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DIY: Einen Saatgut-Automaten selber bauen

Saatgut verteilen leicht gemacht: Mit ein paar Handgriffen und etwas heimwerkerischem Können wird ein ausgedienter Kaugummi-Automat zu einem hübschen Saatgut-Spender. Wir zeigen im Blog, wie es geht.

Do 26. August 2021 von Nick Leukhardt Insekten, wildlebende Bienen
Diesen Automaten hat der 14-jährige Jonte von Naturschutz2Go selbst gebacken. (Foto: Naturschutz2Go)
Diesen Automaten hat der 14-jährige Jonte von Naturschutz2Go selbst gebacken. (Foto: Naturschutz2Go)

Wir bei Mellifera e. V. wollen die Welt zum Blühen bringen. Bunte Blumen sind nicht nur ein echter Augenschmaus, sondern auch Festmahl und wichtiger Lebensraum für Insekten aller Art. Bienen, Hummeln, Schmetterlinge & Co. laben sich am Nektar und Pollen der farbenfrohen Blüten, ernähren ihren Nachwuchs mit ihnen und richten sich ihr Zuhause im Umkreis der Pflanzen ein.

Die Welt zum Blühen bringen möchten nicht nur wir bei Mellifera, auch der 14-jährige Jonte von Naturschutz2Go hat sich das zur Aufgabe gemacht. Um die Menschen auf einfache und spaßige Art und Weise mit Saatgut zu versorgen, konstruiert er aus alten Kaugummi-Automaten hübsche Saatgutspender. Diese stehen bereits an vielen Orten in Deutschland und wurden schon von zahlreichen fleißigen Heimwerker*innen nachgebaut.

Dabei dienen die Automaten nicht unbedingt als der normale Weg, um Saatgut zu den Menschen zu bringen, sie sollen vielmehr das Bewusstsein für die blühende Landschaft schärfen. Jeder von uns kann seinen Teil beitragen, und sei es nur mit einer handvoll Saatgut im heimischen Garten.

Um es möglichst vielen Menschen zu ermöglichen, einen solchen Saatgut-Spender selbst zu bauen, hat Jonte eine Anleitung dafür geschrieben und uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Falls also auch ihr Lust habt, euch einen Saatgut-Spender vor das Haus, die Firma oder das Vereinsheim zu stellen, wünschen wir mit der folgenden Anleitung viel Spaß und Erfolg:

Für euer eigenes Projekt braucht ihr:

  • einen Kaugummiautomaten (gibt es auf Flohmärkten oder im Internet zu kaufen
  • Werkzeuge Akkubohrschrauber, Bohrer zum Vorbohren, Bits, ggf. Schraubzwinge, Pinsel
  • vier Kanthölzer aus Kiefernholz (je 5,4 cm x 3,4 cm x 45 cm)
  • eine Bodenplatte (12mm) aus Siebdruck 23 cm x 24 cm
  • zwei Multiplexplatten als Seitenwände aus Birke 18 mm (17,2 cm x 18,5 cm)
  • eine Multiplexplatte als Rückwand aus Birke 18 mm (12,2 cm x 18,5 cm)
  • ein Riffelblech (2mm) 27 cm x 28 cm als Dach
  • wasserfester Holzleim
  • 4 schrauben 5 mm x 7cm
  • 11 Schrauben 5mm x 6cm
  • 4 Schrauben 4mm x 5cm fürs Dach (z. b. Spengler-Schrauben)
  • wetterfeste Farben, Lasur zum Bemalen, Klarlack
  • je nach Aufstellort einen Pfosten oder eine Wandbefestigung
  • insektenfreundliche Samen, (kleine) Blumenzwiebeln im Herbst zum Befüllen je nach Wunsch; wir empfehlen für solch eine Aktion robuste Saatgutmischungen mit hohem Insektennutzen, z. B. die Blühende Landschaft , Kornrad und Mohni , die “Feldblumenmischung” von Rieger & Hofmann oder Simsalabunt .
  • 143 Kapseln (gibt es im Internet)
  • Eine Kapselrückgabe (Briefkasten, eigene Kreation)

Los geht´s!

Vorweg: Das Holz könnt ihr euch entweder selbst zusägen oder ihr holt es euch direkt in den passenden Maßen zugesägt. Die meisten Baumärkte bieten diesen Service an. Fragt dort einfach nach.

Jontes Automat in der Entstehung. (Foto: Naturschutz2Go) Jontes Automat in der Entstehung. (Foto: Naturschutz2Go) Habt ihr alle Teile beisammen, geht es mit dem Bohren der Löcher in die breiten Seiten der Kanthölzer los. Das erste Loch nach rund 3 cm, das zweite Loch ungefähr nach 15 cm. Das Ganze führt ihr an allen vier Kanthölzern durch, der Abstand zum Rand sollte dabei rund 2 cm betragen.

Nun befestigt ihr die beiden Seitenwände an den Kanthölzern. Zuerst die Löcher vorbohren, anschließend Holzleim auftragen und dann die Seitenwand an das Kantholz mit der langen Seite an das Kantholz schrauben.

Anschließend wird die Rückwand an den Seitenteilen befestigt. Hier sollten die Bohrungen in einer etwas anderen Höhe als bei den Seiten vorgenommen werden. Wir empfehlen z. B. 4 und 14 cm. So stellt ihr sicher, dass ihr nicht auf die anderen Schrauben trefft. Wie im vorherigen Schritt wird die Rückwand zuerst angebohrt, dann folgt der Holzleim und zum Schluss wird sie angeschraubt.

Sobald der Leim getrocknet ist, befestigt ihr das Ganze auf der Bodenplatte. Zwei Löcher mittig außen an der 24 cm-Seite, im Abstand von 2 cm, und ein Loch mittig mit einem Abstand 2 cm an der 23 cm-Seite. Auch hier solltet ihr Leim benutzten und vorbohren.

Auf das Riffelblech stellt ihr das komplette Gestell auf den Kopf, sodass ihr die Ecken anzeichnen könnt. Die 4 Löcher macht ihr dann von der Ecke aus jeweils 1,7 cm nach innen, so dass ihr den jeweiligen Pfosten gut trefft.

Je nachdem, wo ihr den Saatgut- Automaten aufstellen wollt, könnt ihr entweder einen Pfosten aus Holz oder Metall unterbauen. Natürlich kann man den Holzkasten auch an einer Wand anbringen.

Damit das Saatgut lange keimfähig bleibt, bietet sich eine Stelle an, die sowohl vor intensiver Sonneneinstrahlung als auch vor starker Kälte geschützt ist. Von November bis Februar nimmt man das Saatgut am besten aus dem Automaten raus – in dieser frostigen Zeit sät eh niemand etwas an.

Die Holzumrandung könnt ihr natürlich ganz nach eurem Geschmack anmalen. Am besten eigenen sich hierfür wetterfeste Holzfarben oder entsprechende Lasur. Am Ende ist auch eine Schicht Klarlack nicht schlecht, um den Automaten noch wetterfester zu machen.

Jetzt könnt ihr den Automaten befüllen, ihn in euren selbstgebauten Kasten stellen und das Saatgut unter die Leute bringen! Achtet dabei auf jeden Fall darauf, ausschließlich heimisches Saatgut zu verwenden. Dieses ist an die Bedürfnisse heimischer Insekten angepasst.

Noch ein wichtiger Hinweis!

Meist ist das Saatgut für den ausschließlichen Einsatz in Siedlungsgebieten zusammengestellt worden (außer Regiosaatgut). Um lokale Ökosysteme und Biotope vor fremden Samen zu schützen ist es wichtig, die Samen nicht einfach unbedacht in die freie Natur zu werfen. Am besten bringt ihr dazu auch einen Hinweis an eurem Automaten an. Innerhalb von Wohngebieten kann das Saatgut jedoch nach Herzenslust ausgesät werden.

Und da die Automaten-Kapseln leider in der Regel aus Plastik sind, empfehlen wir auch das Anbringen eines Rückgabesystems. Hier genügt schon eine kleine Kiste mit einem passenden Loch, in das die leeren Kapseln einfach hineingeworfen werden.

Das Ganze in bewegten Bildern

Jontes Anleitung für einen selbstgebauten Saatgut-Automaten gibt es nicht nur in geschriebener Form, er hat dazu auch ein passendes Video aufgenommen.

Youtube-Video
Video bei Youtube ansehen!

Biene sitzend auf Blüte