Nisthilfen für Wildbienen
Nistmöglichkeiten sind neben einem guten Blütenangebot der zweite wichtige Baustein für das Vorkommen von Wildbienen. Was Sie beim Bau und Aufstellen von Nisthilfen beachten müssen.
Di 13. März 2018 von Gastautor*in Insekten70% der Wildbienen nisten im Boden. Sie freuen sich über vegetationsarme Stellen oder Trampelpfade im Garten. (Foto: Walter Eberl/Pixelio) 70% der Wildbienen nisten im Boden, meist in offenen Bodenstellen. 20% nisten in vorhandenen Hohlräumen, z.B. im Holz oder Gemäuer. Nur 5% nagen sich in hohle Pflanzenstängel selbst Gänge hinein. Des Weiteren gibt es viele Sondernistweisen wie leere Schneckenhäuser, hohes Altgras, Nester aus Lehm oder Harz und so weiter.
Im Siedlungsbereich mit seinen blütenreichen Gärten sind im Vergleich zu Agrarlandschaften relativ viele Wildbienen zu finden, so dass es durchaus Sinn macht, speziell hier zusätzliche Nistmöglichkeiten zu schaffen. Auch Schlupf-, Grab- und andere Wespen nehmen Nisthilfen gerne an. Diese Wespen jagen sogenannte Schädlinge wie Blattläuse, Raupen oder Blattkäfer und sind daher beim Gartenbesitzer beliebt.
Besonnte Bodenstellen
Weil der allergrößte Teil der Wildbienen in besonnten, offenen Bodenstellen lebt, kann man damit am meisten für Wildbienen bewirken. Dazu zählen vegetationsarme Stellen im Garten, Trampelpfade oder Erdbereiche die vor dem Regen durch ein Dach geschützt sind.
Nisthilfen für solitär lebende Wildbienen
Solitär lebende Wildbienen belegen einen Bohrgang für sich und legen ihre Brut hintereinander geschachtelt in den Gängen an. Bei Bohrlöchern zwischen 2 und 10 mm Durchmesser ist für alle Arten etwas getan. Durchmesser von 3-5 mm werden am besten angenommen. Weiterhin hängt das Geschlechterverhältnis des Bienennachwuchses oft mit dem Durchmesser der Nistgänge zusammen. Da die Männchen fast aller Wildbienen kleiner als die Weibchen sind, werden in dünneren Durchmessern verhältnismäßig mehr Männchen angelegt. Die Bohrung sollte vor allem bei den größeren Durchmessern mindestens 8 cm tief gehen, 5 cm für kleine Durchmesser. Wichtig ist auch, dass die Bohrlöcher nicht durchgängig sind, sondern hinten abschließen. Die meisten Wildbienen mögen es warm. Am besten richtet man die Nisthilfenblöcke nach Osten aus, damit sie am Morgen von der Sonne aufgewärmt werden. Die Nisthilfen sollten mit einem Regenschutz gegen Feuchtigkeit geschützt werden.
Lehmwand
Aus einer alten Kiste lässt sich leicht eine Lehmwand herstellen. Ein Holzrahmen, eine alte Kiste oder ähnliches wird einfach mit sandigem Lehm zugefüllt und es werden Löcher verschiedener Größe hinein gestochen. Der getrocknete Lehm sollte so weich sein, dass man ihn mit den Fingernägeln abkratzen kann. Ist der Lehm trocken, kann man die Nisthilfe aufhängen. Hier ist ein Regenschutz besonders wichtig.
Nistholzblock
Holzbewohnenden Bienen kann man mit einem einfachen, unbehandelten Hartholzblock helfen, in den verschieden große Löcher gebohrt sind. Der Holzblock sollte ca. 12 – 14 cm Tiefe aufweisen. Hartholz wird angeblich besser angenommen und quillt bei Feuchtigkeit auch nicht so. Frisches Nadelholz wird wegen des intensiven Geruchs von den Bienen gemieden. Wer will, kann auch einen Regenschutz anbringen. Wichtig ist es, die Löcher nicht parallel sondern quer zu den Jahresringen zu bohren.
Hohle Stängel
Hohle Stängel können einfach zusammen gebunden und aufgehängt werden. Ob Schilf, Bambus, Brombeere oder andere hohle Pflanzenstängel, sie werden gerne von spezialisierten Bienen und Wespen für ihre Brut benützt. Man kann sie entweder zusammenbinden und einfach schräg aufhängen, damit der Regen abtropft, in einer Blechdose bündeln und befestigen, oder einfach die Stängel in Hohllochsteine mit großen Löchern stecken. Die Stängelenden sollten hinten verschlossen sein. Beim Abschneiden von Schilf muss man darauf achten, dass die Stängel nicht spreisseln, sonst werden sie nicht angenommen.
Nisthilfen für Hummeln
Hummeln gehören gerade für Obst und Gemüse zu den wichtigsten Bestäubern. Daher ist ihre Unterstützung mit Nisthilfen besonders für Gartenbesitzer attraktiv.
Hummeln brauchen für ihren Staat genug Platz. Manche bauen ihr Nest in Altgrasbüschel oder ähnliches; für die Höhlenbewohner kann man Nistkästen bauen. Bewährt hat sich eine Größe von ca. 40 × 40 × 40 cm. Das Dach sollte schräg sein und überstehen, um den Regen abzuhalten.
Wenn das Dach abnehmbar ist, kann man auch ab und zu in das Nest hineinschauen. Das Einflugloch sollte ca. 2 cm groß sein. In den Kasten kann man dann einen kleineren Karton (23 × 23 ×23 cm) stellen, der über ein Röhrchen mit dem Einflugloch verbunden ist. Den Zwischenraum kann man mit Polsterwolle oder trockenen Grasbüscheln ausfüllen, die auch im Karton zum Nestbau vorhanden sein sollte. Zur Durchlüftung sollte man noch einige kleine Löcher (2 mm) anbringen und fertig ist der Hummelkasten. Nun stellen Sie das Hummelnest an einem warmen Standort auf, an dem sich das Nest in der Mittagssonne jedoch nicht überhitzen kann (z.B. Ost- oder Westseite).
Ein Haus für Hummeln. Wenn das Dach abnehmbar ist, kann man auch ab und an in das Nest hineinschauen. Wenn sich die Hummeln nicht von selbst ansiedeln, kann man nachhelfen: Im Frühjahr suchen die Königinnen nach einem Nest und fliegen dabei sehr langsam, dicht über dem Boden und krabbeln in manche Löcher und Ritzen. Eine solche Königin fängt man leicht mit einem Behälter (kein Netz). Vorsichtig lässt man sie heraus und direkt über das Eingangsloch in die Eingangsröhre krabbeln. Krabbelt sie weit hinein, kann man den Eingang mit etwas Moos für wenige Minuten kurz verschließen. Brummend wird sie ins Innere des Kastens gehen, denn am Brummton hört sie die Größe des Hohlraumes. Ist sie beunruhigt und gerät in Panik, hat es keinen Zweck, sie einzusperren und man sollte den Moos-Stopfen schleunigst entfernen.
Tipps
Wer keine Zeit hat Nisthilfen selbst zu bauen, kann bei diesen Anbietern gute Insektenhotels kaufen:
Literaturhinweis:
“Nisthilfen für Wildbienen und Wespen”, Natur&Garten Heft 3/2015; Zeitschrift des Naturgarten e.V, erhältlich beim Naturgarten e.V.
Dipl.-Biol. Ralf Braun (Haus am Strom)