den elektrostatischen Feldern stehen uns daher sehr aussagekräftige Daten zur Verfügung, die die Entwicklung eines Bienenvolkes unter den wechselnden Umweltbedingungen sehr genau erfassen. Die Auswertung der in diesem Jahr in der Zusammenarbeit mit 30 Imkern und 5 Studenten gesammelten Daten wird uns voraussichtlich auch erlauben, weitere Veränderungen in einem in keiner Weise gestörten Bienenvolk zu erfassen.

Prof. Randolf Menzel, FU Berlin


Biene sitzend auf Blüte