Herbstanemone
Zweig

Von der zündenden Idee zur süßen Kreation

Michael Slaby ist nicht nur Mellifera-Vorstand, sondern auch der Erfinder von BeeZaubern. Doch was macht die Honig-Kreationen so besonders? Wie sind sie entstanden? Und was sagt der Honig-Sommelier zu ihnen?

Do 26. November 2020 von Lydia Wania-Dreher BieneMenschNatur.39, Honig, Interview
Michael Slaby (l.) mit Pacari-Gründer Santiago Peralta. (Foto: Mellifera e. V.)
Michael Slaby (l.) mit Pacari-Gründer Santiago Peralta. (Foto: Mellifera e. V.)

Der Kontakt zu Firmen und Großspendern ist das Metier von Michael Slaby. Der 41-jährige Familienvater arbeitet seit 2014 bei Mellifera e. V., ist Mitglied im Vorstand und leitet den Bereich Fundraising. Der leidenschaftliche Feinschmecker ist aber auch der „Erfinder“ unserer neuen Honigkreationen. Im Gespräch erzählt er, was es damit auf sich hat.

Michael, Du bist der Ideengeber für unseren neuen Schoko- bzw. Haselnusshonig. Wie kamst Du darauf?

M. Slaby: Wie fast alle guten Ideen kam mir dieser Gedanke in der Küche: In unserer Mitarbeiterküche sammeln wir alle Honiggläser, die Kursteilnehmer aus ganz Deutschland mitbringen. Unsere „Honigbar“ öffnete mir die Augen für die unglaubliche aromatische Vielfalt unterschiedlicher Honigsorten. Und da ich vier Kinder habe, war es mir ein Anliegen, für sie eine gesunde Alternative zu den gängigen Schokocremes zu entwickeln. Diese ursprüngliche Idee habe ich dann in unzähligen Testreihen verfeinert.

Unser Schokohonig besteht aus zwei komplett naturbelassenen Zutaten: Mellifera Demeter Sommertrachthonig und purer Demeter Rohkakao. Der Honig stammt von unseren Bienen rings um die Fischermühle – das ist klar –, aber wo kommt der Kakao her? Kannst Du ein bisschen darüber erzählen?

M. Slaby: In meinen Recherchen zu den besten Kakaolieferanten der Welt bin ich auf Pacari gestoßen, eine kleine Firma aus Ecuador. Die Pacari-Schokolade wird „vom Baum bis zur Tafel“ in Ecuador hergestellt, damit die Wertschöpfung im Land bleibt. Sie beziehen ihren Kakao ohne Zwischenhändler direkt von lokalen Kleinbauern und zahlen ihnen deshalb die höchsten Preise für ihre Ernte. Pacari ist einer der Pioniere sogenannter „Raw Chocolate“ – also Schokolade, deren Herstellungsprozess nie Temperaturen von 42°C überschreitet. Dadurch bleiben die über 300 wertvollen Substanzen im Kakao bestmöglich erhalten. Die lokalen Kakaobauern werden außerdem in biodynamischer Landwirtschaft geschult. Daraus entstand die weltweit erste Schokolade, die das Demeter-Siegel trägt.

Von Hand werden die Kakaobohnen bei Pacari direkt in Ecuador weiterverarbeitet. (Foto: PACARI ©) Von Hand werden die Kakaobohnen bei Pacari direkt in Ecuador weiterverarbeitet. (Foto: PACARI ©)

Und wie ist das beim Haselnusshonig?

M. Slaby: Nachdem feststand, dass wir eine der besten Schokoladen der Welt für unseren Schokohonig nehmen würden, begab ich mich auf die Suche nach den besten Anbauregionen für Haselnüsse, um daraus eine weitere Honigkreation zu schaffen. Im italienischen Piemont bin ich fündig geworden. Die Region ist hierzulade für die „Piemont-Kirsche“ bekannt, die es allerdings nie gegeben hat – dabei handelt es sich um eine Erfindung eines italienischen Süßwarenherstellers, der im Piemont seinen Geschäftssitz hat. Bekannt ist die Region für ihre Haselnüsse, die „tonda gentile“, die als „Königin unter den Haselnüssen“ weltweit geschätzt wird. Hier habe ich ein kleines Biounternehmen gefunden, das die Nüsse von Hand röstet und unter der geschützten Marke „Piemonteser Haselnüsse g.g.A.“ vermarktet.

Schonend werden die Piemonteser Haselnüsse in der italienischen Mittagssonne getrocknet. (Foto: Altalanga) Schonend werden die Piemonteser Haselnüsse in der italienischen Mittagssonne getrocknet. (Foto: Altalanga)

Nun werden sich wahrscheinlich manche Honigliebhaber fragen: Warum mischt Mellifera jetzt den erstklassigen Honig? Was sagst Du ihnen?

M. Slaby: Honig ist ein wunderbares Geschenk der Bienen und ein vollkommenes Lebensmittel im besten Sinne des Wortes. Dieses Wissen möchten wir verbreiten. Rohe Schokolade macht glücklich, schmeckt köstlich und ist unglaublich reich an Mineralien und anderen guten Inhaltsstoffen. Das „Gold der Bienen“ mit dem „Gold der Azteken“ zu kombinieren ist für mich eine echte Traumhochzeit. Heutzutage enthalten die meisten Süßigkeiten zu viel schädlichen Industriezucker, sowie Palmöl, für welches riesige Regenwaldflächen abgeholzt werden. Auf den Kakaoplantagen in Westafrika arbeiten mehr als 2,2 Millionen Kinder unter unmenschlichen Bedingungen. Wir ermöglichen Genuss ohne schlechtes Gewissen, unterstützen den fairen Handel und wollen gleichzeitig noch mehr Menschen für die faszinierende Welt des Honigs und der Bienen begeistern und be(e)zaubern.

Überzeugt! Du bist ja auch ausgebildeter Honigsommelier. Wie schmecken denn nun die neuen Honigkreationen? Kannst Du uns das professionell beschreiben?

M. Slaby: Die beiden Kreationen schmecken komplex und vielschichtig. Der Schokohonig hat einen seidigen Schmelz. Die Süße des Honigs verbindet sich mit den erdig-herben und gleichzeitig blumig-fruchtigen Aromen des Arriba National Edelkakaos. Er besticht durch einen langen Nachklang, in dem malzige Honigtau-Anklänge sowie karamellige Noten der Schokolade hervortreten. Der Haselnusshonig liegt feincremig und sahnig im Mund. Das blumig-süße Honigbouquet schafft Raum für herrlich-kräftige Röstnoten der Haselnusscreme, die wunderbar lange im Mund verbleiben. Der Geschmack entführt in ferne Kindheitstage, in denen es eine seelige Freude war, die Schüssel des Kuchenteigs auszuschlecken.

Honig ist ein wunderbares Geschenk der Bienen und ein vollkommenes Lebensmittel im besten Sinne des Wortes. Dieses Wissen möchten wir verbreiten.

Da läuft einem ja das Wasser im Mund zusammen. Sind denn die beiden Honigkreationen hauptsächlich als Brotaufstrich gedacht?

M. Slaby: Nein, dafür sind sie eigentlich zu schade. Sie sind eher als feine Nascherei direkt aus dem Glas gedacht, als „Seelenwärmer zum Löffeln“, mit denen wir etwas von der Lichtenergie des Blütennektars aufnehmen können. Das Tollste ist: Sowohl Honig als auch Rohkakao haben eine appetitzügelnde Wirkung und helfen damit sogar – in Maßen genossen – beim Abnehmen.

Und noch eine ganz private Frage zum Schluss: Deine vier Kinder waren an der Entwicklung beteiligt. Plaudere doch ein bisschen aus dem Nähkästchen: Wie lief das bei euch zu Hause genau ab?

M. Slaby: Besonders meine älteste Tochter Maili, 11 Jahre, hat den ganzen Prozess begleitet und mir genaue Rückmeldungen zu jeder Verfeinerung der Rezepturen gegeben. Dabei war sie meine schärfste Kritikerin. Irgendwann sagte sie: „Papa, seit ich deinen Schokohonig esse, sind mir die meisten anderen Schokoladen einfach zu süß.“ Darüber habe ich mich natürlich gefreut. Jetzt ist sie mindestens so stolz wie ich, dass wir die Kreationen endlich herausbringen.

Das Interview führte Lydia Wania-Dreher.

Wenn Sie jetzt auch Lust auf ein Gläschen unsere Honig-Kreationen bekommen haben, schauen Sie einfach in unserem Online-Shop oder unter www.beezaubern.de vorbei.


Biene sitzend auf Blüte